Arbeitsplatz Flughafen
Mit einem Schnupperflug das Fliegervirus erhalten – Hans Marthalers Passion ist das Segelfliegen

Hans Marthalers Passion ist das Segelfliegen – trotz Berufspiloten- und Motorfluglizenz. Faszinierend findet er als Fluglehrer vor allem die Interaktion zwischen Mensch, Technik und Natur.

Patric Schild
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Hans Marthaler ist passionierter Segelflieger und Fluglehrer.

Hans Marthaler ist passionierter Segelflieger und Fluglehrer.

Hanspeter Bärtschi

Alles begann mit einem Segelflugschnupperflug, den Hans Marthaler vor rund 20 Jahren geschenkt bekommen hat. «Da hat mich das Fliegervirus infiziert», erklärt er lachend. Aus der Faszination wurde bald Leidenschaft und so schloss sich der damals 30-Jährige der Segelfluggruppe Solothurn (SGS) an und absolvierte dort die Ausbildung zum Segelflugpiloten.

Als schliesslich beim Verein Not am Mann war und zuerst ein Schlepppilot und anschliessend ein Fluglehrer benötigt wurden, machte Marthaler kurzerhand auch noch das Motorflugbrevet, gefolgt von der Ausbildung zum Segelfluglehrer.

«CAVOK»

«In unserem Metier bildet das Wetter ein zentrales Element. Aus diesem Grund haben die Piloten immer Freude, wenn das Wetter CAVOK ist», erklärt Marthaler. Der Begriff steht für «ceiling and visibility okay», was zu Deutsch «Wolken und Sicht in Ordnung» bedeutet. Eine Wetterklassifizierung als CAVOK besagt somit, dass vom Wind abgesehen gute Sichtflugbedingungen ohne wesentliche Einschränkung vorherrschen.

«Dann habe ich längere Zeit nichts Neues mehr gemacht», erklärt der Berufschullehrer. Dies änderte sich, als ihn seine Anstellung unverhofft über den Grossen Teich führte: Zwei Jahre verbrachte er für die Firma Synthes im US-Bundesstaat Colorado. Dort eignete er sich in seiner Freizeit das Berufspilotenbrevet für mehrmotorige Flugzeuge und Instrumentenflug an.

Als Marthaler im Jahre 2010 in die Schweiz zurückkehrte, erwarb er die Berufspilotenlizenz auch hierzulande und hängte sogleich noch den Motorfluglehrer hintendran. «Ich decke mittlerweile als Fluglehrer fast die gesamte Palette ab, nur mit Helikoptern habe ich (noch) nichts am Hut», erzählt der Allrounder.

Die Kombination machts

Faszinierend findet er als Fluglehrer vor allem die Interaktion zwischen Mensch, Technik und Natur. Denn jedes für sich alleine würde dem 53-Jährigen wahrscheinlich irgendwann verleiden. Selbst das Matterhorn habe man irgendwann gesehen, wenn man zum hundertsten Mal einfach nur drumherum geflogen sei. «Wenn du allerdings noch einen weiteren Menschen dabei hast und dessen Strahlen im Gesicht siehst, dann ist das nach wie vor sehr befriedigend», so Marthaler.

Doch damit nicht genug. Zusätzlich ist er auch noch Prüfungsexperte für Segelflug und setzt als Pilot Fallschirmspringer ab. Letzteres hat der Jegenstorfer jedoch selber noch nicht ausprobiert: «Ich halte mich an den Grundsatz, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, aus einem funktionierenden Flugzeug herauszuspringen, das noch fliegen kann», erklärt Marthaler scherzend.

Serie

Jobs auf dem Flughafen

Der Flughafen ist für Grenchen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. In unserer Serie «Arbeitsplatz Flughafen» stellen wir verschiedene Menschen, Firmen und Tätigkeiten vor, die man auf dem Flughafenareal antrifft. Heute sind wir bei Segel- und Motorfluglehrer Hans Marthaler, der als Fluglehrer in Grenchen fast die ganze Palette der Fliegerei abdeckt.

Trotz seinem inzwischen beachtlichen Repertoire an Ausbildungen rund um die Fliegerei, ist das Segelfliegen für den Allrounder stets die wahre Passion geblieben. «Die Segelfliegerei ist etwas sehr Soziales», erklärt Marthaler. Denn im Gegensatz zu einem Motorflugzeug brauche es eine Menge Teamarbeit, um ein Segelflugzeug in die Luft zu bringen.

Zentrales Element: Nachwuchs

Die Segelfluggruppe sieht Marthaler auch als erweiterte Familie. Jedes Mitglied fasst ein «Ämtli» und verrichtet seine Arbeit ehrenamtlich. So auch Marthaler, der als Cheffluglehrer amtet. Insgesamt sechs Fluglehrer und acht Segelflugschüler zählt der Verein im Moment. «Wie mittlerweile fast jeder Verein müssen auch wir unseren Nachwuchs pflegen», sagt der Cheffluglehrer des SGS. Daher bildet die Ausbildung der zukünftigen Segelflugpiloten ein zentrales Element des Vereins.

Zwei bis vier Flugschüler sollen jährlich fit für die Prüfung gemacht werden. Angehende Piloten sollten dabei nicht nur die Freude an der Fliegerei mitbringen, es sollte für sie auch einen guten Ausgleich zum Berufsalltag schaffen. «Ausserdem sollten sie eine gewisse Affinität für die technischen Zusammenhänge haben», rät der studierte Physiker.

Für Marthaler ist zudem ein weiterer Pluspunkt des Segelflugzeuges, dass es die umweltfreundlichste Variante des Fliegens darstellt. Überhaupt liegt dem Familienvater die Umwelt sehr am Herzen und er ist daher ein grosser Befürworter der Elektroflugtechnik. «Die Zukunft der Fliegerei liegt nicht im Verbrennungsmotor», ist Marthaler überzeugt. Für die Linienfliegerei werde dieser Schritt zwar noch etwas länger dauern.

Jedoch könnten erste Elektroflugzeuge schon bald bei Flugschulungen etwa für Landeübungen zum Einsatz kommen. Momentan befindet sich jedoch alles noch in der Testphase. In der gesamten Schweiz gibt es zurzeit gerade mal eine Handvoll Piloten, welche die neuen Elektroflugzeuge erproben und somit vorantreiben dürfen – Hans Marthaler ist einer von ihnen.