Er war erfolgreicher Gewichtheber, mehrfacher Schweizer Meister und Europameister, Trainer und Begründer einer ganzen Dynastie von Grenchner Gewichthebern. Nun ist Kurt Schenk im Alter von 84 Jahren friedlich eingeschlafen.
«I wett Der de no es Kafi zale, seisch eifach, wenn De mou Zyt hesch» – den Spruch habe ich des Öfteren gehört, wenn mir Kurt Schenk in der Marktgasse begegnete auf seinem Weg ins «Bambi». Sein Stammlokal seit 55 Jahren. Rechts neben dem Eingang war sein Platz. Er hatte immer etwas zu erzählen, nahm kein Blatt vor den Mund, lachte viel, manchmal auch über sich selber, wie damals, als er mit dem Auto auf der Bergstrasse ins Rutschen kam und neben der Strasse landete. Eine teure Angelegenheit, aber er nahm's mit Humor. Und er erzählte dem «Schurni» gerne Dinge, über die man schreiben könnte oder sollte. Diese Treffen werde ich vermissen.
Kurt Schenk hatte kein einfaches Leben: Sein Vater starb an Krebs, als er sechs Jahre alt war, seine Kindheit verbrachte er auf einem Bauernhof im Bündnerland, weil auch seine Mutter nicht so zwäg war und nicht alleine für vier Buben sorgen konnte. Später verliess ihn seine Frau und er zog seine beiden Buben alleine auf.
Irgendwann in jungen Jahren entdeckte er seine Liebe zum Gewichtheben und blieb dieser Liebe treu bis zum Schluss. Kurt Schenk war aber auch sehr erfolgreich: 1963 qualifizierte er sich für die Sommerolympiade in Tokyo, aber zwei Wochen vor dem Abflug, an einem Samstagmorgen im September 1964, hatte er einen folgenschweren Töffunfall: Er stiess mit einem VW-Bus zusammen und dabei wurde ihm der rechte Fuss komplett abgetrennt. Zwar gelang es dem Solothurner Chefchirurgen Lehner, den Fuss wieder anzunähen, aber eine Behinderung behielt er zeitlebens.
Aber er kämpfte sich zurück und erlangte nach jahrelangem, harten Training seine frühere Form wieder. Neunmal in Folge wurde er Senioren Schweizer Meister im Gewichtheben, 1988 sogar Senioren Europameister. 1999 wurde ihm der Solothurner Sportpreis verliehen, an den Grenchner Sportlerehrungen war er sozusagen Stammgast und erhielt unzählige Auszeichnungen der Stadt.
Nicht nur für seine eigene erfolgreiche Karriere wurde Kurt Schenk geehrt, auch für seine Tätigkeit als Trainer, die er bis zuletzt ausübte. Kurt Schenk brachte nicht weniger als 17 Junioren Schweizer-Meister-Titel zu Stande. Aber auch im Nachwuchstraining oder im Ferienpass war er aktiv und stellte individuelle Trainingsprogramme zusammen, unter anderem auch für Stadtpräsident François Scheidegger. «Gell, der hat jetzt ein ganz anderes Auftreten, aufrecht und stark, nümm so chrumm wie n es Gipfeli», meinte Kurt nach ein paar Monaten.
Sein Onkel und Ersatzvater, bei dem er seine Kindheit und Jugend verbrachte, schlief im Alter von 98 Jahren friedlich ein. Kurt meinte noch vor ein paar Jahren: «Ich hoffe, ich darf auch einmal so gehen.» Nun ist er gegangen, so, wie er sich gewünscht hat. Und wahrscheinlich wird er dort, wo er ist, auch weiterhin Wettkämpfe bestreiten, wie er mir mal mit einem herzlichen Lachen versichert hat.