Bettlach
Kita-Leiterin: «Bei uns lernen Kinder spielerisch»

In der Bettlacher Kindertagesstätte Delfin, wo derzeit um die 80 Kinder einzelne oder mehrere Tage pro Woche verbringen, legt man Wert darauf, den Kindern die Natur näher zu bringen.

Oliver Menge
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Kita-Leiterin Tanja Elmiger (links) und ihrer Stellvertreterin Gina Grossenbacher mit ihren Schützlingen.

Kita-Leiterin Tanja Elmiger (links) und ihrer Stellvertreterin Gina Grossenbacher mit ihren Schützlingen.

Oliver Menge

Es ist heiss. Ein paar Kinder sitzen im Garten am Tisch unter dem grossen Sonnenschirm und geniessen ihren Zvieri: Zwieback, mit Butter bestrichen und Früchte. Nicht irgendwelche Früchte: Auf dem Tisch steht ein aus einer Wassermelone geschnitzter «Monsterkopf», umrahmt mit vielen Beeren und Melonenstücken. Daneben eine kleine Schüssel mit Wassermelone.

Ein paar Kinder haben im Sandkasten grosse Sandburgen gebaut. 13 Kinder besuchen an diesem Nachmittag den Schülerhort. 12 weitere sind in der Kinderkrippe untergebracht. Sie haben ihren Nachmittags-Snack schon genossen und spielen jetzt drinnen, wo es etwas kühler ist.

Rund 78 Kinder verbringen regelmässig einzelne oder mehrere Tage pro Woche in der Kita Delfin im umgebauten Adamhaus, das Jüngste momentan ist 8 Monate alt, das Älteste 15-jährig. Dazu kommen die Schülerinnen und Schüler, die hier den Mittagstisch besuchen. «Die Gesamtzahl ist etwas zurückgegangen», erklärt Kita-Leiterin Tanja Elmiger. «Aber wir haben mehr Kinder, die an mehreren Tagen die Woche bei uns sind, also faktisch sind wir voll».

Ab August sind es 10 Mitarbeiterinnen mit insgesamt 800 Stellenprozenten – zwei Praktikantinnen und eine Lernende eingeschlossen – die sich um die Kinder kümmern. Die Gemeindeversammlung hat erst vor kurzem einer Erhöhung des Stellenetats zugestimmt. Das war nötig, denn der Bedarf ist offensichtlich da: «Wir haben rund 30 Kinder auf der Warteliste für die Krippe und etwa 10 Kinder für den Hort», so die Leiterin. Die Finanzierung der Kita, die zertifiziert ist, wird im Schnitt aller Jahre zu rund 40% von der Gemeinde und 60% durch die Elternbeiträge und Firmenbeiträge abgedeckt.

Grosser Raum für Mittagstisch

Draussen lädt ein grosser Garten mit vielen Spielmöglichkeiten zum Verweilen ein. Im Innern des Adamhauses nimmt die Kita den ganzen Dachstock ein, grosse, helle Räume auf zwei Stockwerken prägen das Bild. Im oberen Stock hat es eine grosse, moderne Küche mit viel Platz für den Mittagstisch. «Wir beziehen zwar die Mittagessen für den Mittagstisch vom Altersheim. In den Schulferien oder zwischendurch ist es aber schon toll, wenn wir mit den Kindern zum Beispiel einen Kuchen backen oder andere kleine Köstlichkeiten zubereiten können», sagt die Leiterin.

Tanja Elmiger hat die Leitung der Kita Delfin in Bettlach vor 11⁄2 Jahren übernommen. Die neue Leiterin, die aus dem luzernischen Egolzwil stammt und nach ihrer Ausbildung in die Region gezogen ist, absolviert eine berufsbegleitende Weiterbildung zur Teamleiterin – eine Voraussetzung für die Stelle. «Es gefällt mir ausgezeichnet hier, ich fühle mich sehr wohl», sagt die junge Frau.

Selbstverantwortung fördern

«In der Betreuungs- und Erziehungsarbeit wird eine ganzheitliche Entwicklung der anvertrauten Kinder und Jugendlichen auf der körperlichen, sozialen, emotionalen und intellektuellen Ebene angestrebt, mit dem Ziel, ihre Selbstständigkeit und Selbstverantwortung zu fördern. Geborgenheit, Freiraum und Strukturen schaffen die Atmosphäre, in welcher altersgerechtes Zusammenleben über familiäre und kulturelle Grenzen hinweg geübt und gelernt werden kann.»

So der Beschrieb auf der Webseite der Gemeinde Bettlach. Elmiger ergänzt: «Die Kita Delfin ist keine eigentliche ‹Bildungs-Kita›, aber trotzdem werden die Kinder gefördert. Bei uns lernen die Kinder spielerisch. Mit unserem nächsten pädagogischen Jahresprojekt ‹Einisch rund um d’Wält› fokussieren wir uns gezielt darauf, den Kindern andere Kulturen näher zu bringen. Wir wollen damit auch unsere Wertschätzung den Kitafamilien und deren Herkunftsländern gegenüber zum Ausdruck bringen.»

Ausserdem seien sie und ihr Team bestrebt, den Kindern die Natur näherzubringen und diejenigen Themen ins Zentrum zu stellen, welche in der Schule weniger stark gewichtet würden.

Wald ist für alle spannend

Auf die Frage, ob es auch in der Kita Delfin mehr verhaltensauffällige Kinder gebe als früher, sagt Tanja Elmiger: «Ich habe den Eindruck, die Kinder haben heutzutage weniger Möglichkeiten, sich frei zu bewegen und zu entfalten. Hausregeln und Verbote prägen vielfach die Umwelt der Kinder. Deshalb legen wir auch grossen Wert darauf, mit den Kindern zum Beispiel in den Wald zu gehen. Das ist selbst für diejenigen, welche sich eigentlich sonst für wenig interessieren, immer spannend: Hütten bauen, Feuer machen und sonstige Aktivitäten. Hier blühen sie richtiggehend auf.» Sie würde gerne solche Waldbesuche fix ins Programm der Kita einplanen, aber es sei schwierig überhaupt zu den geeigneten Plätzen zu gelangen.

Dass die Ausflüge in den Wald grossen Anklang finden, habe sich auch in der Elternumfrage widergespiegelt, die man dieses Jahr durchgeführt hat. «Wir haben zum Beispiel den Samichlaus wie früher auch schon im Wald gefeiert: Etwa 40 bis 50 Familien sind gekommen und haben gemeinsam ein Nachtessen im Wald mit uns genossen.»

In der Kita Delfin ist man stets bemüht, den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Das klappt aber nicht in jedem Fall: «Wir haben zum Beispiel die Älteren gefragt, was für Wünsche sie bezüglich der Ausstattung der Kita haben. Da wurden in erster Linie Gamekonsolen, TV und solche Dinge genannt.»

Aber das sei natürlich nicht im Sinne des Leitbildes der Kita. Auch die Benutzung von Handys sei in der Kita nicht erlaubt. «Ich habe vor, eine Musikstation einzurichten, an der ein paar Kinder mit Kopfhörern gemeinsam Musik oder Geschichten hören können. Ausserdem haben sich die Kinder Comics gewünscht, die kommen sehr gut an. Und ich habe festgestellt, dass auch die Älteren gerne noch mit Autos oder Legos spielen, wenn grad keine Gamekonsole vorhanden ist», sagt die Kita-Leiterin schmunzelnd.