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Beim Ortstermin werden in Grenchen erneut Wurststücke gefunden – in derselben Wiese wie letzten Samstag. Die Polizei sammelt die Wurststücke ein, sie werden ins kriminaltechnische Labor der Kantonspolizei gebracht.
Margrit Frank ist ausser sich. Für die Medien hat sie sich wieder an den Ort an der Bielstrasse begeben, wo ihr elfjähriger Hund Faro letzten Samstag ein Stück Wurst gefressen hat, das mit einer Schraube präpariert worden war (wir berichteten). Fürs az Grenchner Tagblatt und das Tele M1 zeigen sie und ihr Kollege Alois Imfeld die Stelle und geben Interviews.
Das Wurststück mit der Schraube lag nur etwa rund 50 Zentimeter vom Trottoir entfernt bei einer Reklametafel. Faro musste letzten Samstag notoperiert werden, der Luterbacher Tierarzt Martin Gugelmann entfernte die Schraube, die sonst zu massiven inneren Verletzungen hätte führen können. Der Hund ist noch etwas unsicher auf den Beinen, aber läuft trotzdem tapfer mit.
Imfeld durchstreift mit seinem Hund erneut die Wiese vor dem Block an der Bielstrasse, die von der Polizei letzten Samstag systematisch abgesucht wurde – und er findet erneut Wurststücke. Zwar auf den ersten Blick dieses Mal ohne Metall, aber der Verdacht wird laut, dass es sich dieses Mal wohlmöglich um vergiftete Köder handeln könnte. Allem Anschein nach handelt es sich auch nicht um Stücke, die am Samstag übersehen worden waren, sondern um neu ausgelegte.
Wurststücke werden ins Labor gebracht
Die herbeigerufene Polizei sammelt die Wurststücke ein, sie werden später ins kriminaltechnische Labor der Kantonspolizei gebracht, wo sie auf Gift und mögliche Spuren untersucht werden. Dazu gehören auch Hinweise auf DNA, die der Täter möglicherweise hinterlassen hat. «Auch die am Samstag gefundenen Stücke mit Schrauben werden auf Spuren untersucht», erklärt Michael Herzog, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei Grenchen dem «GT» später. Sobald die Untersuchungen Ergebnisse lieferten, werde man aktiv gegen den Übeltäter vorgehen.
«So eine Tat ist einfach das Hinterletzte», enerviert sich Hundehalterin Frank. Dass jemand zu so etwas fähig sei, kann sie nicht verstehen. «Es ist schon das dritte Mal, dass hier so gefährliche Köder ausgelegt wurden», sagt sie. Bereits vor zwei Jahren und auch letztes Jahr habe man hier, an genau derselben Stelle, mit Metall versetzte Fleischstücke entdeckt. «Mit Schrauben, Hagraffen und Nägeln hatte der Hundehasser Wurststücke präpariert». Die Polizei sei jedes Mal informiert worden, aber man habe den Täter bisher nicht erwischt.
Es gibt einen Verdächtigen
Obwohl, einen Verdacht hege sie schon, sagt Frank. Es gebe auch andere Hundehalter, welche vermuteten, wer der Übeltäter sei. Eine Frau, die in der Nähe des «Tatorts» wohnt, stösst neugierig zur Gruppe bei der Wiese. Sie will wissen, was die Polizei denn hier gesucht habe – und nachdem sie über die gefundenen Wurststücke informiert wurde, hegt auch sie denselben Verdacht. Mehrere im Lauf der Recherchen kontaktierten Personen sagen alle dasselbe: Es gebe im Quartier einen älteren Mann, der sich als bekennender Hundehasser aufführe.
Eine Hundehalterin, die anonym bleiben will, erzählt, sie sei sogar tätlich angegriffen worden: Irgendwer habe eine Bierflasche nach ihr geworfen und sie nur knapp verfehlt, als sich ihr Hund in der Wiese versäuberte. Nach den Vorfällen von letztem Samstag habe sie den Mann, den sie verdächtige, angetroffen und direkt angesprochen, worauf ihr dieser mit einer Anzeige gedroht habe. «Er wurde sehr aggressiv und hat rumgeschrien. Dann hat er die Zustände im Quartier kritisiert und sich über alles und jeden beklagt». Davon weiss inzwischen auch die Polizei und will den Sachverhalt prüfen.
«Man hört auch von vergifteten Ködern im Grenchner Wald», erzählt Margrit Frank, die Faro immer wieder vom Rand der Wiese wegzieht. Und die Grenchnerin Romina Blickenstorfer, die mit ihrem jungen Schäferhund zur Gruppe stösst, erzählt von Ködern, die angeblich an der Aare ausgelegt worden sind. «Die wurden mit Rattengift präpariert». Blickenstorfer hat vor drei Tagen die offene Facebook-Gruppe «Vierbeiner Blatt» gegründet, die bereits gegen 300 Mitglieder hat. Darin sollen Hundehalter Beobachtungen melden und sich so gegenseitig vor Gebieten warnen, wo Giftköder ausgelegt wurden. Denn offensichtlich ist der Hundehasser an der Bielstrasse in Grenchen kein Einzelfall.