Seit Montag Nachmittag kann die Bergstrasse auf den Grenchenberg mit Winterausrüstung ohne Ketten befahren werden – die Signalisation wurde angepasst.
Ende letzter Woche herrschte reger Mail-Verkehr zwischen Bürgergemeinde, Stadtpolizei, BGU und den Berghöfen auf dem Grenchenberg. Auslöser dafür war die Feststellung, dass an viereinhalb Tagen in der Woche die Berghöfe, deren Besitzer die Bürgergemeinde ist, sozusagen keinen Umsatz mehr machen, weil praktisch niemand mehr nach oben fährt, um dort beispielsweise an der Sonne sein Mittagessen zu geniessen.
Vreni Schneider, Pächterin des Untergrenchenbergs, meinte auf Anfrage: «Dienstag, Donnerstag und Freitag letzte Woche haben wir ausser ein paar Tee und Kaffee rein gar nichts verkaufen können.» Die Stadtpolizei hatte anfang letzter Woche ein rigoroses Kettenobligatorium verhängt und fehlbare Lenker gebüsst.
Richard Aschberger, Bürgerrat und Gemeinderat, verfasste in dieser Zeitung in der Samstagsausgabe einen Leserbrief und forderte die Stadtpolizei auf, das Kettenobligatorium mit der Ausnahmeregelung «ausgenommen Vierradangetriebene Fahrzeuge mit Winterreifen» zu erweitern, und zwar unverzüglich.
Auch Bürgergemeindepräsident Franz Schilt forderte in einem Email an diverse Adressaten – unter anderem Michael Herzog, Leiter Kommissariat Verkehrspolizei und Hans-Rudolf Zumstein, den Chef des Busbetriebes Grenchen und Umgebung BGU – das Kettenobligatorium für 4x4-Fahrzeuge ab gestern Montag aufzuheben. Offenbar hat sich auch Stadtpräsident François Scheidegger zur Sache geäussert und den Polizeikommandanten gestern kontaktiert, wie aus gut unterrichteter Quelle zu erfahren war.
Aber die Stadtpolizei blieb bei ihrer Haltung – vorerst. Herzog rechtfertigte das Obligatorium damit, dass die Sicherheit oberste Priorität habe. Er sei letzte Woche zu Testzwecken selber ohne Ketten in einem Fahrzeug mit nur einer angetriebenen Achse hochgefahren und unterwegs steckengeblieben. «Die Strasse war im unteren Bereich vereist, darüber lag nur eine dünne Schicht lockerer Schnee, auf dem man keinen Grip hatte.»
Das habe ihn darin bestärkt, das Obligatorium beizubehalten. Jetzt sei die Strasse im oberen Bereich wegen der hohen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung teils sogar schneefrei. Dazu haben die Busse, die am Wochenende im Halbstundentakt verkehrten, mit ihren Ketten die vereisten Stellen aufgerauht, sodass jetzt Winterreifen genügten. Die Einbahnregelung am Mittwochnachmittag und am Wochenende bleibt allerdings auch weiterhin bestehen.
Am Sonntag sperrte die Stadtpolizei die Bergstrasse bereits um 10.45 Uhr, wie BGU-Chef Zumstein sagt. Denn die Parkplätze beim Untergrenchenberg und Stierenberg waren voll. Unten warteten aber noch eine ganze Reihe Leute, die auch noch an die Sonne wollten. Der BGU stellte einen Pendeldienst auf die Beine, etwas, das laut Zumstein etwa eine Stunde Vorbereitungszeit braucht.
«Wir brachten die Leute zuerst einfach nicht weg, denn mit den drei Fahrzeugen, die wir im Einsatz hatten, konnten wir 240 Personen aufs Mal befördern. Gewartet haben aber wesentlich mehr.» Erst nach etwa einer Stunde sei alles reibungslos gelaufen. Der BGU fuhr am Sonntag 12 Kurse auf den Berg und zurück. Normalerweise wären es deren 3.
Zum Kettenobligatorium für alle sagt Zumstein: «Wir haben auf unseren Fahrzeugen für den Personentransport ohnehin Ketten. Für uns viel wichtiger als die Diskussion um das Kettenobligatorium, ist das strikte Einhalten der Einbahnregelung.» Diese ist dann in Betrieb, wenn der BGU auf den Berg verkehrt, also Mittwochnachmittag und am Wochenende. Es gebe, so Zumstein, immer Unbelehrbare, die sich nicht daran hielten und trotz roter Ampel und Sperrzeit rauf- oder runterfahren. «Jedes Jahr haben wir ungefähr die gleichen Probleme», sagt Zumstein.
Auch auf dem Romontberg herrschte am Sonntag Hochbetrieb. Trotz eingeschränktem Winterdienst, schneebedeckter und zum Teil eisiger Strasse, waren rund 60 Fahrzeuge – die meisten 4x4 – rund ums Restaurant und auf nahegelegenen Parkplätzen abgestellt – ohne Ketten.