Verkehrsplanung
Neue Ideen, um Verkehrsprobleme in Grenchen zu beseitigen

Das Industriegebiet Süd in Grenchen entwickelt sich. Dies verstärkt den Individualverkehr, was Massnahmen fordert, den Verkehr künftig stärker über äussere Achsen zu leiten.

Patrick Furrer
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In Zukunft soll der Verkehr über die Neckarsulmstrasse führen und nicht mehr durch die Wohnzone. fup

In Zukunft soll der Verkehr über die Neckarsulmstrasse führen und nicht mehr durch die Wohnzone. fup

Die innerstädtischen Achsen Flug-hafenstrasse–Leimenstrasse und Unterführungsstrasse–Bahnhofstrasse sind nach wie vor stark durch den Individualverkehr belastet: Eigentlich nur als Sammelstrassen vorgesehen, nehmen sie de facto die Funktion von Durchfahrtsstrassen wahr, damit Pressierte bequemer vom Zentrum zur Autobahn oder umgekehrt gelangen. Das passt so gar nicht zum städtischen Verkehrskonzept, das den übergeordneten Verkehr über die äusseren Achsen – das «Y» Schlachthausstrasse und Neckarsulmstrasse – führen will.

Mit der Entwicklung im Industriegebiet Süd würde die Verkehrsproblematik weiter zunehmen, weshalb die Stadt nun auf die Bremse tritt. Eine Kerngruppe mit Vertretern der Baudirektion, der Bau-, Planungs- und Umweltkommission (Bapluk), der Stadtpolizei und des kantonalen Amts für Verkehr und Tiefbau (AVT) erarbeitet eine Konzeptstudie zur Problemlösung.

Sperrung entlang der Wohnzone

Mit der Eröffnung der neuen ETA-Zifferblattfabrik wird der Verkehr im Bereich Zentrum Süd weiter zunehmen. Damit die Wohnzone nicht noch mehr belastet wird, soll die obere Flughafenstrasse zwischen Sport- und Niklaus Wengi-Strasse gesperrt werden.

Der Schleichweg entlang der Flughafenstrasse–Leimenstrasse wird damit verschwinden. «Es ist davon auszugehen, dass dies zwar einerseits den positiven Effekt haben wird, dass vermehrt über die äussere Achse Neckarsulmstrasse gefahren wird», sagt Stadtbaumeister Claude Barbey, «andererseits werden einige Verkehrsteilnehmer auf die Unterführungsstrasse– Bahnhofstrasse ausweichen.» Auch dieser Bereich ist schon heute stark belastet, was zu den Hauptverkehrszeiten regelmässig zu Staus führt. Es ist kein Geheimnis, dass die Löwenkreuzung regelmässig an ihre Kapazitätsgrenzen stösst, eine Kreisellösung wurde aber aus Kostengründen zurückgestellt. Damit sich die Situation nicht weiter zuspitzt, müssen also auch dort Gegenmassnahmen getroffen werden.

Resonanzgruppe für Mitsprache

Ausserdem wird eine von einer neutralen Person geleiteten Resonanzgruppe – bestehend aus Gewerbe, Anwohnern, Geschäftsinhabern und Behörden und weiteren – gegründet. Stadtbaumeister Claude Barbey will damit mehr Mitwirkung der Betroffenen als bisher erreichen. Konkrete Verkehrsmassnahmen will er aber noch keine nennen.

Unvermeidbar scheint, dass die Stadt künftig auf der Neckarsulmstrasse neue Kreisel erhält – einer davon wird an der Kreuzung zur Niklaus-Wengi-Strasse gebaut. Damit die Autofahrer nicht die Wohnzonen für Abkürzungen missbrauchen, werden zudem «weiche», flankierende Massnahmen getroffen, beispielsweise Bodenwellen oder Poller installiert. «Es wird sich einiges verändern», sagt Claude Barbey. Von neuen Lichtanlagen im Bereich Unterführungsstrasse bis zu weiteren Kreiseln ist grundsätzlich alles denkbar. Auch für Velo und Co. sollen mit den Plänen endlich neue Lösungen und Velowege entstehen. Abschliessend entscheiden wird letztlich der Gemeinderat.

Wie viel Wachstum soll es sein?

In den letzten Jahren hat der Verkehr in der Stadt Grenchen erneut zugenommen. Aus der aktuellen Verkehrszählung geht hervor, dass sich der Verkehr gerade auf den als problematisch erachteten Innenachsen fast um die Hälfte erhöht hat. Über 5000 Fahrzeuge passieren täglich die obere Flughafenstrasse, fast 10000 die Unterführungsstrasse. Die Prognosen für die Industrie unterhalb der SBB-Geleise im Osten zeigen ein weiteres Wachstum – «kommt keine Krise, werden wir dort in den nächsten 10 Jahren mit Sicherheit weitere Neubauten haben», ist Barbey überzeugt.

Die Verkehrsplanung bleibt also ein Dauerbrenner. Wächst die Stadt, wächst auch der Verkehr, und Grenchen ist davon überdurchschnittlich stark betroffen. Kritisch meint der Stadtbaumeister: «Letztlich muss man sich auch fragen, wie viel Wachstum eine Stadt überhaupt verträgt und ertragen soll. Alle wollen immer das Wachstum, was das aber letztlich alles bewirkt, überlegen sich nur wenige.»