Grenchenberg
Mauern bauen und Brücken bilden

Letzte Woche gabs Bewegung auf der Wandfluh: 16 junge Erwachsene zwischen 18 und 22 aus Israel, Palästina, der Schweiz, Irland und Nordirland bauten Trockenmauern wieder neu auf.

Oliver Menge
Drucken
Beim Bau der Trockenmauer auf der Wandfluh kamen die jungen Erwachsenen ins Gespräch und lernten andere Kulturen kennen.

Beim Bau der Trockenmauer auf der Wandfluh kamen die jungen Erwachsenen ins Gespräch und lernten andere Kulturen kennen.

Zur Verfügung gestellt

Das Projekt «Building Walls – Breaking Walls» (Mauern bauen – Brücken bilden) wird jedes Jahr vom Verein Naturkultur aus Lommiswil durchgeführt. Es bringt junge Erwachsene aus Ländern, in denen kulturelle und ideologische «Mauern» bestehen, während einer Woche auf den Solothurner Jura, wo sie nicht nur das Handwerk des Trockenmauerbauens erlernen, sondern auch ebendiese Mauern in den Köpfen niederreissen, wie Oliver Schneitter vom Verein Naturkultur erläutert: «Jeden Tag finden Workshops und Diskussionen statt, an welchen die Teilnehmer die anderen Kulturen kennen lernen und deren Perspektiven besser verstehen.

Wir hatten beispielsweise Israeli aus einem Kibbuz im Süden Israels, die unmittelbar vor dem obligatorischen Militärdienst stehen. Sie lernten hier Palästinenser kennen, die aus Hebron und Ramallah in der Westbank sowie aus Ost-Jerusalem und Nazareth angereist waren. Und beide Seiten hatten nach dieser Woche ein komplett anderes Bild des ‹vermeintlichen Gegners›.» Die Israeli würden nun mit sehr gemischten Gefühlen ihren Dienst antreten.

Friedensarbeit und Landschaftsschutz

Der gemeinsame Bau an der Trockenmauer habe eben nicht nur Landschaftsschutz und Kulturerbe zum Zweck, sondern diene auch als Methode für interkulturelle Begegnung zwischen Christen – Protestanten und Katholiken, Muslimen und Juden aus Ländern mit interkulturellen Spannungslinien, so Schneitter.

«Zusätzlich erlebten sie bei wunderbarem Wetter die Schweizer Bergwelt, besuchten den lokalen Milchbauernhof, gingen auf viele Wanderungen und machten Klettererfahrungen.»

Schneitter ist sehr zufrieden mit der vergangenen Woche: «Die Stimmung war eigentlich immer gut und wir hatten interessante Gespräche über das Verhältnis zur Natur und viele Diskussionen über Mauern, die es niederzureissen gilt.» Aus Irland waren zwei Teilnehmer aus der Hafenstadt Cork anwesend, sowie ein irisch-katholischer junger Mann und eine britisch-protestantische Frau.

Die Schweiz schliesslich war mit der Deutschschweiz, dem französischen Jura sowie zwei Teilnehmern aus dem «Röstigraben», aus Fribourg und Murten, vertreten. An spezifischen Länderabenden lernten die Teilnehmer nicht nur ein typisches Gericht aus dem jeweiligen Land kennen, sondern erhielten durch Sketches, Erklärungen und Präsentationen Einblicke in die Vielfalt des jeweiligen Landes – zum Beispiel eben über die viersprachige Besonderheit der Schweiz.

In diesem Jahr war dies die dritte Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation in Kork, Irland. Die erste Projektwoche wurde in der Wüste, genauer im Kibbuz Lotan im Süden Israels durchgeführt, der künftig als fester Bestandteil mitmache. Der zweite Austragungsort im Juli war an der irischen Küste und jetzt im August besuchte man eben die Berge im Solothurner Jura.

Das Projekt «Building Walls – Breaking Walls» wird vom Verein Naturkultur durchgeführt und von der Bürgergemeinde Grenchen und der Schweizer Eidgenossenschaft durch die CH-Stiftung gefördert, sowie von diversen Stiftungen unterstützt.