Grenchen/Bettlach
Lebendige Kirche, angespannte Finanzen: Kirchgemeinde Grenchen wird über die aktuelle Lage informiert

Die Reformierten genehmigen an der Versammlung der Kirchgemeinde das Budget und das Sanierungsprojekt für das in die Jahre gekommene Pfarrhaus.

André Weyermann
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Das Pfarrhaus, das südöstlich der Kirche steht, wird nächstes Jahr saniert.

Das Pfarrhaus, das südöstlich der Kirche steht, wird nächstes Jahr saniert.

Oliver Menge

Es ist einiges los in der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Grenchen-Bettlach. Insbesondere Jüngste und Junge fühlen sich zunehmend vom Angebot angesprochen. Etwas weniger erfreulich präsentiert sich die finanzielle Lage. Diese ist zumindest angespannt. An der Kirchgemeindeversammlung hiessen die anwesenden Stimmberechtigten ein Budget gut, welches einen Ausgabenüberschuss von 177'550 Franken vorsieht. Und auch der Finanzplan 2020-2023 verheisst nicht wirklich Gutes.

Robert Gerber, Präsident der Finanzkommission, nahm kein Blatt vor den Mund und bezeichnete das Budgetergebnis als «sicher nicht gut». Es ist nun einmal Tatsache, dass 2020 150'000 Franken weniger als bisher aus dem Finanzausgleich des Kantons in die Kasse der Kirchgemeinde fliesst. Dies wird sich auch in den folgenden Jahren nicht ändern, es ist gar zu befürchten, dass dereinst noch weniger Gelder aus dieser Quelle zur Verfügung stehen werden. Dazu kommt, wie Robert Gerber ausführte, der stetige Mitgliederschwund.

Man verliere pro Jahr 100 und mehr Menschen und damit auch Steuerzahlende, die den Austritt aus der Kirche geben. Im Moment (Ende Oktober 2019) zählt die Kirchgemeinde noch 5126 Personen. Zwar verfüge man über ein relativ hohes Eigenkapital (ca. 2,5 Millionen Franken), allerdings genüge ein Blick auf den Finanzplan für die kommenden Jahre, um festzustellen, dass sich Ungemach anbahnt. Es ist einerseits damit zu rechnen, dass sich die Defizite in Zukunft in der gleichen Höhe bewegen werden wie das nun verabschiedete. Andererseits stehen diverse Investitionen an, so dass bis 2023 mit einem kumulierten Finanzierungsfehlbetrag von 1,65 Millionen Franken gerechnet wird.

Pfarrhaus wird nächstes Jahr saniert

Der grösste Brocken steht dabei bereits nächstes Jahr an. Für die Sanierung des Pfarrhauses Zwinglistrasse 14 bewilligte die Versammlung einen Kredit in der Höhe von 600'000 Franken. Wie Edwin Tobler, Präsident der Baukommission, darlegte, wurde dieses als Einheit mit der Zwinglikirche zu Beginn der 1920er-Jahre erbaut. Zwar habe man immer wieder kleinere Arbeiten vorgenommen, nun stehe aber eine Gesamtsanierung an, um das beinahe 100-jährige Gebäude nicht zusehends «verlottern» zu lassen.

Zur Realisierung hat man sich einen sportlichen Fahrplan gegeben. Bereits Ende 2020 sollen die Räumlichkeiten wieder bezugsbereit sein. Der zuständige Architekt Reto Mosimann ist zuversichtlich, dass dieser Termin auch eingehalten werden kann: «Uns hilft dabei die Tatsache, dass die bisherigen Mieter unabhängig vom Sanierungsvorhaben gekündigt haben.» Verwalter Sven Schär rechnet damit, dass die Bezirkssynode und die Reformierte Kirche Bern-Jura-Solothurn Subventionen sprechen werden (11,5%, ca. 70'000 Franken).

Kirchgemeindepräsidentin Nelly Furer konnte in ihrem Rückblick auf das letzte halbe Jahr von vielen neuen Ideen und Projekten erzählen: «Das ist motivierend.» Ein kleiner Wermutstropfen trübt die Freude etwas: Noch immer ist der Kirchgemeinderat nicht komplett. Es sind noch zwei Vakanzen zu besetzen (eine in Grenchen, eine in Bettlach).