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Musiker und Bühnenkünstler haben letztes Wochenende im Parktheater ein Programm aufgezeichnet, das ab Freitag bis zum 6. Januar gestreamt werden kann. So kann man gemütlich zu Hause bleiben und die Rauhnächte vorbeiziehen lassen.
Am Freitag ist der erste Weihnachtstag. Dann beginnen auch die zwölf Rauhnächte, nach alten Überlieferungen zwischen dem 25. Dezember und dem Dreikönigstag (siehe Kasten ganz unten). «In dieser Zeit sind die Schleier zwischen den Welten wieder dünn, und so haben die Träume in den Rauhnächten prophetische Kraft», heisst es auf der Website streamus.ch, einem Projekt des Vereins Cosmos Kultur, welcher für den Theaterbetrieb im Parktheater zuständig ist. Mit an Bord beim Projekt ist auch das Parktheater, die VXCO Eventtechnik und das Gränchner Bier.
«Ohne Kunst und Kultur wird es still», so der Titel des Projekts StreamUs, das in erster Linie von den vier Personen Sandra Sieber, Angel Rodriguez, Alessio Piazza und Salvatore de Vito auf die Beine gestellt wurde. Seit Beginn der Pandemie wurde es für Künstler und Veranstalter immer schwieriger, Konzerte oder öffentliche Veranstaltungen durchzuführen.
Viele Bands konnten nur vereinzelt auftreten, und wenn, dann nur vor einem sehr kleinen Publikum – oder ganz ohne Livepublikum. Das Konzept von StreamUs ist einfach erklärt: Bühnenkünstler und Musikbands traten am letzten Wochenende im Parktheater auf, die Kurzperformances wurden auf Video aufgezeichnet und zusammengeschnitten und können ab Freitag bis am 6. Januar über die Streaming-Plattform angehört und angeschaut werden.
«Die Musiker waren heiss darauf, aufzutreten», sagt Sandra Sieber, einer der Köpfe hinter dem Verein Cosmos Kultur. «Und wir wollten ein Zeichen setzen, im Sinne von: Die Künstler sind noch da, das Parktheater auch.» Ausserdem könne man im künstlerischen Lockdown nicht einfach sitzen bleiben und zuwarten, bis «alles wieder gut ist», sagt Sandra Sieber. Also hat man regionale Künstler, Bands und Musiker, entweder aus dem Freundeskreis oder solche, die man auch schon an der Grenchner Kulturnacht gesehen hat angefragt, ob sie bereit wären, bei streamus.ch mitzumachen. «Das Echo war enorm: Alle waren spontan für einen Auftritt bereit.» Und das erst noch ohne Gage, denn bezahlt wurde lediglich die Technik.
Boris Leisi, CEO der VXCO Eventtechnik GmbH in Deitingen, fungierte als Stage Manager, Cenric Hostettler, Tontechniker bei VXCO, mischte auch im Parktheater den Sound, Sascha Baumeler, db design baumeler, sorgte für die richtigen Lichtstimmungen, Salvatore de Vito und Yannik Ettlin standen hinter der Kamera, de Vito ist auch verantwortlich für den Schnitt der Videos. Angel Rodriguez und sein Kollege Alessio Piazza programmierten die Websites und den Stream.
Zu sehen bzw. zu hören sind ab Freitag per Stream: die Luftakrobaten Ars Volandi, die Solothurner Rockband Redeem, die Grenchner Lokalmatadoren Light Food, Jürg Michel Rickli mit seiner Jazzformation und im klassischen Duett mit Matthias Steiner, G-Town Allstar, Grenchner DJ und Music Selector mit Hip-Hop-Background sowie die Buechibärger Slam-Poetin Larina Lischer. Vorgesehen war auch die Solothurner Band Supersiech von Dülü Dubach, doch die musste leider quarantänehalber passen.
«Das ist der erste Stream, den wir produzieren», sagt Sandra Sieber, die für die Organisation zuständig ist. «Aber nicht der letzte. Wir haben einige Ideen, wie wir diesen für uns neuen Kanal künftig einsetzen wollen.» Streaming sei beim Publikum ja mehr denn je gefragt.
