Das stolze Jubiläum des Jodlerklubs Lengnau wurde bescheiden gefeiert. Aber immerhin traf sich die Jodlerfamilie zum seit 45 Jahren stattfindenden Jägerhöck mit Erbssuppe und Lagerfeuer im Wald.
Eigentlich sollte der Jubiläumsanlass «75 Jahre Jodlerklub Lengnau» vor einem Jahr oder verschoben im Frühling 2021 stattfinden - was nicht möglich war. Umständehalber wurde das 75-Jahr-Jubiläum in kleinem Kreise mit den Kollegen der Klubs des ehemaligen Amtes Büren gefeiert.
Offiziell luden die Jodler ihre Freunde zum seit Jahren traditionellen Jägerhöck. Bei bester Akustik im grossen Waldsaal ertönte der Alphornklang und das Jodellied. Das Lagerfeuer wärmte, die von der eigenen Kochequipe gebrachte Erbssuppe mundete, Kaffee mit und Kuchen schmeckten.
Die Coronazeit hat den Lengnauer Jodlern nicht nur das Jubiläum vereitelt, sondern die Singpause auch den Elan der Sänger. So beschloss der Vorstand, jetzt auf ein Konzert zu verzichten. Die Stimmen der zwar weiterhin gerne aktiven Sänger wurden älter und jüngere kamen nicht dazu. «Chumm mir näme zäme es Lied» und alle stimmen ein.
Diese Spontanität sei leider in den letzten Jahren verloren gegangen, sagt der ehemalige langjährige Präsident und Solosänger Peter Spahr. Er, dessen Vater Mitbegründer des Klubs war, vermisst das Lieden. Obwohl als junger Mann war er nicht Jodler sondern beim FC Grenchen Fussballspieler, sollte gar zu Servette wechseln. Später kam er zum Jodlerklub. «Singen ist mir noch heute ein Bedürfnis, es tut wohl», sagt der passionierte Jodler. Jahrelang hat er auch in Thun und im Duett mit Susanne Beyeler, der Jodlerin des Klubs geliedet.
In der Jubiläumsschrift blicken die Jodler auf erfolgreich besuchte Feste zurück. Der Klub wurde 1945 gegründet, der erste grosse Anlass fand im August 1946 statt. Auch damals, bei der Gründung, durchlebte man schwierige Zeiten, doch Kamerad Fritz Dähler schrieb 1946 zum aus dem Schwingklub entstandenen Jodlerklub «E Jodel us freier Schwyzerbruscht weckt immer neui Freud und Luscht, Juhui!»
Man kann etwa auch lesen, dass der Eintritt ins Jahreskonzert für reservierte Plätze zwei Franken und die übrigen Eintrittspreise 1.65 Fr. kosteten. Die Hauptversammlung 1949 beschloss, dass während den Proben nicht mehr geraucht werden darf.
Der Festbericht des Eidgenössischen Jodlerfestes in St. Gallen 1952 beschied den Jodlern aus dem Uhrendorf mit dem «Chüjerbuebelied»: «Der Vortrag strahlte jene wohlige, zu Herzen gehende Wärme aus, die man so oft vermisst. Die Reinheit war nirgends getrübt ... sicher eine der besten Darbietungen des Festes.»
Dass sich die Zeiten ändern zeigte das 25-Jahr Jubiläum des Klubs 1970. Alle Mitglieder des Vereins erhielten zwar eine neue Halblein-Tracht, aber zu den Mitwirkenden mit den Jodlerklubs aus Nesslau und Thun, Alphornbläsern und Fahnenschwingern und Geisle-Chlöpfer gesellt sich modern das Orchester «Les Mickeys».
Stolz präsentieren sich die Lengnauer mit 20 Mann und eine Jodlerin zum 50-Jahr Jubiläum. Um den Jahrtausendwechsel mehren sich die altershalben Austritte und die Meldungen über verstorbene Kameraden. Im Expo-Jahr 2002 entschieden sich das VB-Chörli Biel und der Jodlerklub Lengnau zur Zusammenarbeit. So konnten beide Vereine ihre Auftritte wahrnehmen. 2008 war der Zusammenschluss definitiv. «Wir sind nun ein Klub», sagte damals Vereinspräsident Hansrudolf Lüthi.
Gemeinsam und gestärkt folgten Auftritte und auch die Reise in die tschechischen Partnerstadt der Einwohnergemeinde Lengnau Strakonice. Der Suure Mocke – Anlass wurde organisiert. Am Jahreskonzert erfreuten sich immer wieder zahlreiche Besuchende am Brauchtum.
Und nun wird es schwierig. Noch ziehen die Jodler- und Jodlerinnen des Klubs am Karren. Möge das Lied «Daheim und d’Lüt im Dorf» nicht den Abschied des Klubs versinnbildlichen.