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War diese Mittelländer Ausstellung wirklich so ein Flop? Es gibt auch Aussteller, die Organisator Sandro Keller die Stange halten. Messeunternehmer Willy Gyger gehört auch dazu.
«Der uns entstandene Verlust geht in die Tausende und wir sind nicht bereit, diesen Verlust zu akzeptieren», schrieb Süssigkeiten-Verkäufer Stephan Bosshard am Montag in einem E-Mail an die mia-Messeleitung und zahlreiche Aussteller. Doch es gibt auch andere Stimmen. Prominente und berufene Stimmen, sogar.
Willi Gyger, Betreiber des Grenchner «Sunneparks», ist seit Jahrzehnten auch erfolgreicher Organisator und Betreiber von Messen in der deutschen Schweiz. Nebst nationalen Fachmessen (Touristik, Werbung und Marketing) werden von seiner Wigra-Gruppe auch diverse regionale Messen durchgeführt, so in Aarau, Winterthur, Glarus und im Zürcher Oberland.
Auch die Auto Expo Biel und die Bike-Days Solothurn gehören zum umfangreichen Wigra-Portfolio. Die Firma wird unterdessen von Willi Gygers Sohn Christian als CEO geführt, Willi Gyger ist Verwaltungsratspräsident.
«Wir haben noch nie eine Messe ohne Eintrittspreis gemacht», meint Gyger auf Anfrage. Und als Begründung sagt er dasselbe wie mia-Messeleiter Sandro Keller: «Wer etwas zu verkaufen hat, will Leute, die sich für sein Produkt interessieren, nicht Teenager, die ihm in kürzerster Zeit alle Kundengeschenke abräumen.»
Mit diesem Konzept arbeite er an allen Messestandorten, auch an kleineren Messen wie in Glarus, die von der Ausstellerzahl wohl etwa vergleichbar sei mit der mia. Auch mit nur 100 Teilnehmern lasse sich eine Messe organisieren, «auch wenn 150 natürlich besser wären».
Viele Aussteller und Kunden schätzten den persönlichen Kontakt, den eine Messe ermögliche. «Das können sie mit Werbung oder im Internet nicht erreichen», ist Gyger überzeugt. Er habe es auch an dieser mia wieder erlebt, als er selber am Stand des «Sunneparks» präsent war. «Die Leute kamen extra an die mia, weil sie sich über unser Angebot an Alterswohnungen informieren wollten. Und sie waren auch bereit, etwas zu bezahlen dafür.»
Ob das nun gerade zehn Franken sein müsse, will Gyger offenlassen. Speziell schwierig sei es natürlich, wenn sich die Leute an ein Gratisangebot gewöhnt hätten. Da brauche ein Messeorganisator Beharrlichkeit und einen langen Atem – «will heissen genügend Finanzreserven», räumt Gyger ein.
Überhaupt sei das Messewesen ein Geschäft, das mit «viel Arbeit und hohem persönlichen Engagement» verbunden sei, weiss er aus persönlicher Erfahrung. Auf dem Land, wo noch nicht so viel los sei wie in einer Grossstadt (wo die Grossmessen Muba in Basel und Züspa in Zürich mit Besucherschwund kämpfen), sieht Gyger für Messen wie die mia somit durchaus eine Zukunft.
Das unmögliche Zirkulieren zwischen Messe und Lunapark hat die Leute verärgert. «Wir haben in unseren Messen eine einfache und bewährte Lösung für den Wiedereintritt, sagt Willi Gyger dazu. Wer das Gelände verlässt, aber wieder hinein will, erhält einen Stempel aufs Handgelenk.»
Für Willi Gyger ist es auch kein Zufall, dass vor allem Anbieter von Verpflegungsdienstleistungen und Süssigkeiten mit dem Verlauf der mia unzufrieden waren: Da diese auf viel Laufkundschaft angewiesen seien, müssten sie ihre Erwartungen und Konzepte anpassen.