Was für eine verrückte Woche liegt hinter uns - der ganze Monat Januar war irgendwie ungewöhnlich, aber die letzte Woche übertraf dann doch alles, wenigstens meteorologisch gesprochen: Nach wochenlangem viel zu schönem, viel zu warmem und vor allem viel zu trockenem Wetter für diese Jahreszeit, mehreren Tagen zähem Hochnebel am Jurasüdfuss – die Berner konnten uns regelmässig aus der Sonne eine lange Nase drehen – blies uns «Lolita» am Dienstag kräftig den Marsch.
Das Tiefdruckgebiet mit dem niedlichen Namen bescherte uns heftige Sturmböen. Vreni Schneider, Wirtin auf dem Berggasthof Untergrenchenberg, mass auf ihrer Messstation sage und schreibe 107 km/h Windgeschwindigkeit, auf dem Chasseral erreichte der Wind gar Orkanstärke, im Mittelland und in der Ostschweiz wurden etliche Bäume geknickt und in Oensingen warf der Sturm einen Anhängerzug um. Innert Minuten war die erste Jurakette weiss, allerdings hat es den Schnee weiträumig verblasen.
Das Bild zeigt den Berg tags darauf – alles sah gut aus für einen möglichen Saisonstart am Skilift. Doch die Pistenspezialisten kamen zu einem anderen Schluss am späten Mittwoch Nachmittag: Zu wenig Unterlage, zu viele Verwehungen. Am Donnerstag setzte dann auch noch Regen ein, bis ganz oben. Der habe den Schnee förmlich weggefressen, so die Wirtin. Und gestern blieben die Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt, was auch nicht besonders förderlich war. «Leider lässt die knappe Schneedecke immer noch keine Präparation zu. Aufgrund der Prognosen wird es in den nächsten Tagen zu wenig Niederschlag geben um den Betrieb aufzunehmen. Die Lifte können daher in der ersten Ferienwoche leider nicht in Betrieb genommen werden! Wir sind in den Startlöchern für die zweite Woche ... und hoffen immer noch auf Frau Holle», so die hoffnungsvollen Worte der Verantwortlichen für die Skilifte und die Pisten auf den Grenchenbergen.
Vreni Schneider und ihr Team allerdings sind trotzdem bereit für den grossen Ansturm an Schlittlern, Schneeschuh-Wanderer und Spaziergängern: Es gibt auch in diesem Jahr die beliebten Fünfliber-Menüs für Kinder und Erwachsene: Suppe mit Würstli kostet einen Schnegg, für einen Fünfliber mehr gibt’s noch Pommes dazu. «Schlitteln kann man ohne Probleme, dafür hat es genügend Schnee», sagt sie. Auch hält der BGU am Sonderfahrplan während der Sportferien fest und fährt von Montag bis Freitag täglich 3 Mal auf den Berg und zurück, Samstag/Sonntag sogar 4 Mal.
Bekanntlich soll ja für teures Geld ein neuer Skilift gebaut werden, der nicht nur den Kinderlift ersetzt, sondern auch die beiden Pisten miteinander verbindet. Vielleicht müsste man sich überlegen, ob man angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung nicht auch gleich noch eine Anlage für eine künstliche Beschneiung einplanen müsste. In den Alpen gibt es ja schon jetzt etliche Feriendestinationen, die nur mit solchen Anlagen überleben können. Wenn man den neuen Lift auf dem Grenchenberg jemals amortisieren will, wird man wohl kaum um die Schneekanonen rumkommen.
Auch hier unten in der Stadt forderte «Lolita» übrigens ihren Tribut. Prominentestes Opfer – nebst der arg zerzausten Schweizer Fahne auf dem Turm beim Feuerwehrmagazin, die man laut Feuerwehrkadi Thomas Maritz jedes Jahr ersetzen muss – war das Fasnachtsdenkmal auf dem Märetplatz.
«S’Pöpperlet», so das Motto, dargestellt mit einem Herzen, wurde buchstäblich vom Winde verweht und von der Obergosche Phippu Beiner geborgen und in Sicherheit gebracht. Zu dumm nur, dass er seinen Chef, Obernarr Patrick den Ersten, darüber nicht informierte. Unbezahlbar dessen Blick, als der Obernarr diese Zeitung zum Fototermin beim Fasnachtsdenkmal traf und dieses ganz einfach nicht da war. «Spinn ich oder was? Hat uns das etwa jemand geklaut?», sein Kommentar.
Doch Fasnächtler, seid beruhigt: Die Grenchner Fasnacht ist deswegen nicht abgesagt. Ganz im Gegenteil: Obergosche Phippu stellt das Fasnachtsdenkmal – wenn auch etwas reduziert – heute wieder auf. Das Herz pöpperlet ganz heftig den nächsten Wochen entgegen. Da geht es dann Schlag auf Schlag...