Repla Grenchen-Büren
Littering an der Aare hat abgenommen – Plastik und Medikamente im Wasser machen Sorgen

Die Repla Grenchen Büren zieht Bilanz: Während man beim Littering einen Rückgang verzeichnet, werden in den Rechen der Kraftwerke ganze Berge von Zivilisationsmüll angeschwemmt. Auch die Belastung des Wassers durch Medikamente und kleine Plastikteile sei hoch.

André Weyermann
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Bei Sommerwetter tummeln sich in Altreu zahlreiche Sonnenhungrige am Sandstrand. (Archiv)

Bei Sommerwetter tummeln sich in Altreu zahlreiche Sonnenhungrige am Sandstrand. (Archiv)

Hansjörg Sahli

Seit 14 Jahren steht die Repla GB im Einsatz gegen das Littering. An einer Orientierungsveranstaltung mit Schwerpunkt «Unrat im Fluss» gaben diverse Fachleute Auskunft. Fazit: Der Einsatz lohnt sich, die Situation hat sich gebessert. Trotzdem wird man die Bemühungen fortsetzen müssen. Denn einerseits gerät noch immer zu viel Unrat in die Flüsse (und das angrenzende Land) und andererseits lauern neue Gefahren.

Ein Augenschein in Ufernähe auf der Aare mit dem Boot entlarvt wenig Aufsehenerregendes. Hier eine PET-Flasche, die sich zwischen den Steinen versteckt, da eine verirrte Bierdose. Alles in Butter also? Nicht ganz. Jean-Pierre Ruch, Geschäftsführer der REPLA, weiss von Schlauchbooten zu erzählen, die auf dem Fluss «entsorgt» werden.

Jean-Pierre Ruch, Geschäftsführer der Repla GB (Mitte), und der Biologe Martin Huber (rechts) bei der Medienkonferenz im Infozentrum Altreu. Fotos: Thomas Ulrich

Jean-Pierre Ruch, Geschäftsführer der Repla GB (Mitte), und der Biologe Martin Huber (rechts) bei der Medienkonferenz im Infozentrum Altreu. Fotos: Thomas Ulrich

Thomas Ulrich

Eine Erfahrung, die Andreas Kaiser von der Alpiq Hydro Aare AG nur bestätigen kann. In den Rechen der Flusskraftwerke bleibe so ziemlich alles stecken, was man sich vorstellen kann: Velos, Kleider, Tresore, Schuhe, Brillen, Zelte etc. etc. Dieser Zivilisationsdreck wird gesammelt und dann von Spezialfirmen fachgerecht entsorgt, was erhebliche Kosten verursacht «Wir sind also auch ein Reinigungswerk», resümierte Andreas Kaiser.

Zivilisationsabfall ist das Problem

Der Biologe Martin Huber betonte in seinen Ausführungen, dass die Gewässer über eine gute Selbstreinigungskraft verfügten, was die natürlichen Stoffe anbelange. Das Problem seien die Zivilisationsabfälle. Zwar hätten die Anstrengungen der letzten Jahrzehnte gefruchtet. «Wir haben das Privileg, dass wir beinahe überall unbedenklich baden können», konstatierte er. Es treten aber immer wieder neue Gefahren auf. So ist man erst daran, dem Problem mit den Spurenstoffen aus Medikamenten (Antibabypille), die vor allem den Fischreichtum beeinträchtigen, Herr zu werden.

Eine grosse Herausforderung stellt zudem die «Plastikvermüllung» dar. Mikroskopisch kleine Teil, die zum Beispiel in Duschgels oder Shampoos enthalten sind, können nicht abgebaut werden und gelangen via Flüsse ins Meer. Diese Teile sind ungemein toxisch und sehr langlebig. Via Nahrungskette stellen sie auch für den Menschen wieder eine Gefahr dar. Lösungsansätze in dieser Angelegenheit stecken noch in den Kinderschuhen.

Einige Teilnehmer konnten einen kurzen Bootstrip unternehmen.

Einige Teilnehmer konnten einen kurzen Bootstrip unternehmen.

Thomas Ulrich

Schliesslich berichtete Witi-Aufseher Viktor Stüdeli aus seiner langjährigen Erfahrung: «Wir haben viel erreicht in den letzten 20 Jahren. Es hat immer noch genug Abfall, aber die Menge ist doch merklich zurückgegangen», stellte er fest. In diesem Zusammenhang ist die Arbeit der Grenchner Institution Pro Work zu würdigen, die wöchentlich die Uferpartie zwischen Bettlach und Büren von Unrat befreit.

Laut Viktor Stüdeli, der übrigens in naher Zukunft seine Arbeit an die Kantonspolizei abtritt, habe sich auch das Fahrverbot in der Witi-Schutzzone positiv ausgewirkt. «Zudem ist die junge Generation doch ziemlich sensibilisiert für die Littering-Problematik. Insbesondere in den Schulen wird erstklassige Aufklärung betrieben», fügte er an.

Das Engagement der Repla GB (und natürlich auch von Espace Solothurn) zahlt sich also aus. Geschäftsführer Jean-Pierre Ruch dankte denn auch den Mitarbeitenden und den Delegierten aus den verschiedenen Gemeinden: «Wir brauchen Euch Leute von der Front.» Es benötigt aber auch ein Umweltbewusstsein von jedem Einzelnen im Naherholungsgebiet, denn bekanntlich ist der beste Kampf gegen das Littering jener, der nicht (mehr) geführt werden muss.