Stadtbummel
Keine Angst vor grossen Tieren

Brigitte Stettler
Brigitte Stettler
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Die Fasnachtsveranstaltung Plausch findet am im Parkttheater statt. (Archivbild)

Die Fasnachtsveranstaltung Plausch findet am im Parkttheater statt. (Archivbild)

Hansjörg Sahli

Am heutigen Samstag haben viele Grenchner den Plausch und besuchen am Abend den selbigen im Parktheater. Spass haben, die kommenden närrischen Tage geniessen, den Alltag für eine Weile vergessen, was kann es für den eingefleischten Fasnächtler Schöneres geben?

Selten hat ein Fasnachtsmotto besser zu unserer Stadt gepasst als das diesjährige: «s’pöpperlet». Was so viel heisst wie «leise klopfen». Und das ist allemal besser als mit der Tür ins Haus zu fallen oder diese gar einzutreten. Ich muss zugeben, dass mir das in den letzten Wochen nicht immer leicht gefallen ist. Im «Blick» konnte man lesen, dass ein Grenchner Jagdreisen anbietet und ein toter Leopard bereits für 5000 Franken zu haben sei. Als ich dieses las, da begann mein Herz bis zum Hals zu pöpperlen und über meine Lippen kamen Ausdrücke, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie kenne.

«Pfui Teufel» jedoch darf ich in diesem Zusammenhang nicht nur sagen, sondern an dieser Stelle auch ohne schlechtes Gewissen schreiben. Nicht wahr ist hingegen, dass sich vermehrt Grenchner zum Zahnarzt begeben sollen, um ihre Zähne zu überprüfen. Leoparden mit schlechten Zähnen haben scheint’s miserable Überlebenschancen und Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist besser. Es stimmt auch nicht, dass nach dem Bekanntwerden des rührigen Grenchner Jägers vor der Fasnacht auffallend viele Tierkostüme zurückgegeben worden sind. Kein Mensch wolle sich an der Fasnacht noch als potenzielle Jagdtrophäe verkleiden, was immerhin bis zu einem gewissen Mass verständlich wäre.

Und als ob auf’s ohnehin fragile Image Grenchens noch nicht genug gepöpperlet worden wäre, war im «Beobachter» zu lesen, dass der Sportmäzen, der 83-jährige Dr. Peter Buser, die Gemeinden Davos und Grenchen in eine kleine moralische Schieflage brachte. Man kann durchaus geteilter Meinung über einen alten Mann sein, der von sich sagt, dass er «der Herr ist», während seine vor ihm auf dem Boden sitzende Freundin in seiner von ihm gewünschten untertänigen Stellung verharrt. Jeder so, wie er muss.

Trotzdem hinterlässt das von diesem Herrn Doktor an den Turnverein Grenchen gespendete Geld zumindest bei mir ein leichtes pöpperlen. Der Volksmund sagt, dass Geld nicht glücklich macht, aber es beruhigend wirkt. Er sagt auch, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaue und eben auch, dass Geld nicht stinkt. In diesem Fall jedoch bemerke ich, dass sich meine Nase ein wenig rümpft und ich meine, ein fauliges Gerüchlein zu schmöcken.

Es gibt so viele kreative, tüchtige Leute hier, die nach Kräften alles tun, Grenchen ein positives Erscheinungsbild zu verschaffen und zu erhalten. Die sich, und das ist zu hoffen, von negativen Schlagzeilen nicht beeindrucken lassen, sondern sich unbeirrt weiter für unsere Stadt stark machen.

Es sind diese Leute, die eine Stadt prägen, sie nach aussen hin vertreten. Es sind ihre Ideen, die Grenchen ein Gesicht geben. Für den heutigen «Plausch» wünsche ich Ihnen allen viele schräge Töne und träfe Sprüche. Und am Fasnachtsumzug wünsche ich mir ein paar muntere Chinesen mit einem Kontrabass, da diese bis anhin hier noch nicht ausgegrenzt oder gar angegriffen worden sind. Ich wünsche mir den einen oder anderen zahmen Leoparden mit erhobenem Stinkefinger. Ich wünsche mir viele Frauen, die lieber aufrecht neben ihren Männern gehen anstatt vor ihnen zu kauern.

Ich wünsche mir, dass uns alle positiven Berichte über Grenchen in Erinnerung bleiben und dass die negative Berichterstattung unter einem gewaltigen Konfettiregen verschwindet.