Vortrag
Minister aus Afghanistan arbeitet in Schweiz als Hauswart und Aufsicht

Im Rahmen der Erwachsenenbildung der römisch-katholischen Kirche stellte Abdul Samad Qayumi in einem Vortrag sein Leben in Afghanistan und in der Schweiz vor.

Nadine Schmid
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Abdul Samad Qayumi.

Abdul Samad Qayumi.

Nadine Schmid

In Afghanistan war Abdul Samad Qayumi Ingenieur, Direktor einer Düngerfabrik, Erziehungsminister und Universitätsprofessor. In der Schweiz Hauswart, Aufsicht im Museum Altes Zeughaus, und bis zu seiner Pensionierung der dortige Rüstungsrestaurator. Er lebt in Bettlach.

Im Rahmen der Erwachsenenbildung der römisch-katholischen Kirche, stellte Qayumi in einem Vortrag den rund dreissig Anwesenden sein Leben in Afghanistan und der Schweiz vor, ein Leben, das nach dem Sturz der Afghanischen Regierung 1992 eine unerwartete Wende nahm. Davor führte Qayumi mit seiner Familie trotz des Krieges zwischen Amerika und den Sowjets ein gutes Leben. Als die sowjetischen Truppen abgezogen wurden, begann durch die Kriegsfürsten ein Bürgerkrieg, der schliesslich zum Sturz der Regierung führte.

Als ehemaliger Erziehungsminister musste Qayumi nach dem Putsch um sein Leben fürchten, da frühere Minister von der neuen Regierung hingerichtet wurden. «Ich flüchtete mit meiner Frau und meinen Kindern zunächst nach Kabul und dann nach Pakistan, bis zuletzt hoffte ich, die Lage würde sich verbessern, sodass wir zurückkehren könnten.» Doch die Lage verschlechterte sich. Die Flucht finanzierte Qayumi mit seinem letzten Geld, ihr Weg führte in die Schweiz.

Lange keine Bewilligung

Sechseinhalb Jahre wartete die Familie Qayumi, die um Asyl ersucht hatte, auf den Entscheid der Behörden. «In dieser Zeit durften wir weder reisen noch arbeiten. Wenn man nicht arbeitet ist man nichts», beschreibt Qayumi in fliessendem Hochdeutsch.

Seine Heimat ist inzwischen die Schweiz . Sie seien einsam gewesen, die Nachbarn hätten sie gemieden. Gleichzeitig sass die Furcht vor einem negativen Entscheid tief. Als der positive Asylentscheid eintraf, wurde er gleichzeitig aufgefordert, sich eine Stelle zu suchen. Doch lange fand er keine, trotz zahlreicher Bewerbungen. Schliesslich bekam er die Stelle als Hauswart in ihrem Wohnblock, dies obschon er als klar überqualifiziert galt.

Da es so viel zu tun gab, half seine Frau mit, die in Afghanistan Lehrerin war. «Darauf veränderte sich auch unser Sozialleben. Die Nachbaren begannen sich mit uns zu unterhalten», erinnert sich Qayumi. Durch seine Bewerbung beim Museum Altes Zeughaus konnte er als Aufsicht arbeiten. Zwei Jahre später wurde er zum Restaurator mittelalterlicher Rüstungen.

Für Afghanistan sieht Qayumi keine Chance auf Besserung. «Leider», sagt er. Die Korruption sei sehr gross und der Graben zwischen der vorwiegend armen Bevölkerung und den sehr reichen Menschen im Land nicht überwindbar.