Mehrere hundert Chesslerinnen und Chessler marschierten in Grenchen lärmend durch die Quartiere der Stadt zum Postplatz, um nach der Monsterchesslete in diversen Fasnachtsbeizen eine Gratis-Mehlsuppe zu geniessen. Mit dabei auch vier Klassen aus dem Kastelsschulhaus.
Logisch, die Solothurner werden die Grenchner Chesslete einmal mehr belächeln. Denn während sich dort Tausende in einem grossen Tatzelwurm durch die Altstadt bewegen, ist die Chesslete in der Uhrenstadt mit schätzungsweise 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern überschaubar. Das heisst aber nicht, dass die Grenchnerinnen und Grenchner mit weniger Herzblut und Einsatz die Wintergeister vertreiben. «Der Vorteil an unserer Chesslete ist halt, dass man sich hier kennt», meinte etwa eine Chesslerin, die aus Überzeugung jedes Jahr in Grenchen teilnimmt.
Pünktlich um 5 Uhr in der Früh besammelten sich die Weisshemden in diversen Grenchner Quartieren: Im Bachtelen, beim Südbahnhof, wo Obernarr Patrick der Erste persönlich den Chesslerzug anführte, und beim Kastelsschulhaus, wo vier Klassen, Dritt- und Viertklässler, die Nacht im Schlafsack in ihren Schulzimmern verbracht hatten, um rechtzeitig wach zu sein. «Diese Klassen werden im Gegenzug nicht am Kinderumzug teilnehmen», sagte ein Lehrer, der die Schüler begleitete. Und früher nach Hause dürfen sie auch, meinte er.
Sogar im Quartier nördlich des GAG-Kreisels habe sie vier Chessler gesehen, meinte Oberchesslerin Sheena Ettlin. «Eine Premiere», meinte sie erfreut. Der grösste Zug, der sich beim Südbahnhof besammelt hatte, besuchte das Quartier beim Eichholzhügel. Auf der Schlachthausstrasse sorgte ein Einsatzfahrzeug der Stadtpolizei mit Warnlichtern dafür, dass die Chessler unbehelligt den Schalensteinweg erreichten. Über den Muntersweg und den Römersbrunnenweg ging es wieder in Richtung Innenstadt.
Sternmarschförmig trafen die Chesslerinnen und Chessler, viele mit Kindern, ausgerüstet mit Lärminstrumenten aller Art beim Postplatz ein, wo sie von der Oberchesslerin begrüsst wurden. Nach einer Monsterchesslete rund um den Märetplatz begaben sich die meisten Chesslerinnen und Chessler in eines der fantasievoll geschmückten Fasnachtslokale. In den Restaurants wurde eine leckere Mehlsuppe offeriert, man setzte sich zusammen und genoss die frühen Morgenstunden und den gelungenen Fasnachtsauftakt.
Zum Fasnachtsauftakt macht sich jeweils auch eine «hochoffizielle, unabhängige, unbestochene Jury» auf den Weg durch Grenchens Fasnachtsbeizen, um die schönsten Dekorationen zu würdigen. Man habe festgestellt, dass «wieder ein riesiger Chrampf der Zünftler mit viel Liebe zum Detail» geleistet worden sei. «Und in den Details liegt ja oft auch der Witz», so Jurypräsident Heinz Westreicher. Dafür gebühre allen Beteiligten «ein grosses Bravo und Dankeschön».