Kunstsammlung Grenchen
Künstler Toni Bieli macht eine grosszügige Schenkung

Das Grenchner Kunsthaus und das Künstlerarchiv erhalten gleich mehrere Werke des Grenchner Künstlers Toni Bieli. Dieser trennt sich mit einem lachenden und weinenden Auge von seinen Bildern.

Oliver Menge
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Toni Bieli zeigt Heinz Westreicher und Eva Inversini eines seiner Werke aus jüngster Zeit, das zu seinen Lieblingsbildern gehört.

Toni Bieli zeigt Heinz Westreicher und Eva Inversini eines seiner Werke aus jüngster Zeit, das zu seinen Lieblingsbildern gehört.

«Ich bin nun in einem gewissen Alter und kann sagen, dass ich etwas erreicht habe in meinem Leben», sagt Toni Bieli beim Treffen mit Eva Inversini, der künstlerischen Leiterin des Kunsthauses Grenchen und Heinz Westreicher, dem Präsidenten des Künstlerarchivs. Beide Institutionen hatten das Privileg, bei Bieli in seinem Hausatelier mehrere Werke für ihre Sammlung auslesen zu dürfen.

Das Kunsthaus, das schon 135 Werke des bekannten Grenchner Künstlers sein Eigen nennt, kann die Sammlung so um 25 Werke der jüngsten Zeit erweitern.

Es ist nicht die erste Schenkung des 1936 geborenen Bielis: «So alle 10 Jahre mache ich eine Schenkung, mit einem lachenden und weinenden Auge.»

Lachend, weil Bieli seine Bilder in guten Händen weiss und er es schätzt, dass sie so einem breiten Publikum zugänglich sind. Weinend, weil er manchmal auch Lieblingsbilder «hergeben» müsse. Denn die Wahl überlässt er den Beschenkten.

Eine repräsentative Auswahl

«Für uns ist das eine wunderbare Sache. Wir verfügen so in unseren Beständen über eine repräsentative Auswahl aus jeder Phase seines künstlerischen Schaffens der letzten 40 Jahre. Das eröffnet dem Kunsthaus die Möglichkeit, jederzeit eine umfassende und aussagekräftige Ausstellung zusammenzustellen», sagt Eva Inversini, die das Kunsthaus Grenchen nächstes Jahr verlassen wird. Sie werde ihrer Nachfolge über die in den letzten Jahren erhaltenen Schenkungen entsprechend ausführlich informieren.

Auch für Heinz Westreicher ist die Schenkung eine noble Geste des Künstlers: 49 Werke durfte man neu in die Sammlung aufnehmen. «Uns geht es im Künstlerarchiv darum, Grenchner Künstler möglichst umfassend zu ‹bewahren›. Der Beitrag von Toni Bieli ist daher sehr wichtig für uns.»

Der Künstler selber ist immer noch erfreut darüber, wenn er seine Arbeiten irgendwo hängen sieht. «Früher habe ich sehr gut verkauft. Das ist ja auch so etwas wie meine 3. Säule. Insbesondere die Stadt und der Kanton waren immer grosszügig und haben meine Bilder in Schulhäusern, öffentlichen Gebäuden wie dem Stadthaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Lehrerzimmer des Berufsbildungszentrums BBZ beispielsweise hingen sieben Bilder, die der Kanton erworben hatte.»

Heutzutage habe sich das etwas verändert. Die öffentlichen Gelder flössen nicht mehr so sehr in die Kunst, der Schwerpunkt habe sich verlagert. Und doch sucht Bieli immer noch, seine Werke an den Mann oder die Frau zu bringen, und wählt dazu manchmal unkonventionelle Mittel. So waren in sechs verschiedenen Ausstellungen permanent Werke des Künstlers in den Räumen einer grossen Grenchner Liegenschaftsverwaltung zu sehen.

Seit 40 Jahren künstlerisch tätig

Toni Bieli, der gelernte Schaufensterdekorateur, der sich schon mit 23 Jahren selbstständig machte und für renommierte Uhrenfirmen und Schmuckgeschäfte mit seinem künstlerischen Flair unverwechselbare und einzigartige Schaufenster und Vitrinen gestaltete, begann sich ab 1976 mehr und mehr künstlerisch zu betätigen. Mit eigener Handschrift und Meisterschaft in der Siebdrucktechnik machte er sich einen weitherum bekannten Namen als Kunstschaffender.

Anfänglich ganz der «Konkreten Kunst» verpflichtet, wandte er sich in den letzten 15 Jahren mehr der freien Malerei zu – wobei «Malerei» eigentlich die falsche Bezeichnung sei, wie er sagt: «Ich habe nie einen Pinsel benutzt. Stattdessen verwende ich eine Rakel, das Instrument des Siebdruckers, um die Farbe durch das Sieb zu drücken.»

Bieli stellte irgendwann von der lösungsmittelbasierten Siebdrucktechnik um auf den umweltfreundlicheren Gouache-Siebdruck, also ein wasserbasiertes Druckverfahren. Aber in seinem Lager hat er noch unzählige Untergründe, die er früher nach der alten Technik erstellt hatte und die er nun weiterberarbeitet. «Mit anderen Materialien auf diese Untergründe zu gehen, das bringt ungeahnte Möglichkeiten. Ich kann in vielen Durchgängen Reliefs gestalten, herrliche Farbkompositionen schaffen. Und da die Farben, die ich auftrage, wasserbasiert sind, kann ich einen Untergrund beliebig oft abwaschen, wenn mir nicht gefällt, was ich geschaffen habe.»

Früher habe er die missratenen Bilder einfach zerrissen. «Erst wenn ich zufrieden bin, unterschreibe ich ein Bild. Jedes Bild hat so seine eigene Geschichte.»

Unter den Werken, die Eva Inversini für das Kunsthaus ausgelesen hat, ist auch ein eher dunkles, düsteres Bild aus dem Jahr 2011. «Das ist eines meiner farbigsten Bilder», sagt der Künstler mit leuchtenden Augen. «Schaut nur, wie im Licht das Blau und das Rot hervortreten.» Und beim nächsten Bild, das Bieli aus dem Stapel zieht, zeigt er Inversini und Westreicher mit grosser Begeisterung und viel Emotion, was er mit den «abwaschbaren» Untergründen gemeint hat. Das Bild aus jüngster Zeit gehöre zu seinen Lieblingen. «Aber zurücknehmen kannst Du es jetzt nicht mehr», meint Eva Inversini lachend.