Der Busbetrieb Grenchen und Umgebung BGU hat eine Ausschreibung für 5 neue Busse laufen. Ein Fahrzeug dieser neusten Generation ist kürzlich eingetroffen.
Der Verwaltungsrat der Busbetriebe Grenchen und Umgebung hat vor genau einem Jahr beschlossen, einen Teil der Flotte zu erneuern. Eine entsprechende Ausschreibung wurde Anfang September im Amtsblatt des Kantons Solothurn und auf der Website www.simap.ch publiziert. Konkret sollen fünf Busse der BGU durch neue gasbetriebene Hybridbusse ersetzt werden. Ein Dieselbus, Jahrgang 2004 mit 1,2 Mio. Kilometern auf dem Tacho sowie vier Gasbusse aus dem Jahr 2009 mit durchschnittlich je 850'000 gefahrenen Kilometern sollen ersetzt werden. Die Ausschreibung verlangt ausdrücklich hybride Fahrzeuge.
BGU-Chef Hans-Rudolf Zumstein erklärt, um was es sich dabei handelt: «Hybride Gasbusse fahren im Normalbetrieb mit Erdgas und haben zusätzliche Elektromotoren. Beim Bremsen wird Strom erzeugt, mit dem diese Motoren betrieben werden, sie brauchen nicht aufgeladen zu werden.» Zumstein erklärt die Vorteile dieses Systems wie folgt: «Der Treibstoff Gas hat beim Anfahren einen etwas schlechteren Wirkungsgrad als beispielsweise Diesel bei einem niedrigen Drehmoment. Um dieses Defizit auszugleichen, wird beim Anfahren der Elektromotor zugeschaltet. Und gleichzeitig spart man eine erhebliche Menge an Treibstoff», so Zumstein.
Konkret heisst das in Zahlen und auf die BGU bezogen: Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 85'000 Kilometern pro Jahr verbraucht ein mit Erdgas betriebener Bus rund 34'425 kg Erdgas, rund 40,5 kg pro 100 Kilometer. Die Unterstützung durch das Hybridsystem bringt eine Ersparnis bis zu 8,5 %. Das reduziert den Totalverbrauch pro Fahrzeug um 2,93 Tonnen Erdgas jährlich.
Rechnet man das Ganze in CO2-Emissionen um, beträgt der jährliche CO2-Ausstoss bei einem herkömmlichen erdgasbetriebenen Bus 95,94 Tonnen pro Jahr, wovon 76,73 Tonnen klimarelevant sind. Bei einem Hybrid-Bus sind es noch 87,76 Tonnen CO2, wovon 70,19 Tonnen klimarelevant sind – eine satte Reduktion um 6,7 Tonnen CO2 jährlich pro Fahrzeug.
Bei fünf neuen Fahrzeugen kommt man also auf eine Reduktion des benötigten Treibstoffs um 14,65 Tonnen Erdgas und um 33,5 Tonnen CO2-Ausstoss jährlich (Angaben CO2-Rechner Gaz-Energie).
Den schlechteren Wirkungsgrad des Treibstoffs beim Anfahren haben auch die Hersteller berücksichtigt. Mercedes beispielsweise stellt gar keine «normalen» erdgasbetriebenen Busse mehr her. Der «Citaro» ist serienmässig mit elektrischen Zusatzmotoren ausgerüstet, der das Defizit ausgleicht und so die Ersparnis von rund 8,5 % ermöglicht.
Der BGU hatte bereits im Juli 2015 eine Ausschreibung für sechs neue Erdgasbusse publiziert. Fünf solcher Busse wurden angeschafft und sind bereits in Betrieb. Letzten Freitag nun traf das letzte Fahrzeug dieser Anschaffung erstmals in Grenchen ein, noch ohne Logo und Farbe: Ein Mercedes Citaro Hybrid, der in den nächsten Wochen bei den Busbetrieben Solothurn mit den für Grenchen notwendigen Gerätschaften ausgerüstet wird: Ticketautomat, die GPS-gesteuerten Navigationsanzeige der Haltestellen für die Anzeige auf den Bildschirmen, Funk und Mehrfahrtenkartenentwerter etc. Auch wird der neue BGU-Bus im Freiburgischen noch mit den BGU-Farben und Logos beschriftet und muss vom Bundesamt für Verkehr BAV abgenommen werden, bevor er in etwa einem Monat auf dem Netz des BGU unterwegs ist.
Die Verkehrsbetriebe Olten sind offenbar ebenfalls interessiert an einer Anschaffung und werden das Fahrzeug während ein paar Tagen auf Herz und Nieren testen können, bevor es in Grenchen in Betrieb genommen wird, sagt Zumstein.
BGU-Chef Zumstein liess es sich nicht nehmen, rasch eine kleine Testfahrt über Bettlach zu machen, um auch an steilen Stellen zu testen, wie sich die zusätzliche Leistung der Elektromotoren auswirkt. Mit von der Partie einer seiner Chauffeure und Markus Stalder, Techniker der BSU, der den Bus überführt hatte und später gleich wieder nach Solothurn fuhr. Von der Zuschaltung der Elektromotoren sei eigentlich nichts zu merken, erklärte Stalder. Die Leistung, die auf die Räder komme, bleibe gleich, nur sei der Ursprung der Energie unterschiedlich: Ein Teil ist Erdgas, ein Teil ist Strom. Für die richtige Mischung sorgt modernste Elektronik. Es sei also nicht so, dass die neuen Busse beim Anfahren «Schwarze» liegen lassen. Weder Passagier noch Chauffeur merken einen wesentlichen Unterschied.
Die Kosten für einen neuen Bus betragen laut Zumstein rund 470'000 Franken, also geht es um insgesamt rund 2,35 Mio. Franken Anschaffungskosten für die fünf neuen Fahrzeuge.
Nun würde es ja auf der Hand liegen, dass man der Einfachheit halber auf Bewährtes zurückgreift und die Busse einfach beim Mercedeshändler bestellt. Aber das geht natürlich nicht. Die Ausschreibung ist öffentlich und theoretisch könnte sich sogar ein Lieferant aus Indien oder sonst woher bewerben.
Die Gesetzgebung verlangt, dass das wirtschaftlich günstigste Angebot den Zuschlag erhält, sofern die weiteren Bedingungen erfüllt werden: Die Fahrzeuge müssen vor Ort geliefert werden, es sind keine Varianten, Teilangebote, Bietergemeinschaften oder Subunternehmer zugelassen. Derjenige Anbieter, der den Zuschlag erhält, muss auch die Kriterien des Wartungsvertrags über 10 Jahre erfüllen können. Die Lieferung soll zwischen dem 1. April 2021 und dem 30 Juni 2021 erfolgen. Und: Ein Anbieter muss auch Referenzen über in der Schweiz betriebene Gas-Fahrzeuge vorweisen können.
Die Frist für die Einreichung läuft am 19. Dezember 2019 um 16 Uhr ab.