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Verschiedene Optionen zur Zentralisierung der Stadtverwaltung Grenchen werden zurzeit geprüft.
Die Stadt gibt mehrere hunderttausend Franken jährlich für Mietzinse aus. Die öffentliche Hand hat sich in den letzten Jahren zum Ziel gesetzt, Amtsstellen vermehrt in eigenen Gebäuden unterzubringen. Denn die Vorteile eigener Liegenschaften sind im Zeitalter der Negativzinsen längst nicht nur für renditehungrige Investoren offensichtlich. Selber besitzen oder selber bauen ist Trumpf, erst recht, wenn man bedenkt, dass sich Gemeinwesen nicht den rigiden Bonitäts- und Tragbarkeitsprüfungen der Banken unterziehen müssen.
Der Kanton hat in Grenchen gleich ein Beispiel gesetzt und nach dem Kauf des ehemaligen SWG-Gebäudes seinen Kantonspolizeiposten von einer Mietliegenschaft in ein eigenes Gebäude gezügelt. Die Stadt Grenchen befasst sich ebenfalls seit einigen Jahren mit Überlegungen zum «In-Sourcing» von Verwaltungsstellen.
Diese kulminierten nicht zuletzt in einem Architektenwettbewerb für ein neues Stadthaus.Das Projekt ist allerdings bald in der Schublade verschwunden und zurzeit keine Option mehr, die weiterverfolgt wird. Denn es gibt diverse andere Möglichkeiten. Dies gilt insbesondere, seit bekannt geworden ist, dass das Bundesamt für Wohnungswesen BWO 2021 nach Bern wegzieht. Der damals zuständige Bundesrat Johann Schneider Ammann hatte im Zusammenhang mit dem Schliessungsentscheid in Grenchen der Stadt ein Vorkaufsrecht für das BWO-Gebäude zugesichert. Stadtpräsident François Scheidegger bestätigt, dass die Stadt ein Gebot für das vierstöckige Bürogebäude in der Storchengasse abgeben will. Das Gebäude wird auf einen Wert 7 Mio. Franken geschätzt.
Die vergleichsweise moderne Liegenschaft aus den 1990er-Jahren könnte grosse Teile der Stadtverwaltung aufnehmen. Man hätte sogar noch 1 oder 2 Geschosse frei für Mieter. «Dies würde auch ermöglichen, das Hôtel-de-Ville umzubauen, beispielsweise mit einer grösseren Schalterhalle im Parterre, die man für kleinere Anlässe nutzen könnte», denkt Stadtpräsident François Scheidegger laut nach.
Noch sei allerdings nichts spruchreif. Die Stadt lasse derzeit ein Konzept erarbeiten, welches Optionen für die Unterbringung der städtischen Amtsstellen aufzeigen soll. Fakt ist: das altehrwürdige Stadthaus hätte schon seit einiger Zeit ein Facelifting dringend nötig. In Kombination mit dem BWO-Gebäude könnte an der Ecke Bahnhofstrasse/Storchengasse ein Verwaltungszentrum entstehen.
Als Erstes würde man wohl die Baudirektion im BWO-Gebäude unterbringen. Dies, um Mietzinsen einzusparen. Ein Umzug der Stadtpolizei wird hingegen vorerst nicht in Betracht gezogen. In der ehemaligen Uhrenfabrik beim Nordbahnhof befindet sie sich bereits in einer städtischen Liegenschaft.
Auf dem Schachbrett der Liegenschaften stehen aber noch weitere Gebäude, die der Stadt gehören und die in die Nutzungsplanung einbezogen werden: An der Absyte oberhalb des Museums und an der Breitengasse. Dort ist zurzeit eine Kinderkrippe (Absyte) bzw. die städtische Musikschule untergebracht. Konkrete Projekte für diese Liegenschaften gibt’s im Moment nicht.
Viel diskutiert wird aber über ein anderes Gebäude: Die alte Villa an der Gibelstrasse 1 wurde vor etwa drei Jahren von der Stadt erworben, damals mit dem Ziel, eine unerwünschte Überbauung zu verhindern. Aber eigentlich wusste niemand genau, was machen mit dem baufälligen Gebäude.
Ein politischer Vorstoss im Gemeinderat von alt Vizestadtpräsident Urs Wirth und SVP-Fraktionschef Ivo von Büren stellte die Idee in den Raum, im Gebäude gleich vis-à-vis dem Hôtel-de-Ville das Stadtpräsidium unterzubringen. Dies würde allerdings beträchtliche Investitionen in das alte Haus bedeuten, dessen Unterhalt von den Vorbesitzern in hohem Ausmass vernachlässigt wurde. Am ehesten noch erhaltenswert wären die historischen Stallungen an der Nordwestseite, die beinahe im Originalzustand sind. Auch ist das Haus von einem schönen Baumbestand umgeben.
Für Stadtpräsident François Scheidegger ist denkbar, dass die Stadt die alte Villa auch wieder verkauft, sofern sich ein Investor manifestiert, der darauf ein Projekt realisiert, hinter dem die Stadt stehen kann. Dies insbesondere, wenn die Nutzungsplanung der erwähnten Liegenschaften ergibt, dass die Verwaltung dieses Haus nicht wirklich benötigt. Das ehemalige Elternhaus des 2019 verstorbenen Alt-Regierungsrates Walter Bürgi wurde übrigens mit Geld aus dem städtischen Landkredit erworben.
Bliebe noch die Schulverwaltung, welche wohl vorzugsweise in ihren (stadteigenen) Büros im Schulhaus IV bleibt, und das Sozialamt. Dass dieses ins Ebosa-Areal an der Kapellstrasse von einem Mietverhältnis in ein anderes umzieht, hat man in Kauf genommen, um damit das Synergie-Vorhaben mit dem bereits dort ansässigen «Netzwerk Grenchen» realisieren zu können.