Grenchen
Kleine Hoffnung für einen Teil der Michel-Belegschaft

Kunden haben einzelne Maschinen des konkursiten Autozulieferers Michel GA gekauft und beschäftigen für die Fertigung wichtiger Teile 40 bis 45 Betroffene vorerst weiter.

Franz Schaible
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Bei der Michel AG an der Maienstrasse brennt teilweise wieder Licht.

Bei der Michel AG an der Maienstrasse brennt teilweise wieder Licht.

Oliver Menge

Im Debakel um die abrupte Schliessung der Grenchner Industriefirma Michel AG von Mitte November gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Beim Zulieferer für die weltweite Automobilindustrie wird – wenn auch nur teilweise und auf Zeit – weiter gearbeitet.

Einzelne Kunden nämlich haben einige Maschinen aus der Konkursmasse des Zulieferers übernommen. Darauf werden weiterhin offenbar dringend benötigte Teile weiter gefertigt, wie Pablo Duc von der Transliq AG in Bern entsprechende Informationen dieser Zeitung auf Anfrage bestätigt. Transliq ist als Spezialistin für Konkursverfahren und Liquidationen vom kantonalen Konkursamt mit dem Verfahren beauftragt worden.

Namen der Kunden könne er keine nennen, weil man mit der Übernahme des Verfahrens dem Amtsgeheimnis unterstehe. Laut Informationen einer ehemaligen Mitarbeiterin soll es sich um die Grosskonzerne Bosch und Continental handeln, welche einzelne Maschinen auf eigene Rechnung weiterlaufen liessen.

Den Informationen zufolge sollen rund 40 bis 45 der vom Konkurs betroffenen Mitarbeitenden temporär wieder angestellt worden sein. «Diese Grössenordnung trifft in etwa zu», sagt Duc von Transliq. Über die Dauer der Anstellung und ob die Maschinen mit oder ohne Belegschaft später in andere Zuliefererfirmen integriert werden, könne er keine Auskunft geben. «Jedenfalls ist das eine positive Entwicklung, wenn auch vorerst nur befristet.»

Chance für tschechisches Werk

Auch die Zukunft des Michel-Tochterunternehmens in Tschechien sieht offenbar nicht nur schwarz aus. Diese wurde von der Michel AG 2014 in Brno aufgebaut, um einen Teil der Produktion von Grenchen dorthin auszulagern. Nach Firmenangaben sind dort inzwischen 126 Angestellte beschäftigt. Seit dem Konkurs der Michel AG in Grenchen wird für das Werk in Tschechien ein Käufer gesucht. «Wir stehen in Verhandlungen mit mehreren Interessenten», sagt dazu Duc von Transliq.

Er hofft, dass in zwei bis drei Wochen mit einem potenziellen Investor ein Entscheid über die Zukunft des Werkes gefällt werden könne. «Die Chancen sehen nicht so schlecht aus.» Ohne Käufer droht in Brno wie in Grenchen die Schliessung des Werkes. Duc drückt sich vorsichtig aus: «Ob das Werk selbstständig überleben kann, ist zumindest fraglich.» Die Zukunft des tschechischen Werkes ist auch für die Betroffenen des Konkurses in Grenchen wichtig. Ein allfälliger Erlös aus dem Verkauf würde nämlich in die Konkursmasse fliessen.

Konkursdividende ungewiss

Und darüber kann Pablo Duc noch keine konkreten Angaben liefern. Die Aufnahme der Aktiven laufe derzeit mit Hochdruck. Dasselbe gelte für bestehende Forderungen gegenüber der konkursiten Michel AG. Der Schuldenruf sei noch gar nicht erfolgt. Die erste Gläubigerversammlung sei in Zusammenarbeit mit dem Konkursamt auf Anfang 2016 geplant. Deshalb seien Aussagen über die Höhe einer allfälligen Konkursdividende im jetzigen Zeitpunkt unmöglich zu machen.

Die vor über 100 Jahren gegründete Michel Präzisionstechnik AG hat am 20. November wegen Überschuldung die Bilanz deponiert. Gleichentags wurde der Konkurs über die traditionsreiche Firma eröffnet. 82 Mitarbeitende haben Knall auf Fall ihren Arbeitsplatz verloren und müssen um ihre finanziellen Ansprüche bangen. Denn Geld für einen Sozialplan war keines mehr übrig. Als Grund für die Schliessung nannte die Firmenleitung den internationalen Preiskampf, welcher sich mit der Aufhebung des Euro-Mindestwechselkurses verschärfte. Bis zum bitteren Ende.