Nach zehn Jahren wechselt Marco Christen zur Hilari Schnibako. Er verliess die Bühne unter tosendem Applaus. Auch dank ihm darf der Jahrgang 2016 des Bettle Gwöschs als einer der besten gelten.
Bei ihm sitzt jede Pointe und er kann Promis und Dorforiginale imitieren, wie kaum ein anderer: Man wird die Auftritte von Marco Christen am Bettlacher Gwösch zweifellos vermissen. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass der Fasnachtsabend «Bettle Gwösch» inzwischen mehr als ein Geheimtipp, sondern eine der lustigsten Fasnachtsshows weitherum geworden ist.
So versammelten sich denn am Donnerstagabend wieder über 400 Zuschauer in der Büelenhalle zum traditionellen Spektakel, das nichts scheut und niemanden schont. «Wir können leider nicht genau sagen, wie viele es sind, denn leider wurden einige Tickets doppelt verkauft», sagte OK-Präsident Ramon Zumstein mit Augenzwinkern. Der «Schaden» schien sich in Grenzen zu halten, denn stehen musste niemand. Oder nur freiwillig: Für die Standing Ovation, die Marco «Copain» Christen zu seinem Abgang nach zehn Jahren einheimsen durfte.
Man wird Neo-Bänkler Christen nun einfach hinter der Larve antreffen. Dieser war zuvor schon zum ersten Mal mit der Grenchner Hilari Schnibako aufgetreten, die auch diesmal wieder den grossen Abräumer zum Schluss einfuhren: Ihre Schnitzelbänke sind Sonderklasse und Urs Wirth, die Stimmungskanone vom Dienst, konnte das Bettlacher Publikum bestens abholen.
Ein Geheimnis des Gwöschs ist vor allem auch seine Vielfalt sowie die Konstanz von treuen Mitwirkenden, die zwar den Saal nicht immer zum Toben bringen, aber doch ein ansprechendes fasnächtliches «Grundrauschen» erzeugen können, das dann Ausnahmetalenten wie Copain den Boden ebnet zur Vollernte.
Roman Weber gehört dazu, bei dessen Auftritten man nie genau sagen kann, ob das nun unabsichtlich in die Hosen ging oder mit klarem Kalkül. Jedenfalls wirkt er auf der Bühne authentisch, wenn er eben wagt zu sagen, was alle denken. Da mag es einzelne Rohrkrepierer vertragen. Man würde ihn jedenfalls echt vermissen. Und das denken immer mehr, wie man am Applaus merkte. Sein Versuch am «Hotel California»-Gitarrensolo (R.I.P. Glenn Frey...) ist ebenfalls ein Klick auf unsere Homepage wert.
Ebenso ist Ron Bertolla, dessen Zauberkünste zwar auch schon spektakulärer waren, ein wichtiges Standbein des Gwöschs geworden. Doch vielleicht ist er inzwischen einfach so gut, dass schon fast nichts mehr erstaunt. Und er hat tatsächlich immer wieder tolle Tricks und Ausrüstungen auf Lager, wie diesmal seine allwissende Ikea-Küchenuhr oder den sich selbst (richtig) ausfüllenden Euromillions-Lottozettel.
Auch die Krachwanzen machten diesmal den Anschein, als hätten sie den Fuss etwas vom Gas genommen. Die Stücke waren eher der langsamen Art. Doch die schiere Grösse der Formation mit 16 (!) Trompeten in der ersten Reihe sorgte für ein eindrückliches Klangerlebnis samt fasnächtlichem Schalldruck.
Thomas Christen und Ramon Zumstein versuchten in ihrem Sketch, zunächst mal den Ursprüngen der Fasnacht auf den Grund zu gehen, gefolgt von einem Flirt-Kurs mit Erfolgsgarantie. So mimte Zumstein die richtige Coolness in allen wichtigen Lebenslagen: im Auto, im Restaurant und schliesslich auf dem Sofa zu Hause. Mega-Enttäuschung für ihn – für uns alle – dass es aber erst am nächsten Gwösch zur Sache gehen soll.
Fürs heutzutage unentbehrliche Brummen unter der Gürtellinie wurde aber sonst laufend gesorgt. Auch von Philipp Schluep und Yves Cutrona. Die beiden Basler Beppi-Sanitäre blasen und spülen Rohre jeglichen Kalibers, verarschen sich gegenseitig, lassen den Kollegen malochen und machen vor allem erst mal Znünipause. Da kommt ihnen halt allerhand in den Sinn, das auch das Gwösch-Publikum bestens unterhielt. Schlueps Slapstick-Motor, mal auf Touren, läuft und läuft und läuft ...
Nicht zu vergessen der Nachwuchs-Star am Fasnachtsfirmament. «Ukulele-Bär» Michu Gerber aus Grenchen, der auch diesmal wieder musikalisch wie sprachakrobatisch brillierte und zeigte, dass Fasnachtshumor vor allem auch selbst- und gesellschaftskritisch sein sollte. So demonstrierte er, dass auch heikle Themen wie die Flüchtlingsproblematik angemessen fasnächtlich angesprochen werden können.
Der Jahrgang 2016 des Bettle Gwöschs kann somit als einer der besten gelten. So macht Fasnacht Freude.