Sie waren seit 50 Jahren zivil verheiratet. Kürzlich haben Monika und Gerd Brand in Lengnau die kirchliche Trauung nachgeholt.
Der lang gehegte Traum von Monika Brand ging nach 50 Jahren in Erfüllung. Sie heiratete ihren Gerd noch einmal, diesmal im schönen Brautkleid in der Kirche. Auf dem Traubänklein sitzen, einander die Hand halten, zusammenrutschen, die Gäste anschauen und sich gegenseitig Ja sagen, das war der 50 Jahre gehegte Wunsch der beiden.
«Die Idee, einander nach 50 Jahren ein kirchliches Ja-Wort zu geben, fand ich sehr schön und mutig» sagt Traupfarrer Heinz Friedli. Die Goldene Hochzeit, die eigentlich eine echte kirchliche Trauung war, habe bei vielen Gästen Emotionen ausgelöst. Es sei eine besonders schöne Feier mit Tiefgang, Dankbarkeit und in fröhlicher Stimmung gewesen. Tanzend hat das Brautpaar mit dem Pfarrer die Kirche verlassen. Das Hochzeitspaar habe sich enorm auf die Feier gefreut, was Heinz Friedli für die Trauung besonders motivierte. Er selber habe schon etliche Feiern zur «Goldenen Hochzeit» erlebt, nicht aber eine echte kirchliche Trauung 50 Jahre später. Wenn das Leben mit seinen Höhen und Tiefen schon erprobt sei, stehe die Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit und ein tieferer Sinn für die Hochzeit im Zentrum.
«Schwierige Zeiten haben uns zusammengeschweisst. Aufgeben ist keine Option, Einigkeit macht stark und glücklich» sagen die beiden. Es sei wohl Liebe, die Halt gebe und trage. Alles wegwerfen, wenn ein Problem auftrete, nein, da heisse es zu zweit und in der Familie mit den zwei Töchtern Tanja und Tamara zusammenhalten.
Für Gerd und Monika war es ein sehr emotionaler Moment. Er, wartend auf seine Frau, die im schönen Kleid durch die Kirche schreitend zu ihm kommt. Als «normale» Kirchgänger habe sie der Moment gepackt. «Ich fühlte mich nervös wie ein junges Ding. Es war ein Hammererlebnis», sagt Monika.
Es folgte ein grosser Apéro nach der Kirche und das Essen mit den gleichen Rahmschnitzeln wie «damals». Eine dreistöckige Hochzeitstorte wurde vom Bruder der Braut aus Holland gebacken. Auch viele Hochzeitsgeschenke fehlten nicht.
Damals, Monika zählte 17, Gerd 19 Jahre, heirateten die beiden nur auf dem Zivilstandsamt. Das Geld für ein schönes Kleid und eine grosse Feier fehlte. Die Umstände waren schwierig. Sie borgte sich das Kleid einer Freundin. Nach der Trauung galt es Milch für die erste Tochter abzupumpen und ins Spital in Solothurn zu bringen, wo diese in der Isolette gepflegt wurde. Immerhin gab es nachher in kleinem Kreis ein Essen im Bären. «Wir waren beide noch in der Lehre und froh, dass wir bei den Eltern von Monika unterkommen konnten» sagt Gerd. Er war von Deutschland herkommend seit 10 Jahren in der Schweiz. Es blieb der Traum vom schönen Kleid und grossen Auftritt.
«Wie Frauen halt so sind» sein Kommentar. Das Leben nahm seinen Lauf. Eine eigene kleine Wohnung wurde dank dem Arbeitgeber von Gerd und dem nun ausgebildeten Beruf als Elektromonteur und der Heimarbeit von Monika möglich. Sie konnte die angefangene Lehre als Coiffeuse nicht weiterführen. «Wir sind durchgekommen, geholfen hat auch unser Garten» sagt Monika, die sich später als Pflegerin ausbilden liess.
Starke Familienbande haben mitgeholfen, dass der 50-jährige Traum nun verwirklicht wurde. Zur Silberhochzeit ging es nicht. Und jetzt, wenn altershalber eher Beerdigungen anstünden, habe ein fröhliches Fest sehr gepasst. «Wir geniessen unsere Zeit zusammen und stehen zueinander» sagt der ruhige Pol Gerd. Monika ist im Voraus nervös für die Hochzeitsreise nach Holland.