Nationalstadion
Wie das Grenchner Velodrome bisher durch die Coronakrise kam

Zumindest das sportliche Geschehen auf höchster Ebene auf der Rennbahn im Tissot Velodrome blühte in der letzten Woche wie auch schon zuvor. Doch die Krise hinterlässt auch im Grenchner Nationalstadion ihre Spuren: Die finanzielle Lage ist angespannt.

André Weyermann
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Schweizermeisterschaft im Madison-Bahnradfahren im Grenchner Velodrome. Im Bild eine Ablösung.

Schweizermeisterschaft im Madison-Bahnradfahren im Grenchner Velodrome. Im Bild eine Ablösung.

Ulf Schiller

In Zusammenarbeit mit Swiss Cycling wurden in der letzten Woche die Schweizer Meisterschaften im Omnium und im Madison durchgeführt und auch die Athletinnen und Athleten des Nationalkaders im Paracycling testeten ihre Form unter Wettkampfbedingungen.

Rennen waren nur am Liveticker zu verfolgen

Wegen der geltenden Einschränkungen fanden die Rennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und versehen mit einem strikten Schutzkonzept statt. Die Crew des Velodromes sorgte mit einem eigens eingerichteten Liveticker dafür, dass Interessierte die spannenden Rennen in Echtzeit verfolgen konnten.

Und auch der Schweizer Bahnvierer feilte an Details angesichts der nahenden Olympischen Spiele. In Testrennen mit verschiedenen Fahrerkonstellationen sollten Anhaltspunkte gewonnen werden, welche Formation die erfolgversprechendste sein wird.

Hochkarätiger sportlicher Besuch war schon zuvor auf dem ultraschnellen Oval im Nationalstadion am Werk. Die Sprinterinnen und Sprinter der holländischen Nationalmannschaft, die an den «Olympics» zu den Topfavoritinnen und Topfavoriten zählen, spulten nicht nur Runden ab, sondern fuhren auch gezielte Qualifikationen in Hinsicht auf den Saisonhöhepunkt. Es ist geplant, dass die unmittelbare Vorbereitung im Juli vor dem Trip nach Japan wiederum in Grenchen stattfinden wird.

Der Betrieb kann noch von Rückstellungen zehren

Ansonsten ist die Situation für das Velodrome – wie für viele andere auch – ziemlich schwierig. Im Moment sind gerade mal das Hotel, das Velofachgeschäft und die Physiotherapie geöffnet. Das Restaurant bietet Take-away an. Selbst das Lehrlingsturnen fällt (noch?) aus. Viele weitere Einnahmequellen (Messen, Veranstaltungen, Rennen mit Publikum, Amateursport etc.) fielen seit letzten März ganz oder zu einem grossen Teil der Pandemie zum Opfer.

«Und auch die Sponsoren und Partner werden verständlicherweise langsam nervös. Immerhin bestreiten wir mit ihren Beiträgen einen Drittel unseres Budgets»,

so Geschäftsführer Peter Wirz. Ist das Velodrome also existenziell gefährdet? «Nein», betont der CEO. Man habe in den letzten Jahren gewisse Rückstellungen machen können, dazu sei das Jahr 2020 eigentlich sehr gut angelaufen mit dem mehrwöchigen Besuch einer grossen Delegation aus China und Hongkong, die damals noch vor der Pandemie im eigenen Land nach Europa «geflüchtet» sei.

«Sehr geholfen hat uns dazu die Möglichkeit der Kurzarbeit für unsere Mitarbeitenden», führt er weiter aus. Und schliesslich habe die staatliche Hilfe so funktioniert, dass man finanziell im letzten Jahr mit einem blauen Auge davongekommen sei. Peter Wirz drückt es so aus: «Dank des Stabilisierungsprogrammes des Bundes hat sich der Verlust 2020 in Grenzen gehalten.»

Die ersten Lockerungen nach dem Shoutdown von Mitte Dezember helfen dem Velodrome wohl noch nicht substanziell. Die Hoffnung auf baldige bessere Zeiten lebt weiter.

Zwei klare Dominatoren

Théry Schir und Robin Foidevaux waren die grossen Figuren in den beiden im Grenchner Velodrome ausgetragenen Meisterschaften. In der Vielseitigkeitsprüfung Omnium lieferten sie sich einen packenden Zweikampf bis auf die letzten Meter des abschliessenden Punktefahrens. Schliesslich verwies der an diesem Tag seinen 28. Geburtstag feiernde Théry Schir (131 Punkte) seinen um sechs Jahre jüngeren Konkurrenten um lediglich zwei Punkte auf den zweiten Rang. Die Bronzemedaille erfuhr sich etwas überraschend der noch nicht 20-jährige Churer Dominik Bieler.

Im Madison, einem Punktefahren für Zweierteams, bilden die beiden Waadtländer seit Jahren ein eingespieltes Team. Als Titelverteidiger angetreten, liessen sie der starken Konkurrenz keine Chance und siegten klar. Am Schluss totalisierten Froidevaux/Schir 102 Punkte und gewannen vor Tristan Marguet/Simon Vitzthum (60 Punkte), die sich nach einem spannenden Duell um die Silbermedaille gegen das Duo Cyrille Thièry/Valère Thiébaud (52 Punkte) durchsetzen. Es waren 160 Runden (40 Kilometer) und insgesamt 16 Sprints zu absolvieren. Omnium und Madison sind Disziplinen, die an Olympia gefahren werden. (igu)