Grenchen
Kleintheater-Team bietet Liedermacherkunst zum Jubiläumsende

Drei Geschichtenerzähler, Kabarettisten, Musiker sorgten für ein Jahres-Highlight.

André Weyermann
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Reto Zeller, begnadeter musikalischer Geschichtenerzähler wandelt auch mal auf Mani Matters Spuren.

Reto Zeller, begnadeter musikalischer Geschichtenerzähler wandelt auch mal auf Mani Matters Spuren.

michelluethi.ch

Gleich drei Künstler standen zum Jahresabschluss im Kleintheater auf der Bühne. Die Liedermacher und Kabarettisten Reto Zeller (Schwyz), Res Wepfer (Zürich) und Fabian Lau (Hessen, Deutschland) unterhielten dabei das Publikum vorzüglich.

Das Liedermacherfestival wurde 2012 von Reto Zeller ins Leben gerufen. Seither touren Künstlerinnen und Künstler in verschiedenen Formationen durch die Lande. In Grenchen wurden sie auf Plakaten als «liederliches Rat Pack mit drei Schurken, schräg-schönen Tönen und viel Kabarett» angesagt. Der Begriff Rat Pack bezieht sich unmissverständlich und ironisierend auf die Meute um Dean Martin, Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. aus den 50-er Jahren. Nun denn, den Vergleich müssen sie nicht scheuen. Im Gegenteil. Sie sind mindestens genauso unterhaltend wie ihre amerikanischen Namensgeber, übertreffen diese jedoch an kabarettistischem Tiefgang bei weitem.

Drei geniale Liedermacher

Den Auftakt zum zweistündigen Programm bestritt Gastgeber Reto Zeller mit einer ebenso poetischen wie augenzwinkernden Ode ans Publikum. Interessanterweise nahm sich auch Res Wepfer des Themas an, indem er (natürlich erfolglos) versuchte, die anwesenden Seelen zu zählen.

Es mag etwas heikel erscheinen, anhand einiger Kostproben aus ihrem umfangreichen Repertoire die Protagonisten in wenigen Worten zu charakterisieren. Der Versuch sei trotzdem gewagt. Reto Zeller ist ein begnadeter musikalischer Geschichtenerzähler, der schon Mal innovativ auf Mani Matters Spuren wandelt oder seinen Liedern gleich mehrere mögliche Schlusspointen versetzt. Res Wepfers Beiträge sind oft skurril, durchzogen von hintergründiger Philosophie. An der Ukulele mutiert er zum wohl blues-rockigsten Liedermacher, den die Bühnen je gesehen haben. Fabian Lau scheut in seinen Betrachtungen kaum ein Thema, entlarvt in bester satirischer Manier menschliche Schwächen wie Uniformität, Gleichgültigkeit oder Obrigkeitsdenken.

Allen dreien ist gemeinsam, dass sie quasi aus dem Nichts Geschichten und Gedankengänge hervorzaubern, die verblüffen, amüsieren und meist mit jener Prise hintergründigem Humor versehen sind. Sie regen zum Schmunzeln und Hinterfragen an.

Oh, du fröhlich Weihnachtszeit

Passende Beiträge zur Endjahres-Stimmung hatten die Akteure ebenfalls im Gepäck: Res Wepfer mimte entzückend-anzüglich und mit viel musikalischem Groove versehen einen alternden Samichlaus. Reto Zeller erzählte heiter-ironisch von missglückten Geschenken zur Weihnachszeit. Fabian Lau erläuterte mit bissigem Humor das Ritual seiner Familie, zu Weihnachten jeweils einen drogenabhängigen Bekannten temporär aus dem psychiatrischen Entzug zu «befreien».

Fazit: Mit dem Liedermacherfestival verabschiedet sich das Kleintheater-Team mit hochstehender Kunst von ihrem Jubiläumsjahr.