Grenchner Ehrentreppe
Maria Schürers Einsatz ist bis heute wegweisend

Personen auf der neuen «Ehrentreppe»: Wer waren die Menschen hinter den eingemeisselten Namen?

Andreas Toggweiler
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Maria Schürer (1881–1967), Gründerin der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen.

Maria Schürer (1881–1967), Gründerin der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen.

zvg

Im vergangenen November wurde an der Absyte, dem Verbindungsweg zwischen Kirchstrasse und Lindenstrasse, die Ehrentreppe für Grenchner Persönlichkeiten eröffnet. Viele Namen auf diesem «Walk of Fame» und auch die zugehörigen Biografien sind noch heute bekannt – aber längst nicht alle.

In einer Serie stellen wir Persönlichkeiten auf der Ehrentreppe vor, welche weniger bekannt sind. Den Auftakt macht Maria Schürer-Schaad, welche 1942 die Gemeinnützige Gesellschaft Grenchen neu gründete, deren Aktivitäten in den Zwischenkriegsjahren zum Erliegen gekommen waren.

Maria Schürer-Schaad wurde 1881 geboren. Ihre Jugend verbrachte sie in Oberbipp, wo sie nach dem Besuch der Kantonsschule und einem Jahr in der Romandie als Lehrerin im Knabenerziehungsheim tätig war. Erst danach erwarb Schürer-Schaad das solothurnische Lehrerpatent und unterrichtete während einiger Jahre in Welschenrohr, wo sie ihren zukünftigen Mann, Walter Schürer, kennen lernte.

Eine Pionierin der gemeinnützigen Arbeit

Die beiden zogen 1913 nach Grenchen. Dort gab es viele soziale Herausforderungen: Die Stadt wuchs schnell und die kommunalen Versorgungsaufgaben mit ihr. Dies eröffnete viel Raum für Einzelinitiativen und sollte sich über die Jahre zum Wirkungsfeld von Maria Schürer-Schaad entwickeln.

Sie wurde zur Pionierin auf dem Feld der gemeinnützigen Arbeit in Grenchen, und die Liste der von ihr unterstützten Projekte ist lang: Sie war beispielsweise Gründerin der Vereinigung für Heimarbeit, aus der sich der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein entwickelte, langjährige Berufsberaterin für die Mädchen von Grenchen und Bettlach, Präsidentin der Kommission für Haushaltsprüfung im Leberberg und 1942 Gründerin der Gemeinnützigen Gesellschaft Grenchen (GGG). Im Zweiten Weltkrieg half sie bei der Bereitstellung von Soldatenstuben.

Visionärer Blick auf die Alterspflege

Ausserdem setzte sie sich als eine der Ersten für die Gründung eines Schülerhortes ein und erkannte, wie wichtig Alterspflege zukünftig werden würde. 1947 gründete die GGG die Abteilung Haushilfe und Hauspflege. Damit verfügte Grenchen als erste Gemeinde im Kanton über eine derartige Institution. Die weitverzweigte Arbeit der GGG wurde von Rainer W. Walter recherchiert. Ein ausführlicher Vortrag dazu kann auf dem «Grenchner Stadtwiki» im Internet nachgelesen werden.

Maria Schürer war unter anderem die Alkoholprävention wichtig. Eines ihrer grössten Werke waren Gründung und Ausbau der Pro Juventute Grenchen/Bettlach, die sie von 1932 bis 1961 leitete. Zum Anlass des Landesschiessens von 1935 schrieb Schürer-Schaad das Festspiel «Gränche bigott», welches die Ortsgeschichte thematisierte. Sie war auch eifrige Korrespondentin des Grenchner Tagblatts. Schürer war bis 1964 Präsidentin der GGG.

Maria Schürer wurde 86 Jahre alt. Dabei ereilte sie ein tragischer und unerwarteter Tod. 1967 kam sie in Wangen b. Olten ums Leben, als sie von einem Auto überfahren wurde.

Es gab zwei Maria Schürer

In Grenchen existiert im Kastels-Quartier eine Maria Schürer Strasse. Diese ist allerdings der gleichnamigen Freiheitsheldin des Franzoseneinfalls von 1798 gewidmet. Beide Frauen sind auf der Ehrentreppe verewigt.