FC Grenchen
Mit Prämien will der FC Grenchen die Spieler zum Erfolg treiben

Der Vorstand des FC Grenchen bringt neues Entschädigungsmodell: Wenn ein Match gewonnen wird, gibt es Bares - bei einer Niederlage nichts. Die Spieler boykottieren vorerst das Training.

Oliver Menge
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Grenchens Fitim Sadriji, Aram Eliassi, Syart Bala, Isaac Manele (v.l.) im Siegesrausch nach dem Match gegen den FC Schötz.

Grenchens Fitim Sadriji, Aram Eliassi, Syart Bala, Isaac Manele (v.l.) im Siegesrausch nach dem Match gegen den FC Schötz.

Marcel Bieri

Gestern erhielt das Grenchner Tagblatt eine brisante Pressemitteilung des FC Grenchen. Darin heisst es, der Vorstand habe beschlossen, den Spielern der ersten Mannschaft künftig keine Spesen mehr zu bezahlen, sondern eine Punkteprämie auszurichten, weil der Verein sich so hohe Ausgaben pro Monat nicht mehr leisten könne. «Dies soll für die Spieler ein Ansporn sein, sich auf dem Spielfeld zu beweisen und drei Punkte zu holen.» Seit der Wahl des neuen Vorstands sei man bestrebt, wieder Ruhe und Ordnung in den Verein zu bringen. «Es ist uns ein grosses Anliegen, nebst dem sportlichen Erfolg auch unseren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.»

Dass eine solche Massnahme weder besonders populär noch ohne Folgen sein kann, ist auch dem Vorstand bewusst. So heisst es im Schreiben, dass die Spieler vorerst mit der Verweigerung, zum Training zu erscheinen, reagiert hätten. «Nun wird sich zeigen, welche Spieler das Herz beim FC Grenchen haben und bleiben werden.» Denjenigen Spielern, die den Verein verlassen möchten, werde man keine Steine in den Weg legen und man sei davon überzeugt, dass der FC Grenchen nach wie vor eine gute Mannschaft stellen könne. Recherchen haben ergeben, dass am Montag zwar alle Spieler auf dem Platz erschienen, die Junioren der ersten Mannschaft dann aber vom Trainer nicht für ein Junioren-A-Spiel aufgeboten wurden, das an diesem Abend stattfand und alle verärgert nach Hause gingen. Das Juniorenspiel ging Forfait verloren. Am Dienstag erschienen vier Spieler zum Training, am Mittwoch deren sechs.

Am Donnerstagabend wurden laut Spiko Lilo Dellsperger die Verträge mit der neuen Entschädigungsregelung von so vielen Spielern unterzeichnet, dass man nun heute zum Auswärtsspiel gegen Zug 94 mit einer kompletten Mannschaft antreten könne.

Konkret sieht die Punkteprämie wie folgt aus: Wenn ein Match verloren geht, gibt es gar nichts. Für ein Unentschieden gibt es einen Punkt, ein Sieg bringt drei Punkte für jeden Spieler. Jeder Punkt wird mit 100 Franken vergütet, und zwar für alle Spieler genaugleich, wie Dellsperger betont. Andere Entschädigungen gebe es nicht. «Alle Spieler müssen sich jetzt anstrengen und am gleichen Strick ziehen.» Man setzt den Spielern also quasi das Messer an den Hals. Wenn ihr Erfolg habt, gibt es Bares. Wenn nicht, geht ihr leer aus.

Der Vorstand will auch grossen Wert auf die Juniorenabteilung legen, wie er schreibt: «Die Junioren sind unsere Zukunft.» In der Tat wird von treuen Fans bemängelt, man kenne die aktuellen Spieler der ersten Mannschaft überhaupt nicht. «Ich will doch meinen Sohn, den Sohn des Nachbarn, meinen Göttibub oder den Sohn eines guten Freundes dort spielen sehen. Nur dann treffen sich die Angehörigen und Freunde im Stadion, man freut sich zusammen über einen Sieg oder ist zusammen enttäuscht über eine Niederlage. Aber wenigstens gibt es dann wieder eine FC-Grenchen-Familie, wie das früher einmal war», sagt einer, der seit Jahrzehnten fast kein Heimspiel des FCG verpasst.

Ziel: Kooperation und Fusion

Auch eine Kooperation mit den umliegenden Vereinen werde angestrebt, schreibt der FCG-Vorstand und eine spätere Fusion ist laut der Mitteilung erklärtes Ziel – was konkret eine 180-Grad-Wende in dieser Beziehung bedeutet. Dies sei im Interesse aller Fussballvereine und der Stadt Grenchen. «Wir sind überzeugt, dass dies in Zukunft der richtige Weg ist.»

Das nächste Heimspiel findet am 20. September um 17 Uhr gegen Wangen bei Olten statt. Übrigens: Auch das vertraute «Hopp, Gränche, hopp hopp» wird man in Zukunft wieder vernehmen: Othmar Dellsperger, der nach 35 Jahren das Handtuch geworfen hatte, nimmt seinen Posten als Speaker wieder auf.