Grenchen
«Mut» ist das Thema nach zwölf Jahren Unterbruch

Erzählnacht der Literarischen Gesellschaft Grenchen eröffnet Neuanfang im Lindenhaus.

Patric Schild
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Blanca Imboden las aus ihren Büchern

Blanca Imboden las aus ihren Büchern

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Lange war es still um die Literarische Gesellschaft Grenchen – zehn Jahre um genau zu sein. Nun wurde der Verein im Juli dieses Jahres wieder aus der Versenkung gehoben, just zum 100-Jahr-Jubiläum. «Im Sinne der Literatur, zur Freude und zur Bereicherung des kulturellen Angebotes der Stadt Grenchen», begründete Vizepräsident Holger Greis die Wiedergeburt. In seiner langen Schaffensgeschichte seit 1917 beherbergte der Verein schon einige berühmte Schriftsteller wie Hermann Hesse, Otto F. Walter oder Peter Bichsel. Nun wagte man im Rahmen der diesjährigen Schweizer Erzählnacht im Lindenhaus den Neuanfang. Für die erste Lesung seit langer Zeit konnten mit Blanca Imboden und Susy Utzinger zwei bekannte Schweizer Schreibende verpflichtet werden. «Mut» lautet das Thema des Abends, welches von den beiden Autorinnen auf ganz unterschiedliche Art und Weise in ihrer Literatur dargebracht wird.

Mut zum Schreiben

Mut, so Imboden, brauche sie alleine schon, um hier aufzutreten, wenn sie die Namen ihrer prominenten Vorgänger höre. Die Schwyzerin, die sich selbstironisch als «Unterhaltungstante» anpreist und auch schon als «Rosemunde Pilcher vom Vierwaldstättersee» bezeichnet wurde, erzählte in charmant-witzigen Anekdoten und in von ihr verfassten Kolumnen, welche mutigen Schritte sie wagen musste, um vom literarischen Nobody bis zur Bestsellerautorin zu werden. «Ich habe inzwischen 15 Bücher geschrieben und die ersten wollte kein Schwein lesen», so Imboden. Das ging so weit, dass sie vor lauter Bücherstapel mit dem Auto nicht mal mehr in die Garage kam. Dabei entdeckte sie ihr Talent bereits früh. «Meine erste Leserschaft hatte ich in der 5./6. Klasse», so die 54-Jährige. Da ihr die Bücher ausgingen, fing sie einfach an, ihre eigenen Geschichten in ihre Schulhefte zu schreiben. Diese machten alsbald die Runde auf dem Pausenhof.

Ebenso las Susy Utzinger.

Ebenso las Susy Utzinger.

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Auch für Susy Utzinger ist Mut ein zentraler Begriff – und zwar so sehr, dass sie sich unter anderem dieses Wort in arabischen Lettern hat tätowieren lassen. Die bekannte Tierschützerin, deren biografisches Werk «Heimatlos» kürzlich erschien, berichtete über das Engagement ihrer Stiftung rund um die Welt.

Und darüber, welchen Mut es benötigt, um die Gräuel, welche Tieren tagtäglich widerfahren, zu erdulden. «Mutig ist für mich, wenn ich Angst habe und es trotzdem mache», sagte die 48-Jährige. So beispielsweise, als sie von ihrem Besuch in einer Tiertötungsstation in Ungarn erzählt. Daneben weiss Utzinger aber auch über erfreulichere Momente aus ihrer 25-jährigen Tätigkeit zu berichten. So unterstützt die Stiftung mittlerweile rund 300 Tierheime im In-und Ausland und konnte fünf Tierwaisen-Krankenhäuser aufbauen.