Sportstadt Grenchen
Konzentration und eine ruhige Hand sind beim Schiessen gefragt

Im Schiessstand Bettlach mit Jungschützenleiter Chris Corti vom Schiessportverein Lauacher.

Patric Schild
Drucken
Jungschützenleiter Chris Corti erklärt der Jungschützin Josephine Rickli, wie man sich im Schiessstand verhalten muss.

Jungschützenleiter Chris Corti erklärt der Jungschützin Josephine Rickli, wie man sich im Schiessstand verhalten muss.

Hanspeter Bärtschi

Jungschützenleiter Chris Corti überwacht zusammen mit einem Hilfsleiter die letzten Vorbereitungen seiner Schützlinge, bevor das Training losgehen kann. Die Nachwuchsschützen sind gerade damit beschäftigt, das Sturmgewehr auszustossen. «Pamir auf!» ruft der 25-jährige Leiter ihnen plötzlich zu, als er einen älteren Schützen erblickt, der sich gerade in Position begibt, um eine der 300 Meter entfernten Schiesstafeln ins Visier zu nehmen. Dem Kommando sofort folgeleistend, legen alle Nachwuchsschützen ihre Gewehre nieder und setzen den Gehörschutz auf. Anschliessend geht das Vorbereitungsprozedere nahtlos weiter.

Grosses Augenmerk auf Jungschützen

Über insgesamt 11 Jungschützen – vier davon Frauen – verfügt der Schiesssportverein (SSV) Lauacher Grenchen aktuell. Verglichen mit anderen Schützenvereinen, die oft über Nachwuchsschwierigkeiten klagen, eine stattliche Zahl. Dies kommt allerdings nicht von ungefähr wie Vereinspräsident Bruno Hugi erklärt. Denn der Aufbau des Nachwuchses genoss bei der Vereinsgründung hohe Priorität. «Es war ein grosser Aufwand und wir standen unter starkem Druck, aber jetzt läufts», sagt Hugi.

Sportstadt Grenchen

In unserer Serie «Sportstadt Grenchen» stellen wir Personen und ihre bevorzugte Sportart vor. Die Sportlerinnen und Sportler sprechen über ihr Hobby und ihre Ambitionen und stellen den Verein vor, in dem sie aktiv sind. (at.)

Heute: Mit Jungschützenleiter Chris Corti im Schiessstand

Noch zur Jahrtausendwende hatte die Uhrenstadt mit den Arbeiterschützen Grenchen, dem Unteroffiziersverein Grenchen und dem Schützenklub Grenchen drei Schützenvereine, deren Ursprünge teilweise bis in die 1880er-Jahre zurückreichten. Aufgrund von anhaltendem Mitgliederschwund bei allen drei Vereinen fusionierten diese am 25. 1. 2008 schliesslich zum SSV Lauacher Grenchen. Der Name des neuen Vereins ergab sich aus dem Bekenntnis zum Standort der Schiessanlage von Grenchen, im Lauacher Bettlach.

Die riesige Anlage wurde im Jahre 1969 eröffnet. Dazumal beherbergte die Einrichtung noch neun Schützenvereine. Heutzutage sind es noch deren drei. Nebst dem SSV Lauacher Grenchen haben auch die Schützengemeinschaft Bettlach sowie die Freischützen Grenchen hier ihr Zuhause. Für potenzielle Neumitglieder organisiert der SSV Lauacher Grenchen jährlich einen Infoabend. Zu diesem Zweck verschickt Corti jedes Jahr rund 500 Briefe an Grenchner Haushalte mit Jugendlichen im Alter von 15 bis 20 Jahren, welche die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzen. Denn in dieser Altersspanne kann der Jungschützenkurs absolviert werden.

Zu Spitzenzeiten zählte der Kurs bis zu 18 Nachwuchsschützen. Aber selbst in mageren Jahren waren es immer mindestens 9 Teilnehmende. Ab und zu kommt es vor, dass einige den Kurs kurz nach Beginn gleich wieder abbrechen. Meistens, weil sie eine falsche Vorstellung von der Sportart hätten. «Das sind dann solche, die denken, dass sie hier einfach ein bisschen rumballern können», sagt Corti.

Der Umgang mit einer Waffe darf jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Die korrekte Handhabung gemäss den Sicherheitsvorschriften ist das A und O. Auch beim Schiesstraining verlangt Corti von den Jungen ein diszipliniertes Verhalten. Geübt wird immer mittwochs- und Donnerstagsabends. An ausgewählten Samstagen findet zudem ein Nachmittagsprogramm statt. Wer dem Training ohne Abmeldung fernbleibt, wird mit einer Busse belegt. Denjenigen, die gar mehrmals unentschuldigt an Pflichtterminen fehlen, droht der Ausschluss aus dem Kurs

Ein hohes Mass an Selbstdisziplin, so erklärt der Jungschützenleiter, sei daher, nebst guter Konzentrationsfähigkeit und einer ruhigen Hand, die wichtigste Voraussetzung, um diese Sportart auszuführen. «Ausserdem ist der Jungschützenkurs eine gute Vorbereitung für die Rekrutenschule», so Corti. Dies war für den damals 17-jährigen Corti auch der persönliche Beweggrund, den Kurs zu absolvieren.

Mit 23 Ausbildung zum Jungschützenleiter

.Mit 23 Jahren folgte schliesslich die Ausbildung zum Jungschützenleiter. Seither ist er für die Nachwuchsschützen zuständig. Dafür stellt er jedes Jahr aufs Neue ein spannendes Programm für seine Jungmannschaft zusammen. Ein besonderes Highlight sei, wenn sich die Jungen für einmal am Pistolenschiessstand versuchen dürfen. Dann können sie zeigen, ob sie mit der Faustfeuerwaffe auf einer Distanz von 25 Meter genauso treffsicher auftreten wie mit dem Sturmgewehr auf 300 Meter. Schliesslich wird beim SSV Lauacher Grenchen nicht nur mit dem Gewehr geschossen. Rund 12 Mitglieder sind als lizenzierte Pistolenschützen im Verein aktiv.

Den Mitgliederbestand konnte der Verein seit seiner Gründung praktisch halten. 65 Personen gründeten vor 12 Jahren den Verein, heute sind es noch 60. «Wir sind nicht vom Aussterben bedroht», sagt Hugi. Die sportliche Leistung hingegen ist ein wenig in den Hintergrund gerückt. «Am Anfang haben wir noch was gerissen, mittlerweile sind wir eher im hinteren Drittel angesiedelt», so der Präsident schmunzelnd.

Heute gehe es eher geselliger zu und her. Nichtsdestotrotz versuchen die Vereinsmitglieder auch auswärts möglichst viele Anlässe und Wettkämpfe zu besuchen. Denn wie der Präsident sagt: «Ein Verein, der nirgends mehr hingeht, ist kein Verein mehr.»