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Mit «Wiiberheer» wird ab 16. Juni das 8. Freilichtspiel uraufgeführt. Ein Probenbesuch auf der Bühne im Eichholz.
Es ist das Jahr 1798 Ende Februar. Die französischen Truppen stehen an der Grenze. In Grenchen reagierten die Dorfbewohner gespalten. Ist es besser, weiterhin unter der Knechtschaft von Solothurn zu leben, oder soll man sich auf die napoleonischen Soldaten und auf ihre Ideologie aus der Französischen Revolution freuen? Die begangenen Gräueltaten der Franzosen, von denen die Grenchnerinnen und Grenchner hören, bringen Verunsicherung mit.
Schliesslich steht der Einfall bevor. Ein grosser Teil der Bevölkerung sucht Holz, um damit eine Barrikade am Dorfrand zu errichten. Es wird diskutiert, ob und wie man sich gegen bewaffnete Soldaten verteidigen soll. Heugabeln und andere Werkzeuge werden gezückt. Jules und Lilou, zwei Flüchtlinge aus Frankreich, hingegen, raten von einem Kampf ab, um Blutvergiessen zu vermeiden.
Auf dem Eichholzhügel sind die Vorbereitungen voll im Gange. Seit Anfang Mai wird auf dem Gelände geprobt. Die zahlreichen Schauspielerinnen und Schauspieler geben zusammen mit Autorin und Regisseurin Iris Minder alles, um die diesjährigen Freilichtspiele für die Zuschauer zu einem gelungenen Erlebnis zu machen. «Zeitlich ist alles im grünen Bereich», äussert sich Minder zufrieden.
Das Bühnenbild ist inzwischen bis auf einige Details fertig, der Wagen, in welchem die Live-Band «Les Rubis» für das Publikum sichtbar sein wird, steht ebenso bereit. Doch bis zur Uraufführung vom 16. Juni gibt es dennoch noch einiges zu tun. Seit Ende Mai wird viermal wöchentlich geprobt, Durchlauf folgt Durchlauf, es werden die letzten Fehler getilgt und an Feinheiten gearbeitet.
Wie für das letzte Freilichtspiel mussten die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände verschärft werden, da es trotz Absperrungen zu Vandalenakten am Bühnenbild kam. Nebst der Securitas schaut nun auch die Polizei nach dem Rechten.
Auch wenn im «Wiiberheer» mit dem Franzoseneinfall ein geschichtliches Ereignis thematisiert wird, steht nicht das Historische im Zentrum, fokussiert werden die Menschen. Wie könnten Menschen dazumal in einer solchen Situation reagiert haben? Brachten sie ihre Habe in Sicherheit oder versuchten sie bis zum Ende, ihren Alltag weiterzuleben?
Da sind eine spannende Geschichte und viele verschiedene Charaktere, die die Zuschauer im «Wiiberheer» erwarten. Eine Figur ist beispielsweise der Knabe Kari, der als Knecht für den reichen Bauern Guschti Güggi arbeiten muss und kein leichtes Los gezogen hat. Und auch Ärnstli, der Enkel vom Schweinehirt Seuzejoggeli, leidet, da seine Familie kein Ansehen im Dorf geniesst und immer wieder gepiesackt wird.
Da ist auch die Solothurner Seite: Noldi Pfluger hat die Aufgabe, in Grenchen nach dem Rechten zu sehen und gegen Störenfriede vorzugehen, die sich nicht so verhalten, wie es die Regierung wünscht. Und neben dem Seuzejoggeli gehen auch Elisabeth Frei und Maria Schürer im Dorf ihrem Leben nach. Obschon auch diese drei Figuren fiktiv ausgestaltet sind, so sind ihre Namen in die Grenchner Geschichte eingegangen, da sie sich den Franzosen entgegenstellten.
Am 10. Juni um 11 Uhr wird überdies die Öffentlichkeit eingeladen, einen Blick hinter die Freilicht-Kulisse zu werfen. Empfangen werden die Interessierten von Jürg Spahr, Präsident der Freunde Freilichtspiele Grenchen, wobei sie von Doris Durrer (organisatorische Leiterin Freilicht) und dem Freilicht-Baumeister, Hanspeter Crivelli, viel Wissenswertes zur Produktion erfahren und danach noch einer halbstündigen Probe des Theaterensembles beiwohnen können.