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Die Eigentümerfamilie des Grenchner Pflegeheims «Sunnepark» zieht nach fünf Jahren Bilanz und wagt einen Ausblick in die Zukunft.
Vor fünf Jahren hat der Innerschweizer Unternehmer Willi Gyger - er wohnt inzwischen am Zürichsee - das Gesundheitszentrum Sunnepark in Grenchen eröffnet. Seine Firma Solviva hatte das vom Kanton geschlossene Grenchner Spital im Baurecht übernommen und kräftig in die Räumlichkeiten (des Neubaus aus den 80er-Jahren) investiert. An der Wissbächlistrasse entstand ein modernes Pflegeheim mit passenden Annexbetrieben: Eine Arztpraxis, Räume für lokale Sprechstunden von Solothurner Spitalärzten und ein Blutspendezentrum sind eingemietet. Später wurde ein Ausbildungszentrum für die überbetrieblichen Kurse von Pflegepersonal eröffnet, das auch öffentlich buchbare Seminarräume anbietet.
Und nicht zuletzt wurde im Dachgeschoss ein Restaurant mit spektakulärer Aussicht eröffnet, das auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das «Pflegeheim-Umfeld» und die frühe Schliessung am Abend haben allerdings dazu geführt, dass nur wenige Grenchner die Gelegenheit benützen, hier zu essen.
Vielleicht wird dies jetzt anders. Bei einem Rundgang durch den Sunnepark anlässlich des fünfjährigen Bestehens stellen Willi und Christian Gyger das neue Küchenteam vor, das seit anfangs Juli unter der Leitung von Mihaly Högye am Herd des Restaurants «Le Soleil» steht und das kürzlich in Luzern die Bronzemedaille am nationalen Gastro-Wettbewerb der «ZAGG», der Schweizer Fachmesse für Gastgewerbe und Hotellerie, eine Bronzemedaille errungen hat. «Dabei sind sie gegen Punkteköche von renommierten Schweizer Restaurants angetreten», erklärt Willi Gyger nicht ohne Stolz.
Vom Dach ins Erdgeschoss des neuen «Sunnepark». Hier befanden sich einst die Garagen der Ambulanzen und ein Notstrom-Kraftwerk des Spitals. Die Solviva hat hier vor gut einem Jahr eine neue Demenzabteilung mit 28 Plätzen eröffnet. «Wie im ganzen ehemaligen Spital konnten wir von den grosszügigen Grundrissen profitieren», erklärt Gyger. Die Pensionäre können sowohl in Einzelzimmern wohnen als auch in der «Oase», einer Wohngruppe. «Manche Menschen mit fortgeschrittener Demenz fühlen sich wohler, wenn sie Leute um sich haben, insbesondere beim Schlafen die Geräusche von Mitbewohnern hören», erklärt Giger das Konzept der Oase.
Im Sommer wurde der Demenzgarten Nord in Betrieb genommen, ein zweiter, grösserer und südlich ausgerichteter Garten ist zurzeit im Bau. Ein Bagger ist gerade daran das Gelände für einen Teich vorzubereiten. Eröffnung ist nächsten Sommer.
Das «konventionelle» Pflegeheim schliesslich umfasst gut 100 Plätze und ist laut Solviva-Angaben gut ausgelastet, primär mit Bewohnern aus Grenchen und Umgebung. Auch hier wird der Pflegebedarf immer komplexer, da die Leute möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden bleiben möchten. Zu den Bewohnern gehören inzwischen auch Tetraplegiker, die von der Spitalumgebung am Paraplegikerzentrum Nottwil in ein wohnlicheres Umfeld umgezogen sind. Das Pflegepersonal sei dafür eigens in Nottwil geschult worden, versichert Gyger.
Am kommenden 6. Dezember kommt die nächste grosse Zäsur in der Sunnepark Geschichte. Dann ist Baubeginn für eine Wohnüberbauung mit sechs Mehrfamilienhäusern auf dem nördlich angrenzenden Areal des schon länger leerstehenden (alten) Spitals. Hier entstehen bis 2020 über 100 Miet- und Eigentumswohnungen, die je nach Bedarf von den (Pflege-)Dienstleistungen des «Sunnepark» profitieren können. «Wer bei uns einzieht, hat automatisch Anrecht auf einen Pflegeplatz, falls er oder sie einmal ins Heim einziehen möchte», betont Gyger. Die Wohnungen der Überbauung werden aber auch an Familien vermietet, bzw. verkauft. Es ist eine Kita geplant.
Christian und Willi Gyger sehen im «Sunnepark»-Endausbau-Konzept ein Leuchtturm-Projekt, das einerseits die Generationen durchmischen will, anderseits auf die Bedürfnisse in den fortgeschrittenen Lebensphasen reagieren will. «Und die können in der modernen Gesellschaft sehr unterschiedlich sein», betont Gyger. «Plötzlich wird jemand pflegbedürftig und möchte ins Pflegeheim ziehen - der Partner kann hier eine kleinere Wohnung nehmen und den Kontakt weiterpflegen.» Ein Gebäude der Überbauung, das mit der (bestehenden) Passerelle mit dem «Sunnepark» verbunden wird, wird explizite Pflegewohnungen enthalten. Dort sei im Dachgeschoss ein weiteres Restaurant mit Panorama-Sicht geplant. Ein Modell der neuen Überbauung ist im Foyer des «Sunnepark» ausgestellt.
Der einstige Messeunternehmer Gyger und seine Solviva-Gruppe ist nicht nur in Grenchen aktiv. Solviva hat beispielsweise das Parkhotel Oberhofen am Thunersee gekauft und zu einem Ferien-Pflegehotel umgebaut, das auch lange im voraus gebucht werden kann. «Pflege-Ferienplätze wurden bisher immer sehr kurzfristig und bisweilen improvisiert organisiert. Wir möchten das ändern, mit einem Angebot, das auch für Pflegebedürftige echte Ferien, nicht nur Unterbringung, ermöglicht.»
Zur Solviva-Gruppe mit Sitz in Cham gehören diverse Heim- und Spitexbetriebe in der Zentral-, Nordwestschweiz und im Kanton Bern. Verwaltungsratspräsident Willi Gyger hat 2013 die operative Leitung der Firma an seinen Sohn Christian übergeben. Die Firma hat laut eigenen Angaben rund 220 Aktionäre, wobei 80 Prozent der Aktien in der Hand von Familie Gyger sind. Willi Gyger ist aber auch karitativ tätig mit zwei Altersheimen für hilf- und mittellose Menschen in Burma und in Moçambique.