Grenchen
Maschinenteile werden auf den tausendstel Millimeter genau bearbeitet

Ein Rütiger Unternehmer hat in Grenchen gebaut und jetzt auch seinen Firmensitz hierher verlegt. Die Firma kann Werkstücke bis zu 2,2 Meter Durchmesser und vier Tonnen Gewicht bearbeiten - auf einige tausendstel Millimeter genau.

Andreas Toggweiler
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Hans (links) und Diego Glauser vor der wohl grössten Metallbearbeitungsmaschine Grenchens.

Hans (links) und Diego Glauser vor der wohl grössten Metallbearbeitungsmaschine Grenchens.

Andreas Toggweiler

Das leicht zurückgesetzte Industriegebäude an der Niklaus-Wengi-Strasse fällt zuerst gar nicht ins Auge. Der Palettenstapel an der Nordfassade lässt zuerst ein Lagergebäude vermuten.

Wenn man läutet, wird die Türe von Diego Glauser geöffnet; er führt den Besucher ins Hauptgebäude. Auch dort begegnet man zuerst einem veritablen Hochregallager. Auf den Paletten sind grosse Werkstücke aus Eisen- und Stahlguss. Erst im hinteren Teil des Gebäudes stösst man auf das Wesentliche: dort wirkt seit einigen Monaten ein grosses Bearbeitungszentrum.

Das computergesteuerte Sechs-Achsen-Bearbeitungszentrum der Schweizer Marke Reiden, selber inklusive Werkzeugen etwa 50 Tonnen schwer, kann Werkstücke bis zu 2,2 Meter Durchmesser und vier Tonnen Gewicht bearbeiten. Und das auf einige tausendstel Millimeter genau.

Stolz des Unternehmens

Die Maschine samt Ausrüstung hat allein 2,8 Millionen Franken gekostet. Sie ist der Stolz des Familienunternehmens von Hans Glauser aus Rüti b. Büren. Die Firma ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, auf inzwischen rund 20 Mitarbeiter. «In Rüti war das Land für eine Firmenerweiterung nicht erhältlich, in Grenchen hingegen schon», erklärt Hans Glauser.

Glausers mussten nicht lange überlegen. Das Firmengebäude wurde somit letztes Jahr an der Niklaus-Wengi Strasse in Grenchen errichtet, um Platz für weiteres Wachstum zu erhalten. Denn der Markt für grosse Eisen- oder Stahlgussteile, die trotzdem sehr präzise verarbeitet werden müssen, sei in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Sie dienen wiederum als Bauteile von grossen Werkzeugmaschinen und Apparaturen oder werden im Fahrzeugbau verwendet. Ein bedeutender Kunde ist beispielsweise Rollmaterialhersteller Stadler Rail.

Weiteres Wachstum geplant

Und Glausers glauben, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Im Bau mit 8500 m Fläche haben weitere Maschinen dieses Kalibers Platz. «Erst ein Viertel der erworbenen Landreserven ist überbaut», erklärt Diego Glauser, der die Niederlassung Grenchen leitet, wo sich inzwischen auch der juristische Sitz der Glamec befindet. Hans Glauser schliesst nicht aus, dass dereinst einmal das ganze Unternehmen hierher zieht.

Zurück im Gebäude fällt ein abgetrennter Raum ins Auge. Darin befindet sich ein rechteckiger, 11 Tonnen schwerer schwarzer Granitblock. Er ist nicht dem Stanley-Kubrick-Film «2001» entsprungen, sondern dient als Messtisch für eine hochpräzise elektromechanische Messeinrichtung, welche die Arbeit des Bearbeitungszentrums von nebenan überprüft. Der Messarm arbeitet auf einer Länge von 600 mm auf zwei Tausendstel genau. Weil die Wärmeausdehnung bei so grossen Stücken eine Rolle zu spielen beginnt, wird die Raumtemperatur bei konstant 20 Grad gehalten.

Wie von Geisterhand

Das Bearbeitungszentrum arbeitetet inzwischen wie von Geisterhand weiter, was je nach Objekt und Komplexität der Bearbeitung mehrere Stunden dauern kann. Eine automatische Palettierung sorgt dafür, dass aus einer Wartelinie selbstständig ein neues, unter Umständen ganz andersartiges Werkstück geholt und bearbeitet wird. Menschen sind noch nötig für die Programmierung der Maschine, für Messungen und Wartung der Werkzeuge.

Doch es sind nicht viele. An diesem Abend sind gerade mal zwei Personen in der Fabrik.