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Kurt Gilomen, der Betreiber des «Music Centers» ärgert sich über die Musikschule Grenchen. Diese hat am Tag der offenen Tür Flyer verteilt, mit denen Werbung für ein Solothurner Musikgeschäft gemacht wird.
In Grenchen gibt es diverse Möglichkeiten, sich an einem Instrument ausbilden zu lassen. Nebst der herkömmlichen Musikschule, die von der Stadt geführt und subventioniert ist, bieten auch private Musikschulen Unterricht an, wie zum Beispiel Kurt Gilomen, der seit mehreren Jahren zusammen mit befreundeten Musikern Kinder und Jugendliche an der Gitarre oder am Schlagzeug ausbildet.
Gilomen, der nebst seiner Tätigkeit als Hauswart in einem der städtischen Schulhäuser sein eigenes Geschäft «Music Center» betreibt, in dem er Gitarren, E-Gitarren, Schlagzeuge, Verstärker und anderes verkauft, vermietet und repariert, ärgerte sich in den letzten Tagen gewaltig.
Grund war ein Flyer, der am Tag der offenen Tür der städtischen Musikschule verteilt wurde, auf dem ein Solothurner Musikgeschäft E-Gitarren und ganze Sets anbietet. Dies offenbar zu besonders günstigen Konditionen.
Gilomen, der unter anderem auch für «Rock am Märetplatz» verantwortlich ist, neuerdings in Zusammenarbeit mit dem Restaurant Parktheater Konzerte dort organisiert und selber mit «Light Food» immer wieder auftritt, fühlt sich hintergangen. Und das nicht erst seit kurzem: «Das geht schon Jahre so und ist typisch für die Musikschule Grenchen», schreibt er auf der Facebook-Seite «Du bisch vo Gränche ...», mit 1880 Mitgliedern. Lehrer der Musikschule würden diese Flyer aktiv verteilen und die Eltern ihrer Schüler explizit zur Konkurrenz in Solothurn schicken.
Er werde von der Musikschule Grenchen bewusst «geschnitten» und das seit nun schon 15 Jahren. Er habe bisher nichts gesagt, aber nun wolle er nicht mehr schweigen. Er sei ein eingefleischter Grenchner mit Herzblut und versuche das ganze Jahr, die Stadt musikalisch am Leben zu erhalten. Für eine solche Aktion sollten sich seiner Meinung nach die Verantwortlichen in Grund und Boden schämen.
Gilomen findet mit seiner Tirade in den sozialen Medien viel Zuspruch. Die Kommentatoren sind sich grösstenteils einig, dass Grenchner eigentlich in erster Linie das einheimische Gewerbe unterstützen sollten, weil leere Ladenlokale gebe es schon genug. Einige sagen, das sei wieder mal typisch für Grenchen, wo man sich gegenseitig nichts gönnen möge. Andere finden es schlichtweg zum Kotzen und völlig daneben, eine Sauerei, die man so nicht akzeptieren könne.
Markus Brönnimann, der Geschäftsführer des fraglichen Geschäfts «Musik Melody» in Solothurn, hat eine einfache Erklärung dafür, wie die Flyer in die Musikschule Grenchen gelangt sind: «Die hat wohl einer der Lehrer, die dort unterrichten, mitgenommen. Wir betreuen bei uns schon lange sehr viele Musiklehrer, auch solche aus Grenchen. Schliesslich sind wir schon 22 Jahre hier in Solothurn auf Platz.»
Er sei sich keiner Schuld bewusst, denn die Leute dürften selber entscheiden, wohin sie gehen und wo sie ihre Instrumente kaufen. «Das ist freie Marktwirtschaft. Schliesslich kann man ja auch niemandem das Internet verbieten oder eben vorschreiben, dass in Grenchen eingekauft werden muss.» Es gehe ja nicht darum, dass die Musikschule als Institution bei ihm beispielsweise eine neue Anlage für x-tausend Franken bestellt habe. Lehrer, die offensichtlich bei ihnen Kunde seien, hätten die Flyer gestreut. «Wir haben nichts falsch gemacht.»
Die Vermutung liegt nahe, dass es weniger ums Geschäft mit Musikinstrumenten geht, sondern eher um die Konkurrenz im Musikunterricht. Gilomen schreibt, ihm sei schon bewusst, dass er in der Musikschule nicht viele Freunde habe. Bis jetzt habe er die Musikschule Grenchen immer verteidigt, aber jetzt sei er der Meinung, man solle sie privatisieren. Sie würde billiger und qualitativ sicher nicht schlechter. Er scheue den Vergleich seiner Schüler mit denen in der Musikschule nicht und würde sie auch gerne gegeneinander antreten lassen.
Christa Vogt, die Leiterin der Musikschule Grenchen, weist die Vorwürfe Gilomens zurück und sagt, dass sie keine grosse Lust habe, auf diesem Niveau zu diskutieren. Von besagtem Flyer höre sie zum ersten Mal von dieser Zeitung. Sie animiere ihre Musiklehrer – alle teilzeitangestellt – immer wieder dazu, Gilomens «Music Center» zu berücksichtigen, wenn sie etwas benötigten. Es stehe diesen aber selbstverständlich frei, selber zu entscheiden, wo sie ihre Instrumente oder Musikalien bezögen. «Bei uns stehen in erster Linie das Kindswohl und eine optimale Beratung der Eltern und Kinder im Vordergrund.»
Zur Konkurrenzsituation sagt Vogt, dass sicherlich nicht solche Aktionen dafür verantwortlich seien, dass es für kleine Musikgeschäfte schwierig geworden sei. Schuld daran sei vielmehr der Internethandel. «Auch wir als Schule müssen uns nach den günstigsten Angeboten umsehen, wenn wir etwas benötigen, so lautet der Auftrag. Und die findet man nun mal fast ausschliesslich im Internet.»