Bettlach
Nächster Schritt beim Hochwasserschutz: Neuer Geschiebesammler und Brücke

Mit einem Jahr Verspätung nimmt der Geschiebesammler beim Werkhof in Bettlach Formen an. Die neue Brücke fehlt aber noch. Diese Massnahmen sollen künftiges Hochwasser verhindern.

Oliver Menge
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Geschiebesammler und Brücke beim Werkhof Bettlach
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 Die Arbeiten wurden mit einem Jahr Verspätung aufgenommen.
 Diese Massnahmen sollen künftiges Hochwasser vorbeugen.
 Diese Massnahmen sollen künftiges Hochwasser vorbeugen.
 Ende September sollen die Arbeiten fertiggestellt sein.
 Die querliegenden Mauern des Geschiebesammlers sind fertig betoniert, jetzt ist man an den Stützmauern. Hinten zu sehen das Adamhaus.
 Ende September sollen die Arbeiten fertiggestellt sein.
 Ende September sollen die Arbeiten fertiggestellt sein.
 Das Bachbett im Bereich der neuen Brücke mit den Brückenmauern.

Geschiebesammler und Brücke beim Werkhof Bettlach

Oliver Menge

Beim Werkhof Bettlach ist momentan die Jurastrasse seit rund einem Monat durch eine grosse Baustelle unterbrochen. Die Brücke ist weg und auch die kleine Mauer im Giglerbach mit den kleinen Öffnungen, der Geschiebesammler, wurde abgebrochen. Man will dort einen modernen Geschiebesammler bauen, ähnlich dem am Höhenweg, der als erste Sofortmassnahme nach den Überschwemmungen im Jahr 2007 gebaut worden war.

Den Giglerbach darf man nicht unterschätzen

Der Giglerbach ist die meiste Zeit im Sommer staubtrocken, kein Wasser ist zu sehen. Im Frühling und Herbst tritt er als kleines Rinnsal in Erscheinung, mehr nicht. Dass der Bach aber zu einem reissenden Fluss werden kann, erlebte das Dorf vor 11 Jahren. An Fronleichnam 2007 fielen 62,2 Liter Regenwasser in einer Stunde, und der Bach trat schlagartig über die Ufer. Er riss im oberen Teil dermassen viel Holz und Geröll mit sich, dass die Brücke beim Lauacherweg weggerissen und der Durchlass beim Höhenweg verstopft wurde.

Das Wasser stand fast eineinhalb Meter über dem Strassenniveau und suchte sich einen Weg auch ausserhalb des Bachbetts. Keller und Häuser wurden überflutet, eine Schlammwelle bedeckte die Bahnhofstrasse. Rund 3000 Kubikmeter Geröll wurden im Bachlauf abgelagert und mussten ausgebaggert werden. Wie gross der Schaden in Bettlach war, lässt sich nicht genau beziffern. Man war mit einem blauen Auge davongekommen, Personenschaden gab es keinen.

Es hätte viel schlimmer kommen können, war ein erstes Fazit, das man damals zog. Denn weiter unten gibt es eine ganze Reihe von Industriebetrieben, die im Fall eines Extremereignisses betroffen sein könnten.

Die Gefahrenkarte aus dem Jahr 2004 wurde überarbeitet und man beschloss zusammen mit dem Kanton ein Massnahmenpaket von gegen 5 Millionen Franken. Als erste Sofortmassnahme wurde der Geschiebesammler beim Höhenweg erstellt.
Zur Veranschaulichung: Abflussmessstationen existieren keine am Giglerbach. Hydrologen haben jedoch berechnet, dass bei einem HQ 20 (Hochwasserereignis alle 20 Jahre) rund 6,3 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, bei einem HQ 100 etwa 9 und bei einem HQ 300 13,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde beim Werkhof zu erwarten wären.

Zum Vergleich: Aktuell führt die Emme in Wiler bei Utzenstorf im Schnitt rund 9 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, die Schüss in Biel knapp 7 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.

Nach den heftigen Unwettern 2007 baute die Stadt den bisherigen Geschiebesammler beim Höhenweg.
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 Weitere Hochwasser sollten dadurch verhindert werden.
 Weitere Hochwasser sollten dadurch verhindert werden.
 Ein Augenschein im Giglerbach nach dem Unwetter 2007 mit Geologe Pieter Ouwehand.
 Ein Augenschein im Giglerbach nach dem Unwetter 2007 mit Geologe Pieter Ouwehand.
 Rund 3000 Kubik Gestein mussten damals ausgebaggert werden.
 Der Giglerbach auf Höhe der Jurastrasse.
 Ein Augenschein im Giglerbach nach dem Unwetter 2007 mit Geologe Pieter Ouwehand.
 Bauverwalter Titus Moser an der Stelle des geplanten, neuen Geschiebesammlers beim Werkhof.
 Der bisherige Geschiebesammler Giglerbach Bettlach.
 Und so soll der Neue dereinst aussehen.

Nach den heftigen Unwettern 2007 baute die Stadt den bisherigen Geschiebesammler beim Höhenweg.

Hanspeter Bärtschi

Bei Grossereignissen, also starken Regenfällen, Schneeschmelze und daraus sich ergebendem Hochwasser, werden durch eine Balkensperre grosse Felsbrocken und Holz zurückgehalten, kleinere Geschiebemengen werden durchgelassen und so die Erosion im unteren Teil vermindert.

Ein Jahr Verspätung

Letztes Jahr hätte man mit den Arbeiten beginnen sollen, aber daraus wurde nichts, weil man das Submissionsverfahren nochmals durchführen musste. Im November 2015 hatte der Gemeinderat den Antrag zur öffentlichen Planauflage zuhanden des Regierungsrates beschlossen, dieser erteilte die Genehmigung im Oktober 16. Die Gemeindeversammlung genehmigte zwei Monate später einen Kredit von 650'000 Franken für die Sanierung.

Weil aber bei der Submission im Einladungsverfahren wider Erwarten alle Angebote weit über dem Schwellenwert von 500'000 Franken lagen, der so ein Submissionsverfahren überhaupt zulässt, musste man ein öffentliches Submissionsverfahren durchführen und der Gemeinderat sah sich zähneknirschend gezwungen, einen Nachtragskredit von 150'000 Franken zu bewilligen.

Jetzt aber geht es vorwärts, wie ein Augenschein vor Ort zeigt: Mit den Vorarbeiten habe man im Mai begonnen, die Vollsperrung der Jurastrasse wurde im Juni eingerichtet, erklärt Bauverwalter Titus Moser. «Neben der Brücke über den Giglerbach für die Autos hatte man vor Jahren eine Fussgängerbrücke erstellt.

Planaufsicht von oben: Der Giglerbach fliesst von links nach rechts, rot die neuen Steinmauern und der Geschiebesammler.

Planaufsicht von oben: Der Giglerbach fliesst von links nach rechts, rot die neuen Steinmauern und der Geschiebesammler.

Oliver Menge

Die Holzbrücke hätte ursprünglich nur um ein paar Meter versetzt werden sollen, um für Fussgänger weiterhin einen provisorischen Übergang zu bieten. Aber man beschloss, sie ganz ans südliche Ende der Baustelle zu versetzen, trotz ihres sehr schlechten Zustands. Dort entstehen weniger Behinderungen der Bauarbeiten und grössere Sicherheit für die Benützer der Fussgängerbrücke.»

Fahrplan wurde eingehalten

Als Erstes wurden die Gas- und Wasserleitungen, die entlang der Jurastrasse den Bach von Ost nach West unterqueren, tiefer gelegt. Gleichzeitig versetzten auch die Swisscom, die GAG und die AEK ihre Leitungen. Diese waren nämlich in der Platte der alten Autobrücke verlegt, die ersetzt wird. Nach dem Abbruch der alten Brücke wurde das Bachbett ausgebaggert und auf der Ostseite verbreitert.

Die beiden Seitenmauern und der Bachbettboden im Bereich der Brücke wurden bereits betoniert, ebenso die querstehende Betonmauer des Geschiebesammlers, wo im Fall eines Hochwassers grobes Material aufgefangen wird. Momentan ist man daran, vor der Mauer die angrenzenden Stützmauern zu betonieren. In diesem Bereich wird man das Bachbett auf der einen Seite verbreitern und die Böschung auf der Ostseite etwas abflachen. Mit anderen Worten auch Platz schaffen für das Geschiebe. Der Platz, auf dem momentan die Baumaschinen und der Kran stehen, wird dadurch etwas kleiner, soll aber auch nach der Bauerei weiterhin als Lagerplatz für den Werkhof dienen.

2007 suchte ein heftiges Unwetter die Region heim. In Bettlach kam es zu heftigen Überschwemmungen.
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 Unwetterschaeden beim Bahnhof Bettlach.
 Das Haus der Familie Rieder, Bettlach, nach dem Unwetter anfangs Juni 2007.
 Der Bahnhof Bettlach.
 Der Bahnhof Bettlach.

2007 suchte ein heftiges Unwetter die Region heim. In Bettlach kam es zu heftigen Überschwemmungen.

sl

Als Nächstes werden vorfabrizierte Betonplatten auf die Brückenmauern versetzt, welche den Bach begrenzen und man hinterfüllt die Mauern. Eine sogenannte «verlorene Schalung», wie Moser erklärt. Denn darauf wird dann die Armierung gelegt und ein Spezialbeton eingebracht, der innert vier bis fünf Tagen fertig getrocknet ist. Mit der Brückenlatte werden in Fahrbahnrichtung auf beiden Seiten in einem Arbeitsgang mit der Brückenplatte auch sogenannte Schleppplatten betoniert. «Die Schleppplatte bildet den Übergang vom starren Betonkörper zum gewachsenen Boden.

Speziell im Bereich der Mauerhinterfüllungen entstehen zwangsläufig Setzungen. Die Schlepplatte überbrückt das unterschiedliche Setzungsverhalten und somit entsteht kein vertikaler Absatz im Fahrbahnbelag», so Moser. Auf die Brückenplatte und die beiden Schleppplatten kommt dann ein sogenanntes Hesse-Siegel, worauf Polymerbitumenbahnen appliziert werden. Zuoberst wird Gussasphalt die Fahrbahn bilden. Leitungen oder Kabelstränge werden keine mehr in die Fahrbahn verlegt.

Bis Ende September

Moser rechnet damit, die Strasse über die neue Brücke bis Ende September wieder dem Verkehr resp. den Fussgängern übergeben zu können. Dann soll auch die provisorische Fussgängerbrücke abgebrochen werden.

Für die Arbeiten musste kein Privater Land abgeben. Die Abschnitte, welche verbreitert werden, sind alle im Besitz der Einwohnergemeinde. Das werde erst weiter unten der Fall sein, wo die Arbeiten betreffend Hochwasserverbauung Giglerbach weitergehen. Beispielsweise in den Abschnitten beim Bahnweg, wo man bereits mit privaten Landbesitzern handelseinig geworden sei, so der Bauverwalter. Diese Arbeiten beginnen in wenigen Wochen.