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Auf einen Kaffee mit dem Grenchner Fernsehmoderator Sascha Ruefer, für den die Region immer noch Bedeutung hat, obwohl sein Lebensmittelpunkt nun im Luzernischen liegt – er feierte das 20-Jahr-Jubiläum beim SF.
Wer kennt ihn nicht, den umtriebigen Grenchner, der sich in der Region als Geschäftsleitungsmitglied des FC Grenchen, Veranstalter des Uhrencups und des Schlager-Events «Stars & Dinner» einen Namen gemacht hat.
Dieses Wochenende feierte der 43-Jährige sein 20-Jahr-Jubiläum beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Wir treffen den Fernsehmoderator und Sportredaktor an seinem Arbeitsort, in der Zentrale des Schweizer Fernsehens SF im Studio Leutschenbach in Zürich.
Ruefer gehört in vielen Wohnzimmern schon fast zur Familie: Seit sieben Jahren kommentiert er unter anderem die Spiele der Schweizer Nationalmannschaft, Spiele der Champions League, war an Europa- und Weltmeisterschaften im Einsatz, ist Moderator der Sendung «Sport Aktuell» und vieles mehr.
Freunde der Schlager- und Volksmusik kennen ihn als Moderator des «Grand Prix der Volksmusik», der Eurovisionssendung «Starnacht» oder anderen Sendungen aus dieser Sparte.
Ruefer, der Fernsehmensch
Fernsehen und Ruefer, das gehöre zusammen wie Pech und Schwefel, heisst es auf seiner Homepage. Also war es kein Zufall, dass er in den Medien und beim Fernsehen landete? «Ursprünglich wollte ich Tierarzt werden, jedenfalls habe ich das in die Heftchen und Büchlein meiner Klassenkameraden geschrieben.
Aber der Wunsch, irgendwann beim Fernsehen zu landen, kam schon früh. Ich war fasziniert vom Bündner Sportreporter Chasper Stupan, dessen Live-Übertragungen in den Achtzigerjahren über Arosa und Davos ich jeweils unter der Bettdecke am Radio hörte. Es war einfach faszinierend, wie mir eine Stimme Bilder in den Kopf zaubern konnte.» Und das Fernsehen sei für ihn einfach schon damals das Grösste gewesen.
Ruefer begann seine Karriere als Sportreporter schon früh: Als Zwölfjähriger schrieb er seine ersten Berichte fürs «Bieler Tagblatt», noch als aktiver Junior beim FC Lengnau landete er wenig später beim Lokalradio «Canal 3».
«Ich hatte am Gymi einen Aushang gesehen – und gleich verschwinden lassen – sie suchten junge Gymnasiasten als Sportreporter. Kurze Zeit später musste ich für einen kranken Kollegen einspringen, lange bevor man mich eigentlich einsetzen wollte, und anscheinend habe ich meine Sache gut gemacht.»
Fussball, das war schon damals sein Ding, andere Sportarten interessierten ihn wenig, ausser vielleicht Eishockey. «Leichtathletik fand ich zwar auch nicht schlecht – ich halte übrigens immer noch den Rekord als ‹schnellster Lengnauer›», schmunzelt Ruefer, «aber für mich drehte sich alles um Fussball.»
Eine Profikarriere sei nie zur Diskussion gestanden, denn seine Eltern hätten grossen Wert auf die Ausbildung gelegt. «Ich hatte wenige aussergewöhnliche Stärken in der Schule, ausser im Deutsch.» Und eine «freche Schnurre» habe er schon damals gehabt.
1995 schaffte Ruefer den Sprung auf die nationale Bühne beim Radio DRS: Schon 1996 berichtete er als jüngster Livekommentator von der Fussball-Europameisterschaft in England und 1997 wurde er Redaktor der neu geschaffenen täglichen Sportsendung «Sport Aktuell» im Schweizer Fernsehen SRF. Seit 1998 war er an allen Europa- und Weltmeisterschaften als Kommentator mit dabei.
Ruefer, der Schlagerfan
Schlager und Volksmusik – ist das wirklich die Musik, die Ruefer am liebsten hört oder interessiert ihn nur der «wirtschaftliche» Aspekt? «Es gab eine Zeit, da musste man sich dafür entschuldigen, dass man sich Schlager oder Volksmusik anhörte.
Nur Klassik oder Hardrock waren hip – und das versuchte ich zu bekämpfen.» Er sei mit deutschen Schlagern aufgewachsen – sein Vater: ein bekennender Schlagerfan. Als Ersatzmoderator bei diversen Schlager- und Volksmusiksendungen sei er in diese Welt hineingewachsen.
«Mittlerweile höre ich die Musik auch deshalb sehr gerne, weil ich die Künstler dahinter persönlich kenne und einen Bezug dazu habe. Der wirtschaftliche Aspekt ist völlig sekundär.»
Das war nicht immer so: In der Zeit, als Ruefer den «Grand Prix der Volksmusik» moderierte, liebäugelte er sogar mit einer internationalen Karriere, beispielsweise bei einem deutschen Privatsender.
«Zum Glück hatte ich damals beim SF Leute um mich herum, die weitsichtig dachten und mir davon abrieten. Das Konsumverhalten des Publikums hat sich extrem verändert und verändert sich weiter. Daher bin ich froh, auf die Karte Sport gesetzt zu haben, ohne das andere komplett aufzugeben.»
Ruefer, der «National-Schnurri»
Ruefer wurde vor sieben Jahren Nachfolger von Beni Turnheer als Kommentator der Spiele der Schweizer Fussballnationalmannschaft. War das sein erklärtes Ziel? «Fernsehen ist kein Wunschkonzert», so Ruefer. Beni sei noch immer sein Vorbild und er ziehe den Hut vor ihm. Ein Vergleich zwischen ihnen beiden mache keinen Sinn, denn Beni habe jahrelang diesen Job ausgeübt, auf seine ganz eigene Art und Weise.
Dass er die Chance erhalten habe, seine Nachfolge anzutreten, mache ihn ausserordentlich glücklich und stolz und er wolle das auch noch möglichst lange machen. Öfter mal von gewissen Medien «in die Pfanne gehauen» zu werden, damit müsse er leben.
«Bei dieser Arbeit sitzt du im Schaufenster, im Glaskasten. Einige finden gut, was du machst, andere finden es schlecht, das ist völlig normal.» Ruefer ist sich bewusst, dass er polarisiert. «Aber auf die Fahne schreiben kannst du dir nichts in diesem Job. Ein Olympiasieger bleibt ein Olympiasieger und hat etwas Besonderes erreicht. Wir sind nur ein wenig ‹besonders›, solange wir unsere Arbeit machen. Nicht der Moderator wird kritisiert oder gelobt, sondern seine Arbeit, das ist der Unterschied.»
Er verstehe sich im Stadion als Vertreter des Zuschauers zu Hause, den er mit im Vorfeld erarbeiteten Informationen versorge und ihm mit seinen Wertungen helfe, das Spiel zu kapieren.
Ruefer war auch als Moderator an den Olympischen Winterspielen in Sotschi im Einsatz. Dass die Wintersportarten bei ihm eine nachhaltige Wirkung hinterlassen haben, zeigt alleine der Umstand, dass sein Sohn Matti Petter die Namen eines Langläufers und eines Skispringers trägt.
«Der Fussball hat sich in den letzten Jahren nicht nur positiv entwickelt. Und das färbt auch auf seine Protagonisten ab. Bei Randsportarten wie Langlauf oder Skispringen ist das völlig anders. Es ist ein sehr erholsamer Gegenpol zum Fussball, mich im Winter mit diesen Sportlern zu befassen.»
Ruefer, der Prominente
Dass man ihn auf der Strasse erkennt und manchmal auch anspricht, stresst den Fernsehmann nicht. Schliesslich sitze er ja bei seiner Arbeit, wie bereits gesagt, im Glaskasten, und ein gewisses Mass an Öffentlichkeit sei «Part of the game».
Und wenn sein Privatleben von Medien, wie der «Schweizer Illustrierten», gross in Szene gesetzt würde, dann gehöre auch dies dazu – es sei ja meist schnell wieder vergessen.
«Leicht angeheitert über den Dorfplatz wanken und Parolen skandieren, das liegt bei diesem Job so oder so nicht drin», sagt Ruefer schmunzelnd. Er führe ein völlig normales Leben.
Was ihn allerdings immer noch wurme und woran er tatsächlich zu beissen habe, sei der verschlafene Halbfinal an der Frauen-WM, der es selbstverständlich auch in alle Medien geschafft habe:
«Das darf einfach nicht passieren und regt mich fürchterlich auf! Ich ärgere mich gottsjämmerlich darüber, dass ich nach 20 Jahren so einen Bock schiesse, es ist einfach unverzeihlich.»
Sascha Ruefer liebt seinen Beruf, denn «jeder Tag bringt wieder etwas völlig Neues und grossartige Momente, tolle Begegnungen. Ich könnte nicht einmal sagen, welches das schönste Erlebnis meiner bisherigen Karriere war.
Es gibt so viele unvergessliche Momente, wie zum Beispiel an der letzten WM in Brasilien, als ich das erste Mal vor dem Stadion Maracanã in Rio de Janeiro stand. Das werde ich nie mehr vergessen, es war schlichtweg umwerfend.»