Polizei Stadt Grenchen
Kastels-Anwohner wehren sich für Tempo 30

Die Aktion der Polizei Stadt Grenchen in diesen Tagen in den Quartieren zog viele Interessierte an, die sich unter anderem für die Beibehaltung der 30er-Zone aussprachen.

Oliver Menge
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Kilian Messerli (links) und Andreas Baur von der Stadtpolizei stellen sich den Fragen der Besucher am Stand der Polizei Stadt Grenchen an der Kastelsstrasse.

Kilian Messerli (links) und Andreas Baur von der Stadtpolizei stellen sich den Fragen der Besucher am Stand der Polizei Stadt Grenchen an der Kastelsstrasse.

Oliver Menge

«Ist es tatsächlich wahr, dass die uns die 30er-Zone wieder wegnehmen wollen? Das ist doch kompletter Blödsinn», meinte ein Mann, der sich beim Stand der Stadtpolizei an der Kastelsstrasse unmittelbar vor dem Altersheim eingefunden hatte. Er war nur einer von vielen Anwohnern, die Dienstagabend mit demselben Anliegen an die beiden Beamten gelangten. Andreas Baur, der Leiter Dienststelle Verkehr und stellvertretender Leiter Kommissariat Verkehrspolizei, und Kilian Messerli, Fachverantwortlicher Prävention und lokale Sicherheit, in diesen Tagen unterwegs in diversen Quartieren der Stadt, versuchten den zum Teil aufgebrachten Anwohnern zu erklären, dass es sich hier um ein Politikum handle, auf das sie wenig Einfluss nehmen können. Es sei Sache des Gemeinderates, hier zu entscheiden.

Tempo 30 war am Dienstag das Hauptthema am Stand der Stadtpolizei. «Warum werden Fussgängerstreifen, die doch eigentlich Sinn machen, wieder entfernt, wenn Tempo 30 eingeführt wird?» Es sei halt Bundesgesetz, dass es in einer 30er-Zone grundsätzlich keine Fussgängerstreifen mehr gebe, meint der Polizeibeamte. Ausnahmen seien Fussgängerstreifen in unmittelbarer Nähe von Altersheimen, Schulen, Kindergärten und an besonders gefährlichen Stellen, erklärt der Beamte. Zwei weitere Personen beteiligen sich am Gespräch. Auch sie sind der Meinung, es sei doch «idiotisch», die Tempo-30-Zone wieder aufheben zu wollen. Im Gegenteil, man müsste doch eher noch Verkehrshindernisse wie Schwellen einbauen, weil es auch so immer wieder Automobilisten gebe, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielten.

Schneepflug muss durchkommen

«Das ist aber gefährlich und kann auch nicht einfach so umgesetzt werden. Insbesondere Fahrradfahrer könnten bei solchen Schwellen stürzen», meint Baur. Und warum habe man dann nicht Parkplätze auf beiden Seiten aufgemalt? Das würde die Raser auch etwas verlangsamen, fragt ein weiterer Besucher. Auch das sei geprüft worden, sagt Baur. Die Kastelsstrasse sei eine Hauptachse für den Busbetrieb. Und besonders im Winter sei wichtig, dass die Schneepflüge sauber räumen könnten. «Das wäre weitaus schwieriger, wenn auf beiden Seiten der Strasse Parkplätze vorhanden wären.»

Auch kritische Töne sind zu vernehmen: «Ihr seid mit euren Radargeräten immer zur falschen Zeit da. Die Polizei misst nur dann, wenn Rentner und auch sonst anständige Leute unterwegs sind. Wenn aber die Raser nach Feierabend die Kastelsstrasse als Rennstrecke benützen, habt ihr eure Geräte schon wieder eingepackt.» Das stimme so nicht, meint Baur. Aber man verfüge halt nur über eine geringe Anzahl von mobilen Radarstationen, und die würden auf dem gesamten Gemeindegebiet eingesetzt. «Wir messen immer zu unterschiedlichen Zeiten, so viel steht fest.» Messerli wird von einer älteren Dame gefragt, wie sie sich verhalten müsse, wenn ihr jemand das Handtäschchen klauen wolle. «Schreien Sie, lärmen Sie, machen Sie auf sich aufmerksam. Das verschreckt die meisten Verbrecher. Aber wehren Sie sich nicht zu stark, denn ein Sturz kann schlimme Folgen haben.» Sie habe ohnehin nie viel Geld dabei, meint die Seniorin.

Ein Mann möchte gerne wissen, wie man sich am besten gegen Einbrecher schützt. Bei ihm im Haus sei bereits dreimal auf seinem Stock eingebrochen worden. «Soll ich die Rollläden halb, ganz oder gar nicht runterlassen, wenn ich in die Ferien fahre?» Wichtig sei, dafür zu sorgen, dass der Briefkasten regelmässig geleert werde, sagt Messerli. «Und sicher kann nicht schaden, eine Lampe mit einer Schaltuhr so einzustellen, dass sie unregelmässig brennt.» Grundsätzlich sei von grossem Vorteil, wenn die Wohnungstür mit einem Sicherheitszylinder und einer Dreipunktverriegelung ausgerüstet sei und man nicht leicht ins Haus eindringen könne. «Dann haben die Einbrecher nicht so leichtes Spiel, brauchen mehr Zeit und machen mehr Lärm. Das könnte sie abschrecken.»

Thematisch gebe es klare Unterschiede zwischen den einzelnen Quartieren, sagt Messerli. «Beim Kastels hatten wir einen Riesenansturm von Leuten, die wegen Tempo 30 bei uns waren. Im Lingeriz waren Einbrüche und Raubdelikte das Hauptthema, und auf dem Marktplatz ging es eher um Taschendiebstahl, die Parkplatzproblematik an der Marktstrasse und um die Taubenplage.» Ein Anwohner wollte beispielsweise wissen, ob es eigentlich erlaubt sei, die Tauben abzuschiessen. Der Dreck auf Balkonen und in den Dachrinnen sei zentimeterhoch und nicht mehr auszuhalten. Das sei bewilligungspflichtig und grundsätzlich nicht erlaubt, sondern Sache des Försters, wurde ihm mitgeteilt.