Im Foyer des Parktheaters Grenchen las Thesi Frei, Gründerin von «Jabahe», der betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung in Leuzigen, aus ihrem Erstlingswerk «Antonius hat einen Kaugummibart».
Was für ein vergnüglicher Abend im bestens besetzten Foyer des Parktheaters: Gut 100 Personen aus verschiedenen Regionen der Schweiz (Thal, Basel, Bucheggberg, Leuzigen, Grenchen und Umgebung) wollten bei der Lesung von Thesi Freis Erstling «Antonius hat einen Kaugummibart» dabeisein. Die gewiefte Moderatorin der mitorganisierenden Literarischen Gesellschaft, Amira Hafner-Al Jabaji, entlockte der Protagonisten zusätzliche, interessante Informationen.
Thesi Frei entführte die gebannt Zuhörenden hinter den Berg, ins Thal, wo sie in Aedermannsdorf geboren und aufgewachsen ist als Nachzüglerin in eine eher arme sechsköpfige Familie kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Sie schreibt aus der kindlichen Warte, ohne dass es kindisch oder gar kitschig wirken würde. Im Gegenteil, ihr Schreibstil ist flüssig, elegant, die Sätze meist kurz, auf den Punkt gebracht.
Sie entwirft eine Art Sittengemälde einer erzkonservativen Dorfgemeinschaft, in der es sich als Heranwachsende aber dennoch gut leben lässt: schliesslich kennt «s’ Bure Thereseli» nichts Anderes.
Die ehemalige Lehrerin und Gründerin der Wohngemeinschaft Jabahe für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung geizt dazu nicht mit humorvollen, köstlichen Schilderungen. Ihr authentisches Vorlesen bewirkte eine ausgesprochene Nähe zu ihren Texten.
Es erscheint deshalb auch nicht besonders erstaunlich, dass nach eigener Aussage das Buchprojekt erst gelang, als sie so zu schreiben begann, wie sie eben auch erzählt. Listigerweise gibt sie zum Beispiel preis, dass es unter den Kindern im Thal üblich war, den Kaugummi als Delikatesse von verschiedenen Mündern kauen zu lassen, bis dessen einst rote Farbe nurmehr als grau auszumachen war.
Allein, was es mit Antonius und dem Kaugummibart auf sich hat, spart sie dabei geflissentlich aus, schliesslich soll das Buch auch noch verkauft werden.