Reportage
Mehr als «nur ein bisschen Giessen»: Unterwegs mit dem Stadtgärtner Alex Bürgi

Alex Bürgi, Mitarbeiter bei «Stadtgrün» Grenchen, ist morgens schon früh unterwegs, um die städtische Blumenpracht zu pflegen. Wir haben ihn bei der Arbeit begleitet.

Patric Schild
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Reportage Stadtgärtnerei Grenchen
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Zuallererst muss der Wassertank gefüllt werden. Er fasst ein Volumen von 600 Liter.
An seiner Arbeit schätzt Bürgi vor allem die frühmorgendliche Ruhe, bevor in der Stadt die Hektik des Alltags beginnt.
Die Hitze der letzten Woche hat den Pflanzen zugesetzt.
Bürgis Zeitplan ist straff gesetzt.
Es gebe immer mal wieder jemanden, der denke, dass seine Arbeit «nur aus ein bisschen Giessen» bestehe.
Erfreulicherweise würden die positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung aber überwiegen.

Reportage Stadtgärtnerei Grenchen

Oliver Menge

Morgens, kurz vor halb sechs beim Werkhof. Alex Bürgi, Mitarbeiter bei Stadtgrün Grenchen, macht sich bereit für seinen Arbeitstag. Draussen ist es zwar noch zappenduster, dafür liegen die Temperaturen aktuell bei angenehmen 22 Grad. «Wenn es der Arbeitsort und die Tätigkeit zulassen, haben wir die Möglichkeit, auch früher anzufangen», erklärt Bürgi. Der Auftrag heute lautet, die Sommerflor-Bepflanzungen in der Stadt zu bewässern. Diese Arbeit wird für gewöhnlich in einem Zwei-Tages-Turnus durchgeführt. Es kann aber auch zu Verschiebungen kommen. Besonders die Hitze der letzten Woche hat den Pflanzen einiges abverlangt, was auch durch die Regenschauer vom Wochenende nicht so schnell wieder wettgemacht werden kann.

Das richtige Gespür für die Wassermenge

Gestartet wird bei der Badi. Noch ist hier keine Menschenseele anzutreffen. Die ersten Badegäste trudeln erfahrungsgemäss erst kurz vor halb neun ein, und selbst die Hündeler haben sich bisher nicht blicken lassen. Einzig das Zwitschern der Vögel ist zu vernehmen. Diese frühmorgendliche Ruhe, bevor in der Stadt die Hektik des Alltags beginnt, ist ein Aspekt, den Bürgi an seiner Arbeit besonders schätzt. Bevor es aber losgehen kann, muss zunächst der Wassertank gefüllt werden. Insgesamt 600 Liter fasst dieser und das Prozedere dauert rund 10 Minuten. Damit alles reibungslos vonstattengeht, braucht es ein gewisses Gespür, wie viel Wasser pro Rabatte eingesetzt werden darf. Die Tankfüllung muss immer für einen bestimmten Abschnitt reichen, da durch das Wiederauffüllen kostbare Zeit verloren geht.

Während des Rundgangs quer durch Grenchen wird der Behälter mindestens sechs Mal gefüllt. Dies geschieht entweder an einem der städtischen Hydranten, oder aber das Wasser wird via Tauchpumpe direkt vom Kanal beim Eingang zum Grenchenbergtunnel bezogen. Wenn immer möglich, holt Bürgi den Nachschub beim Kanal, da dies die günstigere Variante ist.

Der Zeitplan ist jedoch straff gesetzt. Die Sommerflorrunde soll gegen Ende des Morgens abgeschlossen sein. Denn die Pflanzen drohen durch die Sonneneinstrahlungen und die Reflektion durch den Teer zu verbrennen. Bürgi überlegt daher genau, von wo er sich das Wasser für den nächsten Standort besorgt. «Es ist alles eine Frage des Timings», fasst Bürgi die Arbeit zusammen.

Giessen mit Gehörschutz und Sicherheitsweste

Der Generator, welcher den Tank antreibt, kommt auf eine Lautstärke von 103 Dezibel. Da ist das Tragen eines Gehörschutzes unerlässlich. Dieser dient jedoch nicht nur als Vorbeugungsmassnahme vor Hörschäden, sondern auch der Unterhaltung, da er mit einem Radioempfang ausgestattet ist. «Bei dieser Tätigkeit arbeitest du die meiste Zeit alleine», sagt Bürgi. Da kommt ein bisschen musikalische Abwechslung gerade recht. Der Gehörschutz bildet aber nicht die einzige Sicherheitsmassnahme. Auch Faltsignal und Leuchtweste sind seine ständigen Begleiter, damit er frühzeitig gesehen wird. Dies gilt besonders bei stark frequentierten Strassen wie der Hegelbach-Kreuzung im Stadtzentrum, dem zweiten Standort der heutigen Route. Denn allmählich ist die Stadt erwacht und der Morgenverkehr ins Rollen gekommen.

Kurze Zustandsprüfung der Pflanzen

Bevor die Rabatten gegossen werden, überfliegt Bürgi grob deren Zustand. Unkraut und verwelkte Blüten, die ihm dabei ins Auge stechen, werden kurzerhand entfernt. «Dadurch ist es zwar nie ganz perfekt, aber es wird doch immer etwas gemacht» so Bürgi. Mehr Zeit kann fürs Jäten nicht aufgebracht werden, da er sonst dem Zeitplan hinterherhinkt. Weitere Pflanzen warten bereits beim Stadthaus, dem Zyt- und Postplatz, dem Landi-Kreisel sowie beim «Maxi»-Laden in der Schmelzi. Währenddessen steigen die Temperaturen stetig.

Die Bevölkerung nimmt die Arbeit mehrheitlich wohlwollend zur Kenntnis. Zwar, so Bürgi, gebe es immer mal wieder jemanden, der denke, dass seine Arbeit «nur aus ein bisschen Giessen» bestehe.

Erfreulicherweise würden die positiven Rückmeldungen aber überwiegen. Nach knapp fünf Stunden hat der Routinier die Sommerflor-Tour beendet. Die Arbeit ist damit aber noch nicht getan. Denn Hecken, Gehölze und Ziergräser gehören ebenso noch zu seinem Bewässerungsplan sowie rund 180 Bäume.