Sie ist als Künstlerin geboren und es bis heute geblieben. Im Alterszentrum Weinberg kennt man Maria Schmolk nicht anders. Und so findet man sie oft in ihrem angestammten Malatelier im dritten Stock.
Zwischen unzähligen Tuben Farbe, Papierstapeln und einem Bouquet an Pinseln ist hier eine 80-jährige vitale Malerin gerade in eine Grusskarte vertieft, aus der ein Strauch an Wildrosen herausspriesst. Kräftige Farben und eine plastische Wirkung erwecken den Eindruck, als würden die Rosen duften. «3-D» ohne technischen Schnickschnack. Schon, wer durch den Haupteingang in den «Weinberg» gelangt, sieht die Vitrine mit Maria Schmolks realitätsnahen Werken.
Von Schneewittchen bis Rubens
Gelernt habe sie das Malen und Zeichnen nie, verrät die rüstige Dame, die in Ersigen als zweitjüngste von vier Kindern aufwuchs. Bereits in Kindesjahren hat sie Märchenfiguren wie Schneewittchen gemalt – «einfach so aus dem Kopf.» Später begann sie, Werke von Rubens und französischen Malern zu duplizieren. Ihre Wünsche, Modellzeichnerin zu werden oder an der Kunstgewerbeschule das Handwerk der Schneiderin zu erlernen, blieben allerdings unerfüllt. «Meine Eltern wollten mich nicht mit 17 Jahren nach Zürich gehen lassen», erinnert sie sich.
Stattdessen schlug sie die Notariatslehre ein: «Doch im Büro hat es mir nie gefallen», erinnert sich die kreative Dame. Es folgten Heirat, Geburt ihrer beiden Söhne, Scheidung und später «die wahre Liebe», wie sie sagt. In einem Pianisten aus Genf fand sie ihren wahren Seelenverwandten. Mit dem Tod ihres ersten, zerebral gelähmten Sohnes im Alter von 18 Jahren und dem tödlichen Unfall ihres anderen Sohnes mit 36 – folgten zwei Schicksalsschläge, die Maria Schmolk zu verkraften hatte.
Auch die Pflege ihres Sohnes, ihrer Mutter und später auch ihres Mannes hat ihr viel Kraft abgefordert. In dieser Berg-und-TalFahrt der Gefühle war aber das kreative Gestalten – auch Kleider hat sie dabei selber entworfen und geschneidert – ihr stetiger wichtiger Begleiter. «Vor allem habe ich immer weitergemalt, liess mich nicht fallen», sagt Maria Schmolk heute. Und dann war da noch die Motocross-Leidenschaft. So hat sie die Töffprüfung absolviert, um über Stock und Stein zu flitzen: «I by haut scho chli e Struubi gsi», sagt sie verschmitzt.
Saisongerechte Kunst
Im «Weinberg» lässt sie die Natur nicht mehr vom Sattel aus an sich vorbei ziehen. Sie holt das Grün von draussen per Pinsel aufs Papier. An bestimmten Nachmittagen ist sie vier bis fünf Stunden dran, schafft mit Acrylfarbe und Farbstiften saisongerechte Motive, im Frühling Krokusse, Rosen, Tulpen, im Herbst Eichhörnchen und im Winter den St. Nikolaus und Szenarien im Schneetreiben. Maria Schmolk ist genügend kritisch geblieben, um auch vor dem Papierkorb nicht zurückzuschrecken, «wenn mir etwas nicht passt.»
Zudem wird auch mit der Leitung des Stockwerks abgesprochen, welche Motive sich aktuell anbieten. «Oft mache ich die Bilder dem Geschmack der Leute entsprechend – auch wenn ich sie selbst ganz anders umsetzen würde.» Das abstrakte Malen hingegen liegt ihr gar nicht. Das ist auch nicht nötig: Auch so gehen die Karten des «Ateliers Schmolk» in ihrer bunten Vielfalt dem Besucher des «Weinbergs» direkt ins Herz.