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Die Segelfluggruppe Solothurn feiert ihr 75-Jahr-Jubiläum mit einer richtiggehenden Parade von Oldtimern aus Holz, Tuch und Metall. Neben dem Pilotieren ist auch eine gehörige Portion Handwerkkunst mitzubringen.
Mit dem Segelflug hat alles begonnen: Otto Lilienthal machte in Berlin ab 1891 seine Flugversuche mit Gleitern. Die Geburtsstunde der Aviatik waren motorlose Hüpfer von einem Hügel. Dann strebte der Mensch zuerst dem motorisierten Fliegen zu, das mit der technischen Entwicklung während des Ersten Weltkriegs einen rasanten Fortschritt nahm. Anschliessend besann man sich des Segelflugs, der ab Beginn der 1920er Jahre zu entstehen begann.
Studenten der technischen Universitäten in Deutschland hatten kein Geld in der Tasche, aber viel Willen zum Fliegen. Sie bauten die Ur-Segelflugzeuge und trafen sich alljährlich auf der Wasserkuppe in der Rhön zum Gedankenaustausch und Vergleichsfliegen. Heute ist der Segelflug über 90 Jahre alt und hat sich zu einer eigenständigen aviatischen Sparte mit höchsten Leistungen entwickelt. Moderne Segelflugzeuge können heute auf einen Kilometer Höhe über 60 km zurücklegen.
Handwerk und Pilotieren
Zum Jubiläum «75 Jahre Segelfluggruppe Solothurn» standen aber für einmal nicht die aktuellen Segelflugzeuge im Vordergrund, sondern die historischen. Viele Piloten haben eine Passion für alte Flugzeuge. So fliegt auch der Derendinger Arzt Michele Kohler ab und zu einen Oldtimer. In der Regel pilotiert er moderne Flugzeuge und ist bei der Segelfluggruppe Solothurn als Fluglehrer auf Doppelsitzern im Einsatz, die aus Kohlefaser-Kunststoffen aufgebaut sind.
Mit dem Scheibe Bergfalke II 55 aus dem Jahr 1963 kann er das Gefühl von anno dazumal erleben, als Metallröhrchen, Holz und Tuch im Flugzeugbau die bevorzugten Materialen waren. Ein Gleichgesinnter ist Thomas Fessler: Beim Schreinermeister aus Bettlach vereinigen sich die Handwerkskunst, die es zum Erhalten der Flugzeuge braucht, und das Pilotieren. Also eine perfekte Mischung, um auch Passagieren die Schönheiten des (Oldtimer) Fliegens zu zeigen. Das hat er denn mit seinem gelben Spyr Va aus dem Jahr 1949 auch getan.
Piloten aus der Ostschweiz
Willi Fahrni, seit Gründung der «Oldtimer Segelflug Vereinigung Schweiz» im Jahr 1989 deren Präsident, genoss das Gastrecht in Grenchen.» Wir haben schweizweit und über die Landesgrenzen hinaus eine gute Kameradschaft», sagt der in Wald wohnende Zürcher Oberländer. «Bei uns muss man nicht fliegen, sondern wir dürfen. Das macht eben Spass.» Etliche Oldtimerpiloten, vor allem aus der Ostschweiz, folgten der Einladung der Segelfluggruppe Solothurn und zeigten ihre Preziosen in Grenchen.
Fahrni führte das Kommando bei den Gummiseil-Starts, dem Höhepunkt des Treffens. Zu Beginn des Segelflug-Sports war es die hauptsächliche Startmethode, auch in Grenchen. Der Eichholzhügel, der Stierenberg und der Weissenstein dienten für Starts. Aber auch auf dem Flugplatz selber wurde so geflogen: 20 Mann und Frau müssen als «Gummihunde» ihre Kraft einsetzen, damit ein Pilot in der Ebene ein paar Sekunden lang fliegen kann.
Die Leute legen sich auf Befehl ins Seil, das Gummiseil spannt sich, die Klinke wird gezogen und das Flugzeug in die Luft gespickt. Selbst Zuschauerinnen und Zuschauer wurden «rekrutiert», um das «Karpf Baby», ein offenes Segelflugzeug aus dem Jahr 1945, mit dem Gummiseil zu starten. Es war eine stilechte Jubiläumsfeier der Solothurner Segelflieger.