Gesellschaftsdrama
Komödie oder Schauspiel? «Ein Volksfeind» im Parktheater

Das Theater Kanton Zürich gastierte mit dem Klassiker «Ein Volksfeind» in Grenchen. Die Inszenierung des Theaterstücks von Henrik Ibsen kam an.

Daniel Trummer
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Theater Zürich vollksfeind Parktheater
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Theater Kanton Zürich gastierte mit dem Klassiker «Ein Volksfeind» in Grenchen.
Theater Kanton Zürich gastierte mit dem Klassiker «Ein Volksfeind» in Grenchen.
Theater Kanton Zürich gastierte mit dem Klassiker «Ein Volksfeind» in Grenchen.

Theater Zürich vollksfeind Parktheater

Hansjörg Sahli

«Ich bin noch ein wenig unsicher, ob ich es eine Komödie oder ein Schauspiel nennen soll», schreibt Ibsen seinem Verleger im Jahre 1882. Komödiantische Passagen sind sehr wohl in besagtem Stück auszumachen, jedoch bleibt beim Zuschauer oft das Lachen im Halse stecken. Es handelt sich um eine Wahrheitsverkündung ohne Kompromisse gegen die zeitgenössische bürgerliche Demokratie. Das Drama, welches vom Theater Kanton Zürich am Samstag im Grenchner Parktheater aufgeführt wurde, ist aktuell und berührt.

Und darum geht es im Stück: Das Heilbad in der Kleinstadt floriert. Der Kurarzt, Dr. Stockmann, stellt aber häufige Magen- und Darmerkrankungen fest. Er lässt die Wasserqualität untersuchen. Die Expertise ist vernichtend. Diese Wahrheit will Stockmann bekannt machen. Die Presse ist begeistert. Sein Bruder, der Bürgermeister, verhindert mit seiner Macht die Veröffentlichung und lässt eine beruhigende Stellungnahme im der Zeitung abdrucken. Dr. Stockmann kämpft weiter, lädt zu einer öffentlichen Versammlung ein. Er wird jedoch von seinen Gegnern, die fütternde Hände nicht beissen wollen, unterbunden. Der Volksfreund wird zum Volksfeind.

Schauspieler im Publikum

Unter der Regie von Kay Neumann liefen die Schauspieler im Parktheater zur Hochform auf. Katharina von Bock, Julka Duda, Pit Arne Pietz, Stefan Lahr, Nicolas Batthyany, Manuel Herwig und Hans-Caspar Gattiker glänzen mit Können, die Rollen sind ideal besetzt. Hinreissend interpretiert Andreas Storm die Hauptrolle als Dr. Stockmann, mal zärtlich und leise, mal wütend und aggressiv.

Der Theaterraum wird im fünften Akt zur Gemeindeversammlung. Die Schauspieler mischen sich unters Publikum und verhindern mit das Verkünden von unangenehmen Wahrheiten. Die Spannung steigt stetig und führt beim Zuschauer von eigenen Reflektionen bis zur totalen Beklemmung. Alle Figuren weisen Widersprüche auf, sodass Grenzen zwischen Gut und Böse, Wahrheit und Lüge nicht eindeutig werden.