Ein gelungener Auftritt: Judith Bach, bekannt als Teil von «Luna-Tic», kann es auch «allene». Das hat sie mit ihrem eigenen Stück in der Uhrenstadt bewiesen.
Claire kann es auch «allene». Judith Bach, bekannt aus ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Stefanie Lang (Luna-Tic), nahm die Babypause ihrer Partnerin zum Anlass, ein eigenes Stück, «aus lauter Lebenslust», auf die Beine zu stellen, und unterhielt damit die Zuschauenden im Kleintheater bestens.
Zwar staunt Bachs Protagonistin, eben Claire, die «Kleene mi de kurze Beene» und der grossen Berliner Schnauze zuerst auch einmal ob des ihr allein gewährten Raumes, dann aber legt sie nach dem Motto «Ran an die Bouletten» so richtig los. Sie schauspielert, singt, spielt Klavier, tanzt (mit gewollt mässigem Erfolg) und vor allem quasselt und fabuliert grandios. Es ist kaum möglich, ihrem burschikosen Charme zu entrinnen.
Ihr Thema: das Leben mit all seinen Höhen, Tiefen und Träumen. Es ist dabei bestimmt kein Zufall, dass sie immer wieder den uralten Hit «Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück» anklingen lässt. Dies ist nämlich das Lieblingslied ihrer Oma Frederike, die sie konsequent «Fritz» nennt und die ihr immer zur Seite gestanden hat: «Mach dein Ding». Diese Oma, die Judith Bach selbstredend auch verkörpert, holt sie aus Gefilden, die wir Zuschauenden (noch) nicht kennen, flugs auf die Bühne. Die Dialoge und die weisen, aus einer anderen Zeit stammenden und mit riesigem Herzen geäusserten Bemerkungen von Oma Fritz wirken teilweise überraschend modern. Vor allem bereichern sie das Programm ungemein.
Claire macht es in ihrem über einstündigen Furioso dem Publikum nicht leicht. Klamaukartige Allerwelts-Reimchen wechseln sich ab mit scharfem Wortwitz: «Ratschläge sind auch Schläge.» Dann wieder sinniert sie über den Flutscheinwerfer und dessen Charakter, setzt sich ans Klavier und intoniert selbst geschriebene Kleinode: gekonnt und mit berührenden Texten. Und vor allem konfrontiert sie die Anwesenden mit tiefgründigen Fragen, die darin gipfeln, dass sie wissen will: «Wo bleibt eigentlich die Musik, wenn man sie gehört hat?»
Dazu mischt sie etwas Lokalkolorit, etwa wenn sie die Liebe einer Deutschen mit einem Grenchner Matrosen (!) scheitern lässt, als die beiden die jeweils andere Sprache verstehen. «Liebe ist, wenn man aussieht wie ein Kartoffelsack und du angeschaut wirst wie ne heisse Fritte.» Als «philosophisches Chansonkabarett: Überraschend, frech und zart» wurde Judith Bachs Erstlingswerk angekündigt. Dem wurde sie «aus lauter Lebenslust» mehr als nur gerecht.