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Der Gemeinderat hat Ja gesagt zum Gestaltungsplan Südhang. Am obersten Ende der Stadt Grenchen können jetzt mondäne Wohnliegenschaften gebaut werden.
In Grenchen werden zurzeit munter Baulücken geschlossen. Am attraktivsten sind dabei die Bauplätze am oberen Stadtrand, wo die Aussicht bisweilen spektakulär ist. Für eine schöne Eigentumswohnung mit Sicht auf die Alpen und die Witi wird dort schon mal eine Million hingeblättert.
Dass ihre Aussicht unverbaubar wäre, das dachten sich die Wohnungsbesitzer der Terrassensiedlung Altweg. Sie bilden hier die obere Besiedlungsgrenze der Stadt. Oberhalb und daneben ist nur noch Wald. Gleich unter ihnen, zwischen Altweg und Allmendstrasse, sollen nun aber drei weitere Gebäude erstellt werden.
Im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung zum Gestaltungsplan «Südhang» machten denn auch die Bewohner der Terrassensiedlung ihrer Empörung Luft, weil sie sich vor Jahren noch an einen 20-Meter Waldabstand halten mussten, die Neubauten aber nicht mehr. «Die Mehrfamilienhäuser werden wie riesige Fremdkörper vor die Terrassensiedlung am Altweg 11 erstellt», heisst es in der Eingabe» via Rechtsanwalt. Man spricht von einem «Vertrauensbruch» durch die Stadt. Auch die Erschliessung, die Gebäudevolumen- und Höhen und die Parkplatzsituation werden kritisiert.
Die Projektverfasser und das Planungsbüro, das die Mitwirkung begleitet hat, meinen zu dieser Kritik, dass die Änderung des Waldabstandes (durch eine Ausnahmebewilligung) dem aktuellen Waldgesetz entspreche und das neue Raumplanungsgesetz die Verdichtung nach innen verlange. «Ein Recht auf Aussicht besteht nicht», heisst es. Hangseitig trete die neue Überbauung nur mit einem Geschoss in Erscheinung, was hinzunehmen sei. Das Areal sei zudem seit vielen Jahren als Bauland ausgeschieden.
Bauherr Jürg Meier betont auf Anfrage, dass das Landstück schon seit Jahrzehnten seiner Familie gehöre und er sich alle erdenkliche Mühe gegeben habe, ein schönes und passendes Projekt zu entwerfen. «Wir haben sogar als Private einen Architekturwettbewerb durchgeführt und die Stadt war in der Jury vertreten», erklärt der Grenchner Unternehmer. Stadtbaumeister Aquil Briggen würdigte dieses Vorgehen anlässlich der Gemeinderatssitzung vom Dienstag ausdrücklich und sprach von einem «Super-Projekt», das der Stadt gut anstehe. Die Reduktion des Waldabstandes sei nötig und gemäss Gesetz auch möglich, da sonst das Grundstück nicht bebaubar sei.
Die meisten Gemeinderäte teilten diese Einschätzung, sowohl hinsichtlich der Architektur als auch der Planungsqualität. «Es handelt sich um ein vorbildliches Vorgehen für einen privaten Bauherrn», meinte Bapluk-Präsident Konrad Schleiss (FDP) . Das Projekt greife sehr wenig in die Umgebung ein und sei damit naturverträglich.
Einzelne wie Matthias Meier-Moreno (CVP) stellten hingegen die Frage, wie es überhaupt möglich sei, dass ein solches Grundstück eingezont wurde. Eine Antwort darauf wusste niemand.
Nicole Hirt (GLP) lehnte das Projekt ab. Es sei so nicht bewilligungsfähig und man schaffe damit ein Präjudiz für andere Grundstücke in Waldnähe. Mit innerer Verdichtung zu argumentieren, sei zudem völlig falsch, denn diese gehe ja auf Kosten des Waldes.
Die Änderung der Überbauungsordnung wurde schliesslich mit 13 gegen 1 Stimme bei 1 Enthaltung (Peter Brotschi, CVP) deutlich gutgeheissen.