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Bei den Bauarbeiten für den Neubau eines Mehrfamilienhauses in Grenchen ist die Solothurner Kantonsarchäologe auf ein Gräberfeld mit Skeletten gestossen. Der Fund sei «ziemlich einmalig» für die Region.
Seit rund einer Woche ruhen die Aushubarbeiten für den Neubau eines Mehrfamilienhauses mitten im Stadtzentrum. Der Grund: Die Kantonsarchäologie ist auf ein Gräberfeld mit Skeletten gestossen, das nun näher untersucht wird.
Laut der Grabungsleiterin Mirjam Wullschleger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Solothurner Kantonsarchäologie, ist schon seit fast 200 Jahren bekannt, dass sich auf dem Areal zwischen Schützengasse und Schulstrasse ein Feld mit schätzungsweise 50 bis 100 Gräbern befindet.
Erste Ausgrabungen hätten bereits im 19. Jahrhundert stattgefunden. «Allerdings wurde von den damaligen Grabungen nichts dokumentiert», betont Wullschleger, die mit drei weiteren archäologisch geschulten Fachleuten seit letzter Woche auf der Ausgrabungsstätte arbeitet. «Deshalb ist das jetzt eine gute Gelegenheit, diese Gräber zu untersuchen und zu dokumentieren.»
Die Archäologen brauchen dazu etwa eine Woche Zeit. Es handelt sich laut Wullschleger um eine typische Grabstätte aus dem Frühmittelalter. «Die Gräber stammen aus dem sechsten bis siebten Jahrhundert und sind gut erhalten», erklärt sie.
«Ziemlich einmaliger» Fund
Der Fund sei «ziemlich einmalig» für die Region, meint die Archäologin weiter. Obwohl einige Fundstellen bekannt seien, solche grösseren Gräberfelder finde man heute nur noch selten. Bisher wurden drei Skelette gefunden, wovon eines besonders gut erhalten ist. Auch einige Grabbeigaben waren dabei, beispielsweise Gürtelgarnituren mit Verzierungen aus Eisen und Silber, die allerdings stark korrodiert sind.
Die Toten sind in Grabkammern aus Trockenmauern beigesetzt, alle in west-östlicher Richtung gebettet, mit dem Blick Richtung Sonnenaufgang. Die Gruften waren mit massiven Steinplatten abgedeckt, mitunter ein Grund für die gute Erhaltung der Skelette, wie die Archäologin sagt. Mit Kirchenfundamenten rechnet man nicht. Die Friedhöfe waren damals ausserhalb des Siedlungsgebietes, meist auf einer Anhöhe.
Über die menschlichen Überreste lässt sich noch nicht viel sagen. Alle Knochen würden sichergestellt und anschliessend anthropologisch untersucht. Dann lässt sich beispielsweise sagen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt und wie alt der Mensch wurde. Diese Untersuchungen werden aber noch einige Monate dauern.
Bauherrschaft wusste davon.
Von den rund zehn Gräbern, die jetzt untersucht werden, wollen die Archäologen das am besten erhaltene samt Grabkammer komplett mitnehmen. «Es wäre schön, wenn man es irgendwo ausstellen könnte.» Denn danach kommt die Baggerschaufel für den Neubau. Doch vorher wird alles kartiert, fotografiert und aufgezeichnet.
Die Bauherrschaft Felca AG, die auf dem Gelände ein Mehrfamilienhaus errichtet, wusste übrigens, dass sie auf menschliche Überreste stossen könnte, wie Pierre Harb, Leiter der Kantonsarchäologie erläutert. «Schon vor Baubeginn wurde abgemacht, dass die Archäologie bis zu einem Monat lang aufs Gelände darf.»