Hinweis:
Die zwölf Monde im Jahr decken nur 354 Tage ab. Die fehlenden 11 Tage, resp. 12 Nächte Differenz des Mondkalenders zum Sonnenkalender werden als «tote Tage» bezeichnet, in den laut Mythologien die Gesetze der Natur ausser Kraft gesetzt werden und die Grenzen zwischen den Welten fallen. Laut Wikipedia sind die Rauhnächte eine Zeit, die seit der frühen Neuzeit für Geisteraustreibung oder -beschwörung, den Kontakt mit Tieren oder wahrsagerische Praktiken geeignet sein soll. Zur Mitte der Zwölfnächte, nämlich zu Silvester, soll die Wilde Jagd aufbrechen. In dieser Zeit stehe das Geisterreich offen und die Seelen der Verstorbenen sowie die Geister haben Ausgang. Dämonen können Umzüge veranstalten oder mit der Wilden Jagd durch die Lande ziehen.
Bis in die jüngere Zeit war in weiten Teilen Europas der Glaube verbreitet, dass sich zauberkundige Menschen, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatten, zu dieser Zeit in Werwölfe verwandelten und in dieser Gestalt Mensch und Vieh bedrohten, etwa im Baltikum,in Westdeutschland, speziell in der Eifel und den benachbarten Ardennen, oder in Bulgarien.
Diese Vorstellung spiegelt sich in den Perchtenläufen des Alpenraums wider. Eine andere Form der Perchten, aber regional davon getrennt und eigenständig sind die Glöckler. Auch der Brauch, zu Silvester Lärm zu erzeugen (Silvesterfeuerwerk), sollte die Unholde fernhalten, im Alpenraum wird in allen Rauhnächten auch geböllert.
Angeblich sind die Rauhnächte auch für das Befragen von Orakeln geeignet. Im Silvesterbrauchtum wird dieser Glaube – wenngleich in erster Linie aus Geselligkeit – in Form des Bleigießens oder auch des Wachsgießens bis heute weiter gepflegt. Der Zwiebelkalender dient der Wetterprognose. Tiere im Stall sollen um Mitternacht mancher Rauhnächte die menschliche Sprache sprechen und über die Zukunft erzählen – wer die Tiere allerdings sprechen höre, sterbe unmittelbar danach. Mancherorts dürfen sich die Tiere bei einem Hausgeist (als Einbruch der Heidenwelt in die Christfestlichkeiten, aber auch in einer christianisierten Entsprechung) über ihren Herrn beschweren: Hat er sie im letzten Jahr schlecht behandelt, wird er bestraft.
Im 19. Jahrhundert galten die Rauhnächte für unverheiratete Frauen als eine Gelegenheit, um Mitternacht an einem Kreuzweg oder einem anderen magischen Ort ihren künftigen Bräutigam zu sehen. Seine Gestalt erschien dann und ging schweigend vorüber, und das Mädchen durfte ihn weder ansprechen noch ihm nachschauen, weil dies den Tod bedeutet hätte.
Die vier wichtigen Rauhnächte galten mancherorts als derart gefährlich, dass sie mit Fasten und Gebet begangen wurden. Im Haus durfte keine Unordnung herrschen, keine weiße Wäsche auf der Leine hängen (welche die Reiter stehlen würden, um sie dann im Laufe des Jahres als Leichentuch für den Besitzer zu benutzen). Es durften keine Wäscheleinen gespannt werden, da sich in diesen die Wilde Jagd verfangen könnte. In einer anderen Version ist dies besonders (jüngeren) Frauen verboten. Durch das Aufhängen von weißer (Unter-)Wäsche würde die Wilde Jagd angelockt und dann über diese Frauen „herfallen“. Frauen und Kinder sollten nach Einbruch der Dunkelheit auch nicht mehr alleine auf der Straße sein. Darüber hinaus darf nicht Karten gespielt werden. In manchen Gegenden des Ostalpenraums wurden diese Vorschriften von Perchten überwacht. Die sogenannte Roggenmuhme, auch „Rockenmör“, straft die faulen Mägde, die in den Zwölfnächten ihre Spinnrocken nicht abgesponnen haben. (Quelle Wikipedia).