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Das Ehepaar Rentsch hat für seine umfassende Sammlung lange ein geeignetes Lager gesucht. In Grenchen wurde man fündig: Vis-à-vis des Hotel de Ville haben Hanspeter und Christine Rentsch das Bürgi-Areal von der Stadt gekauft und wollen dort einen modernen Bau realisieren.
Christine und Hanspeter Rentsch sind seit langem begeisterte Kunstsammler. Ihre umfangreiche Sammlung von rund 1000 Exponaten konzentriert sich auf Malerei und Skulpturen von Schweizer Künstlern der Gegenwart, von der Nachkriegsmoderne bis heute. Es sind klingende Namen darunter zu finden: Cuno Amiet, Max Gubler, Otto Morach, Wilhelm Gimmi, Meret Oppenheim, Bernhard Luginbühl, Schang Hutter, Hans Josephsohn und Oskar Wiggli als Vertreter der Nachkriegsmoderne – Uwe Wittwer, Marc-Antoine Fehr, Alois Lichtsteiner, Roman Candio, Roman Signer, Daniel Spörri, Franz Gertsch, Pascal Danz, Jean Mauboulès, Heiko Schütz, Marc Reist, Francisco Sierra und Peter Travaglini als Vertreter zeitgenössischer Kunst. Eine Sammlung, die viel Platz braucht, mehr, als dem Ehepaar Rentsch bis jetzt zur Verfügung stand.
«Wir haben lange nach einer Lösung gesucht», sagt Hanspeter Rentsch, der als ausgewiesener Fachmann gilt und in der Kunstszene bestens vernetzt ist. Grenchens Stadtbaumeister Aquil Briggen schliesslich schlug unter anderem das Bürgi-Areal an der Bahnhofstrasse vor, das der Stadt gehört. Der Vorschlag wurde sorgfältig geprüft und für gut befunden.
Nun soll vis-à-vis dem Stadthause Grenchen ein neuer, moderner Bau entstehen, der der Sammlung genügend Platz bietet. Die Stadt Grenchen hat dem Kauf im März zugestimmt, die Unterschriften wurden in diesen Tagen geleistet.
Als ehemaliger OK-Präsident der Triennale und seit Jahrzehnten amtierender Präsident des Stiftungsrates Kunsthaus hat Hanspeter Rentsch massgeblich dazu beigetragen, dass Grenchen in Kunst-Fachkreisen einen hervorragenden Ruf geniesst. Die umfangreiche Sammlung Rentsch nahm ihren Anfang denn auch in Grenchen, unter anderem in den Galerien von Toni Brechbühl und Fritz Liechti. Über die Jahre wurde sie laufend ergänzt. 2013 schuf das Ehepaar Rentsch eine Stiftung, über die ab da die Anschaffungen getätigt wurden.
«Wenn man sammelt, muss man mehrere Werke eines Künstlers haben, eine abgerundete Werkgruppe», erklärt Christine Rentsch. Natürlich würden persönliche Beziehungen zu den Künstlern mithelfen. So hat das Ehepaar auch schon im Garten eines Künstlers eine Skulptur entdeckt, die von ihm selber irgendwie schon aufgegeben worden war: «Er wusste nicht, ob er daran noch weiterarbeiten sollte oder nicht, also liess er sie eine Zeit lang liegen. Uns hat sie so gefallen, wie sie war, also haben wir sie erstanden.» Jetzt steht das rund zweieinhalb Meter hohe Werk neben der Einfahrt in Bettlach.
Damit der Bau realisiert werden kann, soll die alte Villa abgerissen werden. Das Gebäude mag für Laien zwar auf den ersten Blick als erhaltenswert erscheinen. Sieht man aber genauer hin, wird die Baufälligkeit offensichtlich: Das ganze Gebäude ist in einem desolaten Zustand und steht auch unter keinem Schutz. Eine Sanierung lohnt sich nicht und das Gebäude würde sich für den vorgesehenen Zweck nicht eignen. Erhalten will das Ehepaar Rentsch aber das sogenannte Kutscherhäuschen, ein baulich interessantes Nebengebäude. Und den herrlichen Baumbestand – sofern die Bäume auch gesund sind.
Der Neubau soll dreistöckig werden. Mit einem Keller, der optimal auf die Lagerung empfindlicher Kunstwerke ausgerichtet ist, mit konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit und dem Inventar auch für grossformatige Werke. Im Erdgeschoss und den zwei Obergeschossen sollen grosse Flächen Raum für die Präsentation von Bildern bieten. «Wir können uns vorstellen, dass wir einen Teil unserer Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen, wenigstens zeitweise. Ein Schaulager, sozusagen. Im Parterre könnten zudem kleinere Veranstaltungen wie Vorträge oder Diskussionen stattfinden», erklärt Rentsch. So soll auch der Park zahlreichen Skulpturen eine neue Heimat bieten und ebenfalls teilweise offen zugänglich sein.
Stadtpräsident François Scheidegger zeigt sich sehr erfreut und auch beeindruckt über das kulturelle Engagement des Ehepaars. Das Bürgi-Areal war 2016 von der Stadt erworben worden, in erster Linie, um damals den Bau eines grossen, mehrstöckigen Blocks zu verhindern, der das Villenensemble der Gibelstrasse empfindlich gestört hätte. In der Folge wurde im Rahmen der Büroraumplanung eine umfassende Machbarkeitsstudie durchgeführt, in der Szenarien der Belegung diverser Liegenschaften, die sich im Besitz der Stadt befinden, geprüft wurden. In diesem Zusammenhang stellte man unter anderem auch fest, dass beispielsweise ein Umzug des Stadtpräsidiums in die alte Villa, wie das von einzelnen Politikern angedacht wurde, mit sehr hohen Kosten verbunden gewesen wäre. «Der Sanierungsbedarf war immens und hätte Millionen gekostet», sagt Scheidegger. Seither habe es einige Interessenten gegeben, die den Erhalt der Villa in Betracht zogen, aber schliesslich einen Rückzieher machten.
«Dass Hanspeter Rentsch auf uns zukam, ist ein Glücksfall. Ich bin überzeugt, dass das Ehepaar Rentsch hier eine tolle Sache realisiert und schon alleine der Bau ein Kunstwerk wird.» Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Den Stadtpräsidenten freut auch, dass der Park erhalten bleibt und bis zu einem gewissen Grad öffentlich wird. Nicht zuletzt komme eine wertvolle und bedeutende Sammlung nach Grenchen, ein Grund zur Freude. (om)