Alicia Schüpbach
Mit 300 Sachen in Richtung Erdboden: Adrenalinkick über Grenchen für die Miss Bern

Alicia Schüpbach, die amtierende Miss Bern, hat in Grenchen ihren ersten Fallschirm-Tandemsprung absolviert. Angst hatte die junge Frau keine.

Oliver Menge
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Roman Hersche begrüsst die Familie Schüpbach
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Auch Theorie muss sein
Alicia füllt das Formular für den Haftungsausschluss aus.
Die Haltung in der Luft wird am Boden geübt.
Die Haltung in der Luft wird am Boden geübt.
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 Das Gurtzeug wird befestigt.
 Erstes Video-Inti mit Roman.
 Im Flugzeug muss Maske getragen werden.
 Besteigen der PAC
 Die PAC, das Absetzflugzeug von Skydive Grenchen hebt ab.
Miss Bern beim Erstabsprung Tandemfallschirm
 Ansetzen zur Landung.
 Sanft auf dem Hosenboden gelandet.
 Interview nach dem Flug
"Es war megacool"
 Bild fürs Album: Miss Bern Alicia Schüpbach und Fallschirmprofi Roman Hersche.

Roman Hersche begrüsst die Familie Schüpbach

Oliver Menge

Gewinnt man den Titel der Miss Bern, ist das mit einigen Verpflichtungen verbunden. Das erfuhr auch die 18-jährige Alicia Schüpbach aus Münsingen, die letzten Dezember zum schönsten «Bärner Meitschi» gewählt wurde – eine Wahl, an der übrigens auch junge Frauen aus den Kantonen Solothurn und Freiburg teilnehmen können.

Nebst den Verpflichtungen, die eine solche Wahl mit sich bringt – Fotoshootings und öffentliche Auftritte an Veranstaltungen für die Sponsoren – gibt es auch einiges zu gewinnen. Unter anderem ist auch ein Fallschirm-Tandemabsprung bei Skyguide Grenchen seit Jahren fester Bestandteil der Preissumme. Und diesen Erstabsprung absolvierte Alicia am Sonntagnachmittag.

Keine Angst – dafür umso mehr Vorfreude

«Angst habe ich keine», meinte die sympathische Miss Bern, die in Begleitung ihrer Eltern Elaine und Frank zum Flugplatz Grenchen kam. «Dafür ist meine Vorfreude umso grösser, denn das ist etwas, das ich schon immer machen wollte.» Sie sei sowas wie ein Adrenalin-Junkie, bestätigt ihre Mutter: «Alicia muss immer auf die verrücktesten Achterbahnen.» Und Vater Frank ergänzte. «Ich freue mich schon jetzt auf ihr Strahlen im Gesicht nach der Landung.»

Roman Hersche ist nicht nur für das Marketing bei Skydive Grenchen verantwortlich, er ist auch einer jener Profis, die Tandemsprünge durchführen. Das heisst: Personen, die keinerlei Erfahrung zu haben brauchen, sind mit Gurtzeugs an ihm befestigt und er springt mit ihnen aus dem Flugzeug aus 4200–4500 Metern Höhe und bringt sie wieder sicher auf den Boden. Hersche hat schon ungefähr 2000 Tandemsprünge auf seinem Konto.

Nach der Begrüssung geht es gleich los: Alicia muss zwei Formulare ausfüllen, eines zum Haftungsausschluss und eines für den Beförderungsschein im Flugzeug, analog einem normalen Flugticket. Dann erklärt ihr Roman Hersche in der Theorie den Ablauf des Sprungs: Das Flugzeug bringt sie innerhalb von etwa 20 Minuten auf die Absprunghöhe. Im Flugzeug wird Alicia mit vier Haken – jeder hält eine Belastung von mehreren Tonnen aus – an ihren Flugbegleiter festgezurrt. «Sobald alle anderen Springer raus sind, setzen wir uns an die Kante der Tür, wippen drei Mal und lassen uns aus dem Flugzeug fallen. Die meisten Leute haben ein paar Sekunden lang das Gefühl, sie können nicht atmen. Das ist eine ganz normale Reaktion des Körpers, der verfällt nämlich in eine Art Totenstarre, bis das Adrenalin wirkt, das ausgeschüttet wird. In der Regel hilft Schreien», erklärt ihr Roman Hersche. Und dann könne sie den freien Fall geniessen. Nach 50–55 Sekunden werde er den Schirm öffnen und innerhalb von etwa sieben Minuten bis zur Landezone schweben. Die Eltern Alicias hören gespannt und interessiert zu.

Mit 300 Sachen in Richtung Erdboden

Nach der Theorie geht’s ans Praktische: Auf dem Rasen wird die richtige Haltung für den freien Fall geübt: Damit sich das Tandem-Paar nicht auf den Rücken dreht, müssen beide ein hohles Kreuz machen. «Kurz nach dem Absprung öffne ich einen kleinen Bremsfallschirm, der das Anfangstempo von etwa 300 km/h auf etwa 200 km/h reduziert. So wird das Öffnen des Hauptschirms etwas angenehmer.» Mutter Elaine filmt alles mit dem Handy.

Nach der Vorbereitung wird Alicia ausgerüstet, mit Gurtzeugs und Brille, und schon machen die beiden sich gemeinsam mit den anderen Springern auf zur PAC, dem Absetzflugzeug der Skydiver. «Bisch es tolls Chind gsi», meint ihre Mutter zum Abschied im Scherz – wobei, nervös sind Frank und Elaine ein wenig.

«Jetzt kann ich die Adrenalin-Junkies verstehen»

Rund 20 Minuten später ist es so weit: Die PAC überfliegt die Wolken und ist nur noch ab und zu in einer Lücke zu sehen. Die ersten Punkte lösen sich in 4200 Metern Höhe vom Flugzeug, wenig später gehen die Schirme einer nach dem anderen auf. Der letzte Punkt, das sind Alicia und Roman, die wie ein Stein in Richtung Erde stürzen. Den Eltern stockt der Atem, bis der rote Fallschirm sich öffnet. Unten sind schon die ersten Springer gelandet, es wird viel gelacht.

Nach einigen eleganten Pirouetten schweben auch die beiden Protagonisten zur Landezone und legen eine perfekte Landung auf dem Hosenboden hin.

«Ein krasses Gefühl. Jetzt kann ich die Adrenalin-Junkies verstehen», sagt Alicia. Beim Absprung habe sie einen Moment lang Angst gehabt, sich aber dann an den Rat von Roman erinnert und nach Leibeskräften geschrien. «Dann ging es auch gleich wieder. Das war super, megacool», schwärmt sie. Wobei: «Mein Gesicht auf den ersten paar Metern, das hätte ich nicht sehen wollen.» Sie habe es total genossen, vor allem den freien Fall. «Das war ein wirklich tolles Erlebnis, danke!»