Jahresrapport
Kommandant der Stadtpolizei Grenchen: «Der Trend zu Polizeifusionen ist passé»

Die Stadtpolizei Grenchen orientierte am Jahresrapport über ihre Tätigkeit im vergangenen Jahr.

Andreas Toggweiler
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Ein Emblem der Polizei Stadt Grenchen.

Ein Emblem der Polizei Stadt Grenchen.

AZ

Am Jahresrapport der Polizei Stadt Grenchen hielt Polizeikommandant Christian Ambühl mit seiner Truppe Rückblick auf das Polizeijahr 2017 in Grenchen. In seiner Einleitung machte Ambühl auf die steigende Anzahl von Fällen aufmerksam, in welchen Polizeibeamte selber Opfer von Straftaten werden. «In der Schweiz waren das im letzten Jahr 1171 Fälle – also vier Korpsangehörige pro Tag», gab Ambühl zu bedenken. Dieser Trend sei weltweit zu beobachten und bereits gibt es auch ein Logo, welches an die Opfer erinnert. Es zeigt jeweils das Landeswappen, welches von einer blauen Linie in der Mitte unterteilt wird und nennt sich «The Thin Blue Line». «Denken Sie daran, wenn Sie dieses Logo sehen.»

In Grenchen seien ihm zwar keine solchen Vorfälle gemeldet worden, was aber längst nicht heisse, dass die Beamten nicht in brenzlige Situationen kämen. «Sie konnten deeskalierend wirken oder die Situation ging sonst glimpflich aus. Das kennt jeder Polizist im Alltag.»

Belastender Polizeialltag

Auch Stadtpräsident François Scheidegger wies auf oft belastende Situationen im Polizeialltag hin und dankte den Korpsangehörigen für ihren Einsatz für die Sicherheit der Stadt. Umso wichtiger sei es, dass die Stadt genügend Ressourcen bereitstelle. Wer regelmässig Schichtarbeit und Bereitschaftsdienst leiste, habe auch Anrecht auf genügende Erholungszeiten unterstrich Scheidegger. Sonst leide auf die Dauer die Motivation.

Scheidegger erläuterte auch die Überlegungen im Zusammenhang mit dem gescheiterten Projekt eines gemeinsamen Postens mit der Kantonspolizei im alten SWG-Gebäude am Marktplatz. Er hätte das Projekt persönlich unterstützt, habe aber feststellen müssen, dass die räumliche und betriebliche Situation nicht befriedigend war. Zudem habe die Stadt ein eigenes Polizeigebäude, welches danach leer stehen würde.

Konflikt mit dem Kanton

Scheidegger bedauerte auch die Eskalation des Konflikts mit dem Kanton über die Abgeltung der Leistungen der Stadtpolizei, d. h. die Kündigung der Zusammenarbeitsvereinbarung durch den Kanton. Er hoffe, dass man in den nun folgenden Verhandlungen eine faire Lösung mit einer angemessenen Abgeltung finde.

Dass eine Polizeifusion keine Einsparungen bringe, sei am Beispiel Olten gezeigt worden, merkte Scheidegger an. Auch Ambühl hatte betont, dass der Trend zu Polizeifusionen passé sei. Immer mehr Städte, beispielsweise Chur, würden erkennen, dass die Arbeitsteilung zwischen Stadt- und Kantonspolizei für die urbane Sicherheit bei der Bekämpfung von Alltagskriminalität Sinn mache. Ewige Diskussionen über Polizeifusionen würden die Mitarbeiter zudem verunsichern, was schlecht fürs Arbeitsklima sein. Die Zusammenarbeit mit der Kapo sei in Grenchen nach wie vor sehr gut und auch mit den Sozialen Diensten pflege man zunehmend für beide Seiten wertvolle Kontakte.

Statistik der Delikte

Im Statistikteil gab stv. Kommandant Hugo Kohler Auskunft über die Tätigkeiten in den Bereichen Prävention, Verkehrs- und Sicherheitspolizei. So gab es wieder eine «Trickdieb-Demo» mit dem Grenchner Zauberkünstler Urs Saner («Orsani»). Im Verkehrsbereich wurden 245 Anzeigen und 278 richterliche Verbote gezählt, darunter 57 Geschwindigkeitsdelikte, 18 wegen Alkohol am Steuer, 20 wegen Drogen und 24 wegen fehlendem Führerausweis.

Registriert wurden 39 Fahrzeugdiebstähle (mehrheitlich Velos, davon 5 ermittelt und 22 aufgefunden). 36 Verkehrsunfälle wurden von der Stadtpolizei aufgenommen.

Der Fahrzeugbestand in der «Autostadt Grenchen» ist seit 2015 etwa konstant, 2017 mit 10 069 Fahrzeugen; es kam zu 65 Kontrollschildereinzügen.

Einbruchdiebstahl auf Platz 1

Im Sicherheitsbereich wurden 348 Strafanzeigen wegen folgender Sachverhalte des Strafgesetzbuches StGB aufgenommen: Diebstahl (69), Einbruchdiebstahl (87), Sachbeschädigung (61), Tätlichkeit (18) und Drohung (10). Weitere Strafanzeigen setzte es wegen Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz (37), Trunkenheit/Ruhestörung (10), Wirtschaftsgesetz (16), Tierschutzgesetz (15) und Ausländergesetz (4).

31 Einsätze wurden wegen Personen mit Rayonverbot geleistet, 27 Personen wurden in Polizeigewahrsam genommen, 10 fürsorglich untergebracht, dazu kamen 21 Einsätze für die Kesb, 15 wegen häuslicher Gewalt und 16 Exmissionen; 836 Zahlungsbefehle und 29 Gerichtsakten wurden zuggestellt.

Arbeit der Bundespolizei

Im zweiten Teil des Polizeirapports berichtete Daniel Fankhauser, stv. Kommissariatsleiter der Bundeskriminalpolizei, über seine Arbeit in der Zielfahndungsabteilung. Diese führt Fahndungen nach flüchtigen Tätern durch, Verhaftungen unter erschwerten Bedingungen (Einsatzgruppe TIGRIS) und jagt Gefängnis-Ausbrecher. Dazu werden moderne Mittel wie Computersoftware eingesetzt, aber auch Kontakte zu einem weltweiten Netz von Polizei-Attachés gepflegt, sowie zu Polizeiorganisationen wie Interpol und Europol. Man pflege für die systematische Fahndung aber auch die Zusammenarbeit mit örtlichen Polizeikorps.

Stadtpräsident François Scheidegger beförderte zwei Polizisten zu Gefreiten: Simon Büttiker und Marc Kohler; Mario Wiesenthal wurde als neuer Leiter des Rettungsdienstes vorgestellt. Marc Kohler gewann auch das Polizeischiessen mit 239 von 250 möglichen Punkten; der Polizeiparcours und der Sporttest wurden von Daniel Nikles dominiert.