Torschluss
Kantine Meyer-Wyss macht dicht

Nach drei anstrengenden Jahren wirft Wirtefamilie Henzi von der Kantine Meyer-Wyss das Handtuch. Unter dem Strich blieb die Kasse leer.

Patrick Furrer
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Solothurner Zeitung

Ursula Henzi verzieht keine Miene, wenn sie über das Ende ihrer Beiz spricht. Sie schaut ernst und abgeklärt. Der Entscheid, die Quartierbeiz Kantine Meyer-Wyss auf Ende Jahr zu schliessen, ist durchdacht. Letztlich bleibt der Wirtefamilie Henzi aus Pieterlen keine andere Möglichkeit. Unter dem Strich bleibt die Kasse leer. «Wenn ich nichts mehr verdiene, brauche ich auch keine Beiz mehr zu führen», bringt es die Chefin auf den Punkt. Ein letztes Mal reichen Henzis an Silvester währschaftes Essen und gute Tropfen über die Theke – danach ist Feierabend. Über dreissig Jahre wurde hier gewirtet, jetzt fällt ein weiterer Gastronomiebetrieb den schwierigen Bedingungen in Grenchen zum Opfer.

Geschichtsträchtiger Betrieb

Ursula, Urs und Sohn James Henzi haben das Restaurant an der Däderizstrasse im Oktober 2007 übernommen. Der Betrieb war ursprünglich Kantine des Bauunternehmens Meyer-Wyss, für dessen 200 Angestellte. Er lebt vor allem von Stammkunden und Arbeitern aus Industrie oder Bau. Der Campingklub führte hier seine Treffen durch.

Gründe für den Umsatzeinbruch gibt es mehrere, sagt die Wirtin. Etwa die 0,5-Promille-Grenze, die Wirtschaftskrise und das Rauchverbot. In der Kantine Meyer-Wyss gibt es zwar ein grosszügiges Fumoir ohne Raucherhöhlencharakter, doch das half letztlich nichts. «Ausserdem werden unsere Kunden immer älter», sagt Henzi. Stammkunden, die nicht mehr kommen, sind ersatzlos verloren. Doch sie wolle nicht klagen. «Für unsere Stammgäste tut es mir leid. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo man sagen muss, ab hier geht es nicht mehr weiter.»

Die Gäste sind betrübt

«Das ist sehr schade», sagt ein Gast, der seit vier Jahren regelmässig in der Kantine einkehrt. «Hier wurde man immer sehr freundlich bedient.» Ein anderer Gast erschrickt. Denn von der Schliessung hat er noch nichts gewusst. «Was? Dir machet zue?» Jetzt müsse er sich eine neue Stammbeiz suchen, sagt er traurig und nippt an einem Glas Weissen. Er habe in der Kantine immer sehr gut gegessen. «Man merkt, dass ein gelernter Koch am Werk ist», lobt er Küchenchef James Henzi. Mutter Ursula Henzi klopft dem Gast kameradschaftlich gegen den Oberarm. Sie sagt, sie wolle allen treuen Gästen danken. Für die Familie gehe es jedenfalls weiter. Alle hätten einen neuen Job gefunden. Angestellt zwar, aber dafür mit einem regelmässigen Einkommen.

Ganz abschliessen können Henzis trotzdem noch nicht. Der Pachtvertrag läuft noch zwei Jahre. Die acht Wohnungen über dem Restaurant hat die Familie mitgepachtet. Diese werden weiterhin untervermietet. Und weil die Liegenschaft sanierungsbedürftig sei, finden noch Gespräche mit dem Besitzer statt. Doch das ändert am Ende der Kantine Meyer-Wyss letztlich nichts mehr. Ursula Henzi sagt: «Wir habens gesehen.» Den Mut, weiterzukämpfen, haben die Wirtsleute verloren.