Startseite
Solothurn
Grenchen
Das Revitalisierungsprojekt des Witibachs in Grenchen wurde Ende Jahr abgeschlossen, bereits hat es wieder Fische in Hülle und Fülle. Mit saubererem Wasser sollte der Effekt auf die Tier- und Pflanzenwelt nochmals besser werden.
Mit der Sanierung des Witibachkanals wurde kürzlich die erste grössere «Instream-Revitalisierung» eines Fliessgewässers im Kanton abgeschlossen. Dabei handelt es sich um eine «Renaturierung light», da die Rahmenbedingungen hier eine Bachrevitalisierung nach herkömmlichem Muster sehr aufwendig gemacht hätten.
«Bei einer herkömmlichen Renaturierung hätte man auch die Böschungen und die Sohle umgebaut. Das war in diesem Fall nicht möglich, da der Grundwasserspiegel höher liegt als der Wasserspiegel des Witibaches», erklärt Gabriel van der Veer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im kantonalen Amt für Wald, Jagd und Fischerei. «Es bestand die Gefahr eines sogenannten Grundbruchs.» Er und Roger Dürrenmatt (Wasserbau, Amt für Umwelt) haben das Projekt seitens des Kantons begleitet. Die Bauherrschaft oblag aber der Stadt Grenchen.
Der Witibach besteht somit nach wie vor aus einer betonierten Böschungen und Sohle. Der Mehrwert für die Bachökologie wurde mit viel Kies, Holz und Steinen erreicht. Mitte Oktober wurde im Witibachabschnitt zwischen der Flughafenpiste und Flughafenstrasse der gesamte Fischbestand mittels Elektrofischerei in die Aare umgesiedelt. «Dies macht man bei Baustellen im Gewässer standardmässig, damit keine Fische in Folge der Arbeiten zu Schaden kommen», erklärt van der Veer.
Danach wurden die jetzt sichtbaren Elemente im Bachbett angebracht. Wurzelstöcke oder Faschinen wurden dabei beispielsweise mit Schrauben an Felsbrocken befestigt, damit sie bei Hochwasser nicht fortgeschwemmt werden. Künstliche Sand- und Kiesbänke sorgen für eine Mäandrierung innerhalb des vorgegebenen Bachbettes, Baumstämme für kleine Stufen. Offenbar war die Revitalisierung ein voller Erfolg.
«Keine zwei Wochen nach der Fertigstellung des Abschnittes war der Abschnitt wieder voll mit Fischen. Von der Aare her sind riesige Schwärme mit Rotaugen und Alet in den Witibach eingewandert und haben ein neues Zuhause in den frisch gebauten Strukturen gefunden.» Sogar Bachforellen konnten gesichtet werden.
Im untersten Abschnitt kurz vor dem Römerbrüggli war das Phänomen noch ausgeprägter. In diesem Abschnitt wurden die Strukturen unmittelbar nach der Fertigstellung besiedelt. Eine der Ursachen für die rasche Besiedelung des Witibaches durch die Fische vermutet van der Veer im Temperaturunterschied des Wassers zwischen Witibach und der Aare. «Da das Wasser des Witibaches aus dem Grenchenbergtunnel stammt, ist es wärmer.» Jedoch sei dieses ausgeprägte Verhalten mit dieser hohen Anzahl an Individuen im Witibach bisher noch nie dokumentiert worden.
Der Fachmann erwartet auch eine Verbesserung der Wasserqualität des Witibaches. «Durch die Einbauten wurde die Oberflächenrauigkeit massiv erhöht. Auf all diesen Strukturen können sich nun Mikroorganismen festsetzen, die mithelfen, das Wasser zu reinigen.»
Mit saubererem Wasser sollte der Effekt auf die Tier- und Pflanzenwelt nochmals besser werden. Der Biber sei bereits seit mehreren Jahren im Witibach zu Hause, bestätigt van der Veer. Er kann jedoch nur unterhalb der Pistenbrücke oder oberhalb der Einmündung des Dorfbaches einen Bau graben, da wie beschrieben die Böschungen immer noch aus Beton bestehen.
Bereits im Zuge des Baus der A5 wurden in Grenchen Bachsanierungen vorgenommen, als flankierende Massnahme zu den Eingriffen in die Natur durch den Autobahnbau (z.B. Moosbach). Es gebe in Grenchen auch weiterhin eingedolte Bäche mit allerhand Revitalisierungspotenzial, bestätigt van der Veer. Beispielsweise das Wissbächli oder der eingedolte Abschnitt des Dorfbaches. Doch vorerst ist bezüglich Gewässeraufwertungen in Grenchen und Bettlach nichts vorgesehen. «Sollte Grenchen oder Bettlach ein Projekt anstossen wollen, unterstützen wir sie natürlich gerne wieder mit vollem Elan», meint Gabriel van der Veer.
Die Revitalisierung des Witibaches auf einer Länge von 1,5 Kilometern kostete 800'000 Franken, wobei ein Grossteil der Kosten durch Bund und Kanton getragen wurde. Dort unterstreicht man zudem, dass ohne den Alpiq Ökofonds das Projekt nicht hätte umgesetzt werden können. «Nur dank der Zusicherung und unkomplizierten Mitfinanzierung konnte das Projekt realisiert werden», betont van der Veer. Der Fonds hat in den vergangenen 20 Jahren schon mehrere Renaturierungsprojekte, vorab im Kanton Solothurn, mit namhaften Beiträgen unterstützt.