Regionalflughafen
Neue Firma für Bau und Wartung von Flugzeugen ist schon voll ausgelastet

Die Wartung und auch der Bau von Flugzeugen hat auf dem Flughafen Grenchen grosse Tradition. In einer Werkhalle ist jetzt eine neue Firma beheimatet: Die Mécanair AG hat das Personal und das Inventar der Firma Aircraft Service Grenchen AG übernommen.

Peter Brotschi
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Das Team der Mécanair Grenchen, von links: Pierre-André Rossier, Vincent Paccelieri, René Vock, Chester Naegeli und Yasen Kostadinov. Es fehlt Matthieu Mühlhauser.

Das Team der Mécanair Grenchen, von links: Pierre-André Rossier, Vincent Paccelieri, René Vock, Chester Naegeli und Yasen Kostadinov. Es fehlt Matthieu Mühlhauser.

Peter Brotschi

Sie ist als historisch zu bezeichnen, in ihr findet seit Jahrzehnten ein wichtiges Stück Grenchner Wirtschaftsgeschichte dar: In der Halle, die auf dem Regionalflughafen Grenchen am nächsten zur Flughafenstrasse liegt, wurden durch die Firma Farner Flugzeugwerke einst auch Militärmaschinen kontrolliert und umgebaut.

Die Hallentore sind weit geöffnet. Flugzeuge sind aufgebockt. An den Maschinen sind die Abdeckbleche entfernt, im lichtdurchfluteten Raum riecht es nach Öl und Leder. Mechaniker sind am Arbeiten, von einem sind nur die Beine zu sehen, der Oberkörper ist im Rumpf eines Flugzeuges verschwunden.

Es sind Leute der aus dem Kanton Freiburg stammenden Firma Mécanair, die jetzt hier arbeiten. Das im Jahr 1976 von Michel Devaud gegründete Familienunternehmen war ursprünglich in der Revision von Motoren tätig, hauptsächlich im Bereich des Automobilsports. Michel Devaud arbeitete nämlich zuvor als Konstrukteur in einer Firma, die Motoren für den Autorennsport entwickelte. Gleichzeitig war er als Pilot mit der Aviatik verbunden und baute sich selber ein Flugzeug.

Motoren aus ganz Europa

Die erste Werkstatt der jungen Firma stand auf dem Flugplatz Gruyère-Epagny. Michel Devaud machte sich bald einen guten Namen. So konnte er spezielle Flugmotoren revidieren, beispielsweise von 2.-Weltkrieg-Flugzeugen. Ebenfalls in Gruyère baute er einen Motoren-Prüfstand, um nach den Revisionen Standläufe machen zu können. Später gab sich die Gelegenheit, auf dem Regionalflughafen Fribourg-Ecuvillens einen kleinen Wartungsbetrieb zu übernehmen. Mit der Zeit wurde dies der Hauptstandort, hinzu kam eine Expansion nach Yverdon. In Ecuvillens wurde ein neuer Prüfstand gebaut, was sich zu einer wichtigen Tätigkeit für die Firma entwickelte.

Mécanair revidiert Motoren, die aus ganz Europa ins Freiburgische kommen. So überholt die Firma auch sämtliche Kolbenmotoren der französischen Luftwaffe.

Fachkräfte sind Kapital der Firma

Seit Frühling ist Mécanair nun auch in Grenchen tätig. «Es gab eine gute Gelegenheit, diese Werkstatt und die erfahrenen Flugzeugmechaniker zu übernehmen», sagt Pierre-André Rossier, der für die Niederlassung in Grenchen verantwortlich ist. Darunter befindet sich beispielsweise René Vock, der seit über 30 Jahren als Luftfahrzeugmechaniker arbeitet und bei der Vor-Vor-Vorgängerfirma Farner Air Service noch an den Militärhelikoptern Alouette III gearbeitet hat.

Kundschaft übernommen

Mécanair kann die Unterhaltsarbeiten an allen Leichtflugzeugen bis zu einem maximalen Abfluggewicht von 5,7 Tonnen ausführen, und zwar an Flugzeugen mit Kolbenmotoren oder Propellerturbinen. Die bestehende Kundschaft konnte Mécanair vollumfänglich übernehmen, darunter die Schule der Fluggesellschaft Swiss, also Swiss Aviation Training, und die Flugschule Grenchen. Der Chef der Firma ist jetzt in zweiter Generation Patrick Devaud, sein Vater und Firmengründer Michel Devaud ist Präsident des Verwaltungsrates. (pbg)

Fachkräfte sind bei jedem Unternehmen ein Thema. Aber für Flugzeugwartung werden lizenzierte Luftfahrzeugmechaniker benötigt. «Sie sind absolut das Wichtigste, sie sind das Kapital der Firma», hält der Welschfreiburger Rossier weiter fest. Der Maschineningenieur, der auf dem Gebiet der Luftfahrt studiert hat, freut sich, in Grenchen zu sein. «Es ist ein grosser Flughafen mit vielen Aktivitäten. Das gibt uns die Gelegenheit, auch vermehrt Kunden aus dem Osten der Schweiz zu akquirieren.»

Mécanair beschäftigt jetzt rund 30 Mitarbeiter, sechs davon in Grenchen. Gemäss den Angaben von Pierre-André Rossier war die Werkstatt von Beginn an voll ausgelastet. Rossier: «Wir möchten die Gruppe von Mechanikern verstärken, Anfang Juni haben wir bereits zwei neue Mitarbeiter eingestellt.» Man möchte auch junge Leute nachziehen und in die Ausbildung investieren, gibt der Geschäftsführer weiter zu verstehen. Im Moment seien drei in Ausbildung zum Luftfahrzeugmechaniker, einer sei eben vom Bundesamt für Zivilluftfahrt lizenziert worden.