Morgen Donnerstag lassen die schottischen Weltstars von Nazareth die Gemäuer des Grenchner Parktheaters erzittern.
«Love Hurts» ist wohl der bekannteste Hit, der in so manchem Skilager oder an Partys in den 80er- und 90er-Jahren auf und ab gespielt wurde, weil man dazu so wunderbar schwelgen – und geschlossen tanzen – konnte. Selbst heute noch wird das Stück bei manchen Sportveranstaltern, wie zum Beispiel dem SC Bern, bei gewissen Gelegenheiten angespielt. Insbesondere Dan Mc Caffertys eindringliche, heisere und kreischende Stimme gaben der schottischen Hardrockband ihr unverwechselbares Gesicht.
Nazareth aber nur auf diesen Welthit zu reduzieren, würde der Band nicht gerecht: Nazareth waren zusammen mit Deep Purple, Black Sabbath, Led Zeppelin und Uriah Heep in den Siebziger- und Achtzigerjahren prägend für Hard Rock und Heavy Metal.
Dan McCafferty, Darrell Sweet und Pete Agnew gründeten 1966 in Dunfermline (Schottland) die Band The Shadettes. Sie tourten als Coverband durch Pubs und Bars. Zwei Jahre später gründeten sie Nazareth, zusammen mit ihrem Landsmann Manuel «Manny» Charlton. Nach den ersten Jahren, in denen die Band wenig erfolgreich durch Europa tourte, veröffentlichte sie 1973 das Album «Razamataz», mit dem Nazareth der kommerzielle Durchbruch gelang.
Im selben Jahr kam das Album «Loud ’n’ proud» mit dem Welthit «This flight tonight» heraus, einem Coversong von Joni Mitchel, der sich fast ein Jahr lang in den Charts hielt. Es folgten rund 24 Alben der Band sowie etliche Soloprojekte verschiedener Bandmitglieder. Andere Musiker stiessen zu Nazareth und die Band wurde bekannt mit weiteren Rockschnulzen, wie zum Beispiel «Dream on», ihrem letzten internationalen Superhit aus dem Jahr 1983.
Nach dem Mauerfall füllte die Band in den Oststaaten riesige Stadien, in Polen spielten Nazareth vor 150 000 Leuten. Die Band besann sich in den 90er-Jahren auf ihre Heavy-Rock-Wurzeln und veröffentlichte einige Alben, auf denen die Rockballaden nur noch eine untergeordnete Rolle spielten. 1999 verstarb der Schlagzeuger der Band, Darell Sweet, vor einem Konzert bei einem Herzanfall. Nazareth sagten alle Live-Auftritte ab und zogen sich zurück. Erst 2008 gab es ein Comeback mit einer Welttournee und einem Jubiläumsalbum, «The Newz» – 40 Jahre nach Gründung der Gruppe.
Nazareth überdauerten die Jahre bis heute, verkauften rund 60 Millionen Alben und sind bis heute mit Simple Minds zusammen die bekannteste Musikband Schottlands.
Das Gründungsmitglied, Sänger Dan Mc- Cafferty, zog sich 2013 zurück, nachdem er wegen einer Lungenerkrankung ein Konzert in der Schweiz vorzeitig abbrechen musste. 2014 erschien das bislang letzte Album von Nazareth, «Rock’n’Roll Telephone», auf dem McCafferty allerdings noch alle Gesangsspuren aufgenommen hatte.
On Tour ging die Band allerdings zunächst mit dem Sänger Linton Osborn, der Anfang 2015 aufgrund gesundheitlicher Probleme ebenfalls seinen Rücktritt erklärte. Neu verpflichtet wurde der walisische Rocksänger Carl Sentance, der unter anderem von 1999 bis 2002 Leadsänger von Krokus war.
Dass Nazareth im Parktheater Grenchen auftreten, darf man schon als kleine Sensation werten. Klar, sind einige Bands, die in den 80er-Jahren vor zigtausend Zuschauern auftraten, heute vermehrt in kleineren Clubs und Lokalen anzutreffen, insbesondere jene, die nach langer Abwesenheit ein Comeback feiern und nicht mehr den Star-Status geniessen wie einst. Nazareth hingegen blieben ihrem Publikum und ihrem Stil treu.
Die Schotten pflegen noch heute den harten Rock und ihr Image als harte Jungs. Patrick Tobler, Geschäftsführer der Parktheater Gastro, beispielsweise erzählt, dass die Rockmusiker für die Plakate, mit denen Werbung für das Konzert in Grenchen gemacht wird, zuerst ganz brave Fotos der Band vorgesehen hatten, diese dann aber mit Fotos ersetzen wollten, auf denen sie mit Zigaretten und Whiskygläsern abgelichtet waren. Wilde, harte und heavy Rocker, halt.
Die VIP-Tickets für das exklusive Konzert sind bereits seit längerem ausverkauft. Im Ticketpreis inbegriffen ist ein «3-Gang Nazareth-Dinner» im Restaurant. Serviert wird das Lieblingsgericht der Rocker. Zusammengestellt von der Band – gekocht von der Küchencrew des Restaurants Parktheater nach genauer Anleitung der Schotten. Was genau auf den Teller kommt, wird hier nicht verraten, aber wer einmal in Schottland unterwegs war und in einem Pub das Nationalgericht bestellte, der weiss, was es zu futtern gibt.
Auch die Balkon-Plätze sind weg, übrig bleiben noch einige wenige Stehplätze.
Als Supporting Act wird Luke Gasser den Abend eröffnen – gradliniger und schweisstreibender Schweizer Rock ’n’ Roll